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Baltimore Ravens – Beginn einer neuen Ära

bALTIMORE RAVENS – BEGINN EINER NEUEN ÄRA

Nach dem NFL-Draft im April dieses Jahres, schrieben wir über die Baltimore Ravens als einen der großen Gewinner des Drafts. Mit zwei Erstrunden-Picks und insgesamt zehn weiteren in den folgenden Runden, waren sie eines der Teams mit den meisten Auswahlrechten für neue Spieler aus dem College. Besonders sorgte hier die Wahl eines spektakulär aufspielenden, jungen Quarterbacks Position 32 für Gesprächsstoff.

neuer quarterback, neues konzept?

Mit Lamar Jackson (21) pickten die Ravens einen Quarterback, der mit seiner Spielweise stark an laufstarke Spielmacher wie Michael Vick (38) oder Cam Newton (29, Carolina Panthers) erinnert. Zwar zeigte er in seinen 38 Spielen auf dem College Schwächen in der Passgenauigkeit, nur knapp 60 Prozent seiner Pässe fanden ihr Ziel, schaffte es aber dennoch 9043 Yards und eine beachtliche Anzahl an Touchdowns (69) zu werfen. Allerdings produzierte er in seinen drei Jahren auf dem College in Louisville auch 27 Interceptions.

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Die größte Aufmerksamkeit erreichte der amtierende Heisman-Trophy-Gewinner aber zu Fuß. Durch seine Mobilität und sein Laufspiel versetzte er Zuschauer regelmäßig ins Staunen. Jackson erlief in seiner gesamten College-Karriere über 4000 Yards und grandiose 50 Touchdowns. Dass sich die Franchise aus Baltimore hier einen völlig anderen Quarterbacktypen als ihren langjährigen Starter Joe Flacco (33) an Bord holten, sorgte durchaus für Überraschungen.

Flacco wirkt in der Pocket und unter Druck wesentlich unmobiler und neigt in solchen Situationen gerne dazu das Ei zum Gegner zu werfen. Dennoch darf man nicht vergessen, dass er die Ravens 2013 zu ihrem zweiten Super-Bowl-Triumph führte. Seitdem genoss er zwar einen mehr oder weniger unantastbaren Status, blieb aber hinter seinen Erwartungen zurück. In den letzten Jahren performte er maximal durchschnittlich und stand demnach immer häufiger heftig in der Kritik.

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Nachdem Flacco nun schon seit einigen Wochen mit einer Hüftverletzung laboriert, bekam Lamar Jackson in Woche elf zum ersten Mal die Chance als Starter in eine NFL-Partie zu gehen. Gegen die Cinncinati Bengals der letztjährige Heisman-Trophy-Gewinner präsentierte sich durchaus solide. Durch die Luft verteilte er die Bälle für insgesamt 150 Yards, warf das Leder allerdings auch einmal in die Hände der Rivalen aus der eigenen Division. Aber im Laufspiel zeigte der Quarterback, wie früher in sämtlichen Schulmannschaften, wo seine Stärken liegen. Er erlief mit 27 Versuchen ganze 117 Yards Raumgewinn. Zuvor gab es nur einen Spielmacher der in einer Partie öfter lief als Lamar Jackson. Gegen den Pass-Rush zeigte er wie schwer es ist ihn zu Boden zu bringen. Wie ein glitschiger Aal flutschte der Rookie immer wieder durch die Arme der Verteidiger und aus aussichtslosen Situationen heraus. Schon jetzt lief Jackson für die zweitmeisten Yards innerhalb der eigenen Mannschaft (258 Yards) hinter Runningback Alex Collins (24, 411 Yards).

Defensive nichtmehr dominant

In den letzten Jahren war die Verteidigung der Ravens das Prunkstück der Franchise. Regelmäßig war sie der ausschlaggebende Punkt, warum Spiele gewonnen wurden und nicht die inkonstant aufspielende Offensive. Mit einer guten Mischung aus talentierten jungen Spielern, wie C.J. Mosley (26, LB) und Veteranen mit langjähriger Erfahrung, wie Terrell Suggs (36, LB), waren sie in der ganzen NFL gefürchtet. Solide 64 Tackles konnte Mosley bis jetzt auf seine Agenda schreiben, womit er die mannschaftsinterne Rangliste anführt. Der siebenfache Pro-Bowler Suggs sammelte bisher nur 5,5 Sacks. Das sind zwar die meisten für sein Team, aber nicht genug um Quarterbacks auf der anderen Seite erzittern zu lassen, oder 2018 in der oberen Riege der Pass-Rusher mit zu mischen.

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RangSpielerTeamSacks
1Aaron DonaldLA Rams14.5
2Danielle HunterMinnesota Vikings11.5
3Chandler JonesArizona Cardinals10.5
4Von MillerDenver Broncos10.0
J.J. WattHouston Texans10.0
Frank ClarkSeattle Seahawks10.0
T.J. WattPittsburgh Steelers10.0
29Terrell SuggsBaltimore Ravens5.5

Auch dieses Jahr präsentieren sich besonders diese beiden Akteure also in recht akzeptabler Form. Doch so dominant wie die Spielzeiten zuvor, in denen sie Spiele im Alleingang für sich entscheiden konnten, zeigte sich die Defensive bis dato nicht. Dies liegt vor allem daran, dass sie sehr wenige Turnover erzwingen. Nur fünf Interceptions und zwei Forced Fumbles konnten sie bislang erzielen. Damit belegen die Ravens den drittletzten Platz der gesamten NFL. Und das, obwohl man die insgesamt wenigsten Yards des Gegners zulässt (300 Yards pro Spiel). In dieser Statistik stellt man die beste Verteidigung der Liga, noch vor den Buffalo Bills (302,2 YpS), den Chicago Bears (316,1 YpS) und den Jacksonville Jaguars (319,5 YpS).

sorgenkind passspiel

Auf der anderen Seite des Balles zeigte Alex Collins (24) in den letzten Jahren zwar, dass er als Runningback durchaus für jedes Down taugt, allerdings scheint er kaum Vertrauen vom Coaching-Staff zu bekommen. Immer wieder werden die deutlich schwächeren Läufer Javorius Allen (27) und Gus Edwards (23) in spielentscheiden Szenen ins Geschehen geworfen. Doch besonders in der Redzone sind sie nicht ansatzweise so explosiv und effektiv wie der eigentliche Stamm-Runningback.

SpielerRushing YardsTouchdowns
Alex Collins (RB)4117
Lamar Jackson (QB)2581
Gus Edwards (RB)1791
Javorius Allen (RB)1083
Joe Flacco (QB)450

Doch wie bereits vorhin beschrieben, befindet sich die größte Baustelle im offensiven Passspiel. Joe Flacco gehört nicht zur Elite der Passwerfer, herausragende Wide Receiver waren schon jeher Mangelware in Baltimore. Hier versuchte man in der diesjährigen Offseason Löcher zu stopfen und verpflichtete die Wide Receiver Michael Crabtree (31, vorher Oakland Raiders) und Willie Snead (26, vorher New Orleans Saints). Doch gute Statistiken sehen anders aus. Auch der erste Erstrunden-Draftpick, Tight End Hayden Hurst (25) schlug alles andere als ein. Gerade einmal vier Pässe konnte er bislang fangen, hier hatte man sich bei einem solch hohen Pick wohl mehr erhofft.

SpielerReceptionsReceiving YardsTouchdowns
John Brown (WR)356244
Willie Snead IV (WR)504991
Michael Crabtree (WR)424792
Mark Andrews (TE)222632
Javorius Allen (RB)351962

neue Ära

Die gesamte Offensive wirkte bis zu Woche elf alles andere als explosiv oder überraschend. Zwar schaffte es Head Coach John Harbaugh (56), die Turnover zu minimieren, doch dies auf Kosten jeglicher kreativer Spielzüge. Somit agierte man im Angriff extrem vorhersehbar. Nachdem schließlich Lamar Jackson zum Starter wurde, präsentiert sich die Offensive völlig anders. Es schien fast so als wäre ein komplett neues Play-Book auf den Rookie entworfen und zugeschnitten worden. Viele Read-Option-Spielzüge des Quarterbacks und Play-Action-Pässe auf die Wide Receiver, welche man bei Flacco kaum zu sehen bekam.

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Kehrt dieser nach seiner Verletzungspause zurück, stellt sich also die Frage, ob er auch wieder in der Startaufstellung stehen wird. Wahrscheinlich ist aber auch, dass er dann seinen Posten bereits für den 21-Jährigen räumen muss. Auf Platz zwei in der AFC-North bestehen zwar noch theoretische Chancen auf die Playoffs, hierfür müsste allerdings einiges zusammenlaufen. Ein Grund mehr dem Rookie weitere NFL-Erfahrung zu ermöglichen. Diesen Sonntag ist außerdem bereits bestätigt, dass Lamar Jackson zum zweiten Mal in seiner noch jungen NFL-Karriere von Beginn an auf dem Rasen stehen wird. In Woche zwölf sind die im Umbruch stehenden Oakland Raiders im Staate Maryland zu Gast. Eine Aufgabe für Jackson, in der er sich durchaus beweisen kann. Der perfekte Zeitpunkt um an den nötigen Stellschrauben im Passspiel zu drehen und frühzeitig eine neue Ära der Baltimore Ravens einzuläuten.

 

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