Baltimore Ravens – Zurück In Der Vergangenheit
BALTIMORE RAVENS – ZURÜCK IN DER VERGANGENHEIT
Allerspätestens seit vergangenen Montagmorgen darf man die Baltimore Ravens (6 – 2 – 0) wieder zu den Top Teams der NFL zählen. Der amtierende Spitzenreiter der AFC North schlug die New England Patriots mit einem 37 – 20 deutlich! Bis dato waren die Patriots noch ungeschlagen. Der Sieg ist also nicht nur ein Ausrufezeichen, sondern gar eine Reise für die Ravens. Eine Reise zurück in die Vergangenheit.
Patriots-Killer
Kaum ein Team hat es in den letzten 20 Jahren so gut mit den Patriots aufgenommen wie Baltimore. Der Sieg in der vergangenen Woche ist also keine Eintagsfliege. Zuhauf sah man sich in den wichtigen Playoff Partien gegenüber. Freilich behielten die Patriots zumeist die Oberhand, aber nicht immer! Vor allem darf man festhalten, das New England trotz stetigem Heimvorteil oftmals mit einem blauen Auge davon kam. Nicht so am Montagmorgen. Spektakulär zerlegte man den Titelverteidiger, vor diesmal heimischen Publikum. Die bis dato hochgelobte Verteidigung der Patriots fand zunächst überhaupt nicht ins Spiel. Bis man wusste was man überhaupt zu tun hat, stand es schon 17 – 0 für Baltimore. Das Team von Head Coach John Harbaugh (57) funktionierte von Beginn an. Angeführt von einer bärenstarken Offensive rund um Running-Quarterback Lamar Jackson (22) setzte man ein ligaweites und vor allem dickes Ausrufezeichen! Denn auch die Defensive dominierte Brady (42, QB, Patriots) & Co.. Man produzierte nicht nur zwei Turnover. Ein Fumble von Star-Receiver Julian Edelman (33) wurde sogar zurück in die Endzone getragen.
Oftmals wussten die Pats keine Antwort auf den nahezu perfekten Gameplan der Ravens. Obwohl man als klarer Außenseiter in die Partie ging, belehrte man die Experten eines Besseren und zeigte dass New England schlagbar ist. Mit einer solchen Leistung wie am vergangenen Wochenende gehören die Ravens mit einem mal zum ganz engen Super Bowl Kreis. Nur in Woche vier versagte man, als man gegen angeschlagene Cleveland Browns (2 – 6 – 0) 25 – 40 verlor. Seither präsentierte man sich sehr souverän. Die Niederlage gegen die Kansas City Chiefs (6 – 3 – 0) kann passieren. Mit 28 – 33 unterlag man nämlich nur ganz knapp.
König Lamar
Das Prunkstück des Teams ist anders als beim letzten Super Bowl Gewinn 2012 die Offensive. Der Hauptgrund heißt Lamar Demeatrice Jackson Jr., kurz Lamar Jackson. Jackson befindet sich erst in seiner zweiten Saison und überzeugte von Beginn an. Die Art seines Spiels stellt eine neue Spielweise dar. Es gab zwar schon immer Spielmacher die auch schnell und flink waren aber keiner war wie Jackson. Es ist mittlerweile schon selbstverständlich wie häufig der wichtigste Mann der Offensive läuft. Das Offensiv-Konzept der Ravens ähnelt aufgrund der Lauffreudigkeit Jacksons an jene eines College Teams. Wir kennen alle Michael Vick (39, QB), Randall Cunningham (56, QB) oder Steve Young (58, QB, HOF). Sie alle haben auch als Läufer exzellente Fähigkeiten bewiesen. Trotzdem war niemand vergleichbar mit Jackson. Auch Cam Newton (30, QB, Panthers) hat uns von den Socken gehauen und benötigt nur noch knapp 200 Yards um als Erster Quarterback überhaupt die 5.000 Yard Marke am Boden zu knacken. Und trotzdem hinkt auch er dem Leader der Ravens Offensive hinterher. Warum? In gerade mal 15 Spielen als Starting-Quarterback steht der König von Baltimore bei bereits 1.332 Yards! Hochgerechnet würde er also in knapp drei Jahren die 5.000er Marke pulverisiert haben. Wahnsinn!
Trotzdem muss man aber auch vorsichtig sein. Jeder Lauf eines Quarterbacks birgt auch Risiken mit sich. Wie schnell hat man sich verletzt. Jeder der von mir bereits erwähnten Läufer musste im Laufe seiner Karriere Tribut zollen. Meist führen Verletzungen durch Hits dazu, dass die Läufe sich mit voranschreitendem Alter verringern oder gar die Karrieredauer massiv beeinflussen. Daher sind in der Geschichte der NFL die erfolgreichsten Quarterbacks auch meist die mit den wenigen Läufen gewesen. Was Jackson jedoch in seinen jungen Jahren bereits auf´s Grün zaubert ist enorm und sehr beeindruckend. Wir können uns auch in der Zukunft auf mehr von ihm freuen. Das Verteidigungen sich schwer auf den Youngster einstellen können, hat man bei der starken Patriots Defense gesehen. Diese wirkten im 1. Quarter komplett überfordert und wurden förmlich überrannt.
Defensive Als Super Bowl Pendel
Ob man wirklich um den ganz großen Titel mitspielen kann, ist in meinen Augen abhängig von der Stabilität der Defensive. Es wird auch mal passieren, dass die Offensive nicht so zündet oder Jackson keinen guten Tag hat. Dann muss die Defensive zur Stelle sein. Bisher präsentierte man sich recht solide und gehört gegen den Lauf sogar zu den zwei Besten der gesamten Liga. Beim Patriots-Spiel zeigte man eine herausragende Leistung. Trotzdem muss man auch realistisch sein. Die O-Line der Pats ist alles andere als gut. Dies führte dazu, dass man in diesem Spiel die Line of Scrimmage dominierte. Kein Laufspiel, permanenter Druck für den Quarterback und schon hat man einer Offensive den Zahn gezogen. Probleme hat man trotzdem genügend in der Defensive. Die Tiefe des Kaders auf einigen Positionen halte ich für ausbaufähig. Auch gegen No-Huddle-Offensiven zeigte man sich 2019 sehr anfällig. Geht es schnell, ist es sicherlich für jede Defensive ein Nachteil. Der Ravens-Defense geht es aber meist zu schnell. Hier hat man aktuell wenig entgegenzusetzen. Ähnliches gilt für die generelle Passverteidigung. Auch hier ist man in meinen Augen eher im hinteren Viertel der Liga anzusiedeln und das trotz Starverpflichtung Earl Thomas (30, FS). Thomas ist 6 maliger Pro Bowler und Super Bowl Champion mit den Seattle Seahawks.
Nach Vertragsstreitigkeiten mit Seattle verlies er die Franchise als Free Agent und unterzeichnete einen vier Jahres Vertrag bei den Ravens. $32.000.000 sind dabei garantiert. Für einen 30-jährigen viel Geld aber er ist es auch wert. Thomas gehört seit Jahren zu den Besten auf seiner Position und gerade in den Playoffs wird man seine Erfahrung und Führungsqualität brauchen. Er strahlt Ruhe aus und macht die Spieler um ihn herum besser. Mit 6 – 2 – 0 und dem starken Spiel im Gedächtnis sollte man für die restlichen Spiele gewappnet sein. Angesichts der bisherigen Leistungen in der AFC North scheint die Playoff Teilnahme fast schon sicher. Leichtsinnig darf man trotzdem nicht werden. Für die Playoffs braucht man dann weiterhin König Lamar und eine ebenfalls königliche Defensive. Und falls es dieses Jahr noch nicht mit dem ganz großen Run in der Postseason reichen sollte, dann hat man mehr als nur einen guten Grundstein für die Zukunft gesetzt. Ähnlich wie das vor Jahren war, als man permanent in den Playoffs für Furore sorgte. Also befindet man sich dann doch irgendwie zurück in der Vergangenheit.
