Buffalo Bills – Ob Unter Dem Strich Etwas Bleibt?
BUFFALO BILLS – OB UNTER DEM STRICH ETWAS BLEIBT?
Als sich die Buffalo Bills am letzten Spieltag der Saison 2017, auf wunderbare Weise doch noch einen Playoff Platz sicherten, beendeten sie ihre bis dahin längste aktive Serie an Nicht-Playoff-Teilnahmen. 18 Jahre mussten die Fans auf einen erneuten Einzug in die Postseason warten. Mittlerweile ist man aber wieder auf dem Boden der Tatsachen angelangt. Nach lediglich 6 Siegen in der vergangenen Saison, rangierte man nur noch auf dem 3. Platz der AFC East. Während man gegen die New England Patriots und Miami Dolphins chancenlos blieb, konnte man wenigstens die New York Jets hinter sich lassen. So ähnlich könnte es womöglich auch 2019 laufen. Der durchaus junge Kader der Bills ist noch nicht am Ende seines Prozesses angelangt, weshalb man keine Wunder erwarten darf.
Allen Als Orientierungsfigur
Mit Josh Allen (22, QB) hat man im letztjährigen Draft einen jungen Spielmacher geholt. Man hofft endlich mal einen wahren Franchise Quarterback gedraftet zu haben. Schließlich lies man sich die Rechte an dem Spieler auch einen 1. Runden Pick kosten. An siebter Stelle wurde der Hüne gezogen, um der Franchise eine neue Philosophie einzuhauchen. In seinem ersten Jahr konnte der Spieler bereits ordentlich Erfahrung sammeln. Dass er noch viel lernen muss, steht fest. Seine Statistik liest sich alles andere als überragend, aber was wichtig ist, dass 5 der 6 Siege mit Allen im Zentrum gelangen. Obwohl er noch viele Fehler macht und noch nicht auf Top Niveau agierte, fand er trotzdem Wege, um die Partien zu gewinnen.
Aufgrund des Prozesses, welchen der Quarterback aktuell durchläuft, darf man ihn gerne auch als Prozessfigur bezeichnen. Im Moment hat es den Anschein, als orientiere sich die Franchise an ihm. Man möchte mit dem Spieler gemeinsam reifen und besser werden. Das dies nicht über Nacht passiert, ist dem Team rund um Head Coach Sean McDermott (45) bewusst. Daher war man auch nicht gewillt in dieser Offseason die ganz großen Schwerter zu schmieden. Stattdessen versuchte man gezielt den Kader zu verstärken. Mit John Brown (27, WR) holte man einen äußert schnellen Wide Out, der vor allem in der Tiefe des Feldes für Gefahr sorgen soll. Cole Beasley (30, WR) hingegen wird wahrscheinlich die Rolle des Slot Receivers und Go-To-Guy einnehmen. Zwei Verpflichtungen, die ich im übrigen als sehr gute Moves empfinde. Sowohl Brown als auch Beasley können bei dem richtigen Team für ordentlich furore sorgen.
Die beiden Verpflichtungen lassen schon erahnen, wie McDermott seine Offensive aufbauen möchte. Allen soll weiter gefördert werden und nun auch noch bessere Passempfänger bekommen. Beasley, welcher sehr variabel einsetzbar ist, kommt von den Dallas Cowboys, wo er ein schmerzlicher Abgang ist. Egal ob im Slot oder Außen, Beasley kann für Probleme sorgen. Für weite Pässe holte man Brown und mit den bereits vorhandenen Spielern wie Zay Jones (24, WR) oder Robert Forster (25, WR) hat man zwei junge Potenzialträger bereits in den eigenen Reihen. Doch auch zwei weitere wichtige Offensivpositionen wurden mit neuen Spielern verstärkt.
Als Tight End nahm man Tyler Kroft (26) unter Vertrag. Nach einer Fußverletzung sucht der Spieler nun eine neue Herausforderung, welche er in Buffalo fand. Interessant ist auch das Backfield der Bills. Mit Frank Gore (36, RB) holte man einen Opa, der aber weiterhin seine Leistung bringt. Gore wird sich in die Rotation um LeSean McCoy (31, RB) nahtlos einreihen. Alle Running Backs werden sich die Spielzeit teilen, wobei McCoy sicherlich die meiste bekommen wird. „Shady“ McCoy gehört zu den Running Backs, die am meisten unterschätzt werden. Auch wenn 2018 eine Saison der Verletzungen für ihn war, so hat er immerhin 6 Pro Bowls auf seiner Agenda vorzuweisen.
Verteidigung Als Fixpunkt
Schaut man auf das letzte Jahr zurück, dann wird schnell klar, wem oder was man die sechs Siege zu verdanken hat. Während die Offensive in fast allen Kategorien zu den schlechtesten Teams der gesamten Liga gehörte, war das bei der Defensive genau umgekehrt der Fall. Kaum ein Team lies weniger Yards zu als die Defense der Buffalo Bills. Die Passverteidigung war sogar die Beste der gesamten Liga. Alles in allem eine Grundsolide Leistung der Bills. Diese muss auch 2019 liefern, möchte man nicht weiter zurückfallen.
Obwohl die Bills Defense zu den besten gehört und in nahezu jeder Statistik der Verteidigung auf den Top Positionen vertreten ist, gibt es zwei Dinge, die gesteigert werden müssen. Die Scoring-Defense gehört nur zum Mittelmaß. Das heißt, dass man zwar kaum Yards oder ähnliches zulässt und trotzdem verhältnismäßig viele Punkte hinnehmen muss. Mit 23,4 Punkten pro Spiel belegt man lediglich den 19. Platz. Zum Vergleich, mit 17,6 Punkten pro Spiel sind die Chicago Bears das Top Team in dieser Kategorie. Das ist fast ein gesamter Touchdown, den die Bills pro Spiel mehr kassieren als das Beste Team der Liga in dieser Kategorie.
Woran man ebenfalls arbeiten muss, ist die Disziplin. Die Bills bekommen schlicht und einfach zu viele Strafen. Was in der letzten Saison den Gegner teilweise für Geschenke gemacht wurden, ist schon beängstigend. Immer wieder führte dies auch dazu, dass der Drive der Gegner am Leben blieb und am Ende sogar zum Scoren führte. Stellt man hier die Leichtsinnsfehler ein, könnte man mit einem Schlag noch näher ans Podest rücken. Die Bills haben im Schnitt 7,2 Strafen innerhalb einer Partie gegen sich. Nur fünf Teams bekommen noch mehr!
Ausblick 2019
Die AFC East gehört wahrlich nicht zu den stärksten Divisionen der Liga. Mit den Patriots hat man freilich die Superlative der Liga in seiner Division, aber für Platz 2 sehe ich dieses Jahr ein offenes Rennen. Während die New York Jets so langsam aber sicher wieder in die Spur finden, weis man nicht so recht, wie man den letztjährigen zweiten aus Miami einschätzen soll. Die Dolphins stehen mehr oder weniger vor einem Re-Start. Das könnte die Chance der Bills sein um zumindest auf Platz zwei im Osten zu drängen. Denn trotz mal wieder schwerer Abgänge in der Offseason haben die Patriots bislang immer Mittel und Wege gefunden um den Platz an der Sonne zu wahren. Auch für diese Spielzeit sehe ich da wenig Chancen, dass New England es nicht in die Playoffs schafft. Da müsste schon das Verletzungspech überhand nehmen.
Buffalo befindet sich in einem Entwicklungsprozess. In welche Richtung dieser genau einschlagen wird, ist aktuell nicht ganz vorhersehbar. Gut und wichtig ist, dass Josh Allen nicht allein gelassen wird. Ihm wird ein gutes Backfield und solide Passempfänger an die Seite gestellt. Außerdem hat er eine Verteidigung im Rücken, auf die er sich verlassen kann. Macht der Spielmacher nochmal ein paar Sprünge in die richtige Richtung, sehe ich das Projekt auf einem guten Weg. Trotzdem erwarte ich nicht sonderlich viel von der Franchise für das kommende Jahr. Allen wird noch Zeit brauchen und ob man aus allen Neuzugängen das Beste herausholen wird, ist für mich ebenfalls eine große Frage. Es bleibt also die Frage, was am Ende unter dem Strich bleibt?
