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Chicago Bears – Auf Dem Boden Der Tatsachen

CHICAGO BEARS – AUF DEM BODEN DER TATSACHEN

Die Chicago Bears wollten unbedingt etwas schaffen, was ihnen zuletzt unter ihrem Head Coach Lovie Smith (62) gelang. Dieser Coachte das Team von 2004 bis 2012. Man möchte unbedingt wieder konstanter in den positiven Leistungen werden. Nach vielen dunklen Jahren, in denen man vor allem durch negative Bilanzen glänzte, sollte das Team aus der „Windy City“ wieder regelmäßig um die Playoffs mitspielen. Der Start in die Saison war sehr vielversprechend, mittlerweile ist jedoch eine gewisse Ernüchterung eingekehrt! Für den Ein oder Anderen ist man härter auf dem Boden der Tatsachen zurückgekehrt, als gewünscht.

PERFEKTER START

Als Chicago nach sechs Spielen mit einer Bilanz von 5 – 1 – 0 aufwartete machten einige große Augen. Aus Sicht des NFC North Teams war dies eine perfekte Bilanz zum Saisonstart. Trotz aller Widrigkeiten durch die Corona Pandemie und die fehlende Preseason lief alles nach Maß. Das Team überzeugte von Beginn an mit einer starken Defensivleistung und konnte letztlich stets die Punkte holen, die sie für einen Sieg brauchten. Es war wenig spektakulär aber eben wahnsinnig effektiv was Chicago zum Beginn der Saison auf das Grün zauberte. 

Ein solcher Start lies natürlich auch die Konkurrenten aufhorchen und sorgte für ordentlich Gesprächsstoff. Der beste Saisonstart seit 2012 wurde von den eigenen Fans mehr als nur euphorisch zur Kenntnis genommen. Zu Recht hegte man große Hoffnungen die Playoffs nach 2018 zum zweiten mal innerhalb von drei Jahre zu erreichen. Wer bisher genau gelesen und auf die Ausdrucksweise geachtet hat, kann ohne näheres vom weiteren Verlauf der Saison zu wissen erahnen, was nun kommt. Die Bears sind komplett eingebrochen! Am vergangenen Dienstagmorgen setzte es die nunmehr vierte Niederlage in Serie! Ruck zuck wurde aus einem nahezu perfektem 5 – 1 – 0 Start, ein 5 – 5 – 0.

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Sicherlich war es nicht so, dass die Bears zum Beginn der Saison alles weg gefegt haben. Alle Siege waren stets ein One-Possession-Game. Wichtig war jedoch, dass man Wege und Mittel fand, selbst schon verloren geglaubte Spiele noch zu drehen. Gegen die Tampa Bay Buccaneers konnte man erst durch ein Field Goal 1:13 vor dem Ende die Führung erzwingen. Diese Siegermentalität lies einen den Eindruck erwecken, als sei das Team von Matt Nagy (42, HC) gereift. Als wäre es nach einem kleinen Rückschritt in der letzten Saison, nun bereit für etwas Großes. Dann fand man jedoch auf den Boden der Tatsachen zurück.

Der Traum scheint ausgeträumt und das Team befindet sich nun am Scheideweg. Entweder sie fangen sich wieder und schaffen es doch noch in die Playoffs. Sie beenden die Saison mit einer ähnlich ausgeglichenen Bilanz wie letztes Jahr (8 – 8 – 0). Oder sie verlieren weiter und müssen sich dann auf eine mehr als turbulente Offseason mit weitreichenden Veränderungen einstellen. Ich glaube nicht, dass es dann, gesetzt dem Falle man schafft es wirklich nicht die Kurve zu bekommen, einen neuen Head Coach geben wird. Trotzdem sehe ich gerade in den Personalien einiger Spieler sehr große Fragezeichen. 

VOM FRAGEZEICHEN ZUM HEILSBRINGER UND WIEDER ZURÜCK2

In den vergangenen Jahren hat wohl keine Personalie rund um die Bears so für Gesprächsstoff gesorgt wie Quarterback Mitch Trubisky (26). Der Spielmacher wurde für viele zum Unverständnis an 2. Stelle im NFL Draft 2017 ausgewählt. Dieser Schritt führte zu sehr viel Kritik und Irritationen innerhalb des NFL Zirkuses. Schnell merkte man dann jedoch, dass er durchaus Potenzial hat. So war das kritische aber auch leidensfähige Publikum der Bears bemüht ihm eine Chance zu geben. In seiner zweiten Saison zahlte er das Vertrauen mit dem Erreichen der Playoffs zurück. Nur dreimal verlor man als der Spielmacher auf dem Feld stand. Urplötzlich wurde Mitch zum Heilsbringer. Als letzte Saison jedoch die persönlichen Leistungen des Strippenziehers nicht mehr ganz so stark waren, wurde er wieder von vielen angezweifelt. 

Auch von Seiten des Front Offices war man sich nicht zu 100 % sicher, ob Trubisky wirklich der langersehnte Franchise-Quarterback ist, welcher das Team über die nächsten 10 Jahre hinaus anführen wird. Daher holte man den wahrscheinlich berühmtesten Back Up-Quarterback der NFL Geschichte. Nick Foles (31, QB) sollte für einen offenen Positionskampf und für mehr Sicherheit auf der wichtigsten Position des Spiels sorgen. Trotzdem sah man ihn auch kritisch. War er zuletzt doch bei den Jacksonville Jaguars gehörig gescheitert. Von der Verpflichtung sicherlich enttäuscht, wollte es Trubisky seinen Kritikern zeigen. Er gewann den Positionskampf und führte sein Team zum Auftakt zu zwei Siegen. Als man schon in Woche drei gehörig ins Hintertreffen geriet, wurde er zur Halbzeit überraschend aus dem Spiel genommen. „Saint Nick“ bekam seine Chance und führte die Bears nach einem 10 – 23 Rückstand, zu einem starken 30 –  26 Comeback über die Atlanta Falcons. Hinter Trubisky steht seither wieder ein Fragezeichen.

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Nun übernahm der Neuzugang die Offensive komplett. Aufgrund des überragenden Starts fühlten sich viele bestätigt. Mittlerweile geht es Foles allerdings wie Trubisky. Die Niederlagen Serie ist auch am Spielmacher nicht spurlos vorbei gegangen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Am vergangenen Spieltag wurde Nick Foles kurz vor Ende des Spiels verletzungsbedingt vom Feld transportiert. Die ersten Tests vielen noch recht positiv aus. Offensichtlich hat sich der Super Bowl Sieger von 2017 keine, wie zunächst befürchtet, ernste Verletzung zugezogen. Das diese Verletzung auch noch ausgerechnet in die Bye-Week fällt, ist sehr willkommen! Glück im Unglück wenn man es so will. Somit hat Foles eine Woche länger Zeit um sich zu regenerieren bzw. die Verletzung auszukurieren. Fraglich für das Spiel gegen den großen Rivalen der Green Bay Packers ist er trotzdem!

EINDIMENSIONALE OFFENSIVE

Beschäftigt man sich mit den bisherigen Leistungen der Bears, fällt einem etwas sofort ins Auge. Die Offensive ist schlicht und einfach viel zu eindimensional. Das Team aus dem Norden der USA besitzt kein Laufspiel. Etwas, was schon im letzten Jahr kaum funktionierte, funktioniert trauriger Weise in dieser Spielzeit noch schlechter. Kein Team hat weniger Yards und Touchdowns erlaufen wie die Chicago Bears! Das gesamte Team hat 782 Yards und gerade mal 2 Touchdowns erlaufen. Dalvin Cook (25, RB, Vikings) und Derrick Henry (26, RB, Titans) alleine stehen bereits jeweils bei knapp 950 Yards und 12 bzw. 8 TD’s! Dies zeigt glaube ich ganz gut, wie katastrophal schlecht sich die Bears in dieser Kategorie präsentieren.

Die größte Folge von eindimensionalem Football ist ein vorhersehbares Play-Calling. Mal ganz davon abgesehen, dass man auf der Quarterback Position auch keinen Patrick Mahomes (25, QB, Chiefs) hat. Ausnahme Quarterbacks schaffen es ein Team auch bei miserablen Laufspiel auf Kurs zu halten. Dies lässt sich jedoch weder von Nick Foles, noch von Mitch Trubisky sagen. Beide Spieler benötigen die Unterstützung aus dem Backfield. Das Passspiel der Bears ist nämlich auch im hinteren Drittel angesiedelt und das obwohl man am drittmeisten Passspielzüge called. Das ist dann nämlich genau die Folge vom fehlenden Laufspiel. Man muss werfen und wenn das auch nicht so läuft wie gewünscht, befindet man sich schnell unter Zugzwang. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Chicago mit 4,7 Yards pro Play die zweit wenigsten in der gesamten Liga hat.  

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Bekommt man dieses riesige Problem nicht in den Griff, hat man nichts in den Playoffs zu suchen. Fatal ist, dass man in den ersten drei Partien noch deutlich besser im Laufspiel war. Hier fehlt Starläufer Tarik Cohen (25, RB) welcher sich in der besagten dritten Woche am Kreuzband schwer verletzte. Eine Rückkehr von Cohen für 2020 ist ausgeschlossen. Es fehlt nun jemand wie er, der das Tempo verschleppen kann und immer wieder instinktiv mit schnellen Richtungswechseln die richtige Spur findet.

Trotz aller Bemühungen in der Offseason, konnte Nagy das Problem des Laufspiels nicht in den Griff bekommen. Das wird wahrscheinlich einer der größten Punkte sein, die man dem jungen Coach in seinem dritten Jahr vorwerfen muss. Verloren ist jedoch noch nichts! Schließlich hat das Team zu beginn der Saison auch Möglichkeiten gefunden, trotz fehlendem Laufspiel die Spiele zu gewinnen. Fraglich wird sein, ob das Team diese Siegermentalität wieder findet. Ein Sieg nach der Bye-Week bei den Packers wäre dafür so verdammt wichtig. Dann könnte ein Ruck durch die Mannschaft gehen, welcher das Pendel durchaus wieder in die andere Richtung schwingen lässt. Man befindet sich am Scheideweg. Aktuell scheint es so, als ist 2020 alles möglich. Um es in einen Satz zu packen: Vom Winde verweht, im Niemandsland, auf der Insel der Glückseligen! 

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