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Cleveland Browns – Wieder Vorm Neuanfang?

CLEVELAND BROWNS – WIEDER VORM NEUANFANG?

Wie so oft schätzte man auch dieses Jahr die Cleveland Browns als richtig starkes Team ein. Durch die Bank war man gut besetzt, viele einzelne Akteure bewiesen in der Vergangenheit schon ihr Können. Und nach dem kurzen Playoff Run in der letzten Spielzeit dachte man, sie könnten dieses Jahr einen weiteren Schritt nach vorne machen. Einige Monate später findet sich das Team aber erneut als Schlusslicht in der AFC North wieder, einen Platz den man in den letzten Jahrzenten zu oft fest gepachtet hat.

Playoffs 2020

Mit der drittbesten Rushing Offense der gesamten Liga sicherte man sich im letzten Jahr den Einzug in die Wild Card Round. Nur die Baltimore Ravens und die Tennessee Titans übertrafen damals die 2374 Rushing Yards der Browns. Obendrauf kamen 21 Rushing Touchdowns von Nick Chubb (26), Kareem Hunt (26) und Co. Das starke Laufspiel spielte Quarterback Baker Mayfield (26) in die Karten. Er kam auf gute Statistiken mit wenigen Fehlern, zum ersten Mal in seiner jungen Karriere blieb der unter zehn Interceptions und mit einem Quarterback Rating von 95.9 über die gesamte Regular Season, war er wirklich solide.

Mit 48:37 konnte man in der Wild Card Round ein richtiges Feuerwerk abbrennen. Im Offensivspektakel setzte man sich gegen die Konkurrenz aus der eigenen Division, den Pittsburgh Steelers, die in der regulären Spielzeit lange ungeschlagen blieben, durch. Gegen den späteren Super Bowl Teilnehmer, den Kansas City Chiefs, fehlte am Ende nicht viel um die Partie doch noch zu eigenen Gunsten zu drehen. Dementsprechend hoch setzte man sich die Ziele zur neuen Spielzeit.

Offense mit zwei Gesichtern

Doch zurück in die Gegenwart. Trotz großer Namen in der Offensive Line, scheint diese unter ihren Möglichkeiten zu liefern. Mit Center JC Tretter (30) und LG Joel Bitonio (30) hat man gleich zwei gute Quarterback Beschützer in den eigenen Reihen. Außerdem pickte man im letztjährigen Draft an Position zehn Tackle Jedrick Wills (22). Dennoch gehört man mit 39 zugelassenen Sacks zu den neun schlechtesten Teams der NFL. Das muss aber nicht direkt an der O-Line liegen. Die Passing Offense ist durch die Bank enttäuschend. Bieten sich keine eindeutigen Anspielstationen für Mayfield, so hält er den Ball gerne zu lange, was dann oft in einem Sack endet.

Beim Thema Anspielstationen wären wir gleich beim ersten großen Problem. Trotz hohem Investment hat man hier nicht viel zu bieten. Dabei verpflichtete man in den letzten Jahren nach und nach große Namen, doch alle spielen weit unter ihren Erwartungen. Jarvis Landry (29) konnte in seinen ersten vier Jahren in der NFL für ordentlich Furore sorgen. Der Wide Receiver kam in drei seiner ersten vier Spielzeiten für die Miami Dolphins immer auf über 1000 Receiving Yards oder auf über 100 Catches. Seitdem er seine Arbeitspapiere bei den Browns unterschrieb, gelang ihm nur noch einmal die 1000 Yards Marke zu knacken. Tight End Austin Hooper (27) avancierte bei den Atlanta Falcons zum wichtigen Target beim dritten Down und in der Redzone. Prompt machte man den 27-jährigen zum siebt bestbezahltesten Spieler seiner Position. Den $ 42 Mio. schweren Vertrag konnte Hooper allerdings noch nicht rechtfertigen.

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Die Personalie Odelle Beckham Jr. (29) setzt dem ganzen aber noch die Sahnehaube auf. Mit jeder Menge Vorschusslorbeeren kam der Star Receiver 2019 nach Cleveland. Fünf Jahre mit bombastischen Statistiken lagen hinter Beckham. Doch schon im ersten Jahr schien das Ganze nicht wirklich zu passen. Nicht nur das der Wide Receiver scheinbar andauernd an kleineren Verletzungen laborierte, immer wieder war er nicht mit seinem Quarterback „auf einer Seite“. Sehr oft gab es Missverständnisse, Beckham lief andere Routen als Mayfield anwarf. Am Ende seines ersten Jahres hatte er aber dennoch über 1000 Receiving Yards auf dem Konto. Die vergangene Spielzeit musste er dann verfrüht wegen einer schweren Verletzung abbrechen. Schon vor dieser Saison brodelte dann die Gerüchteküche, er wolle die Franchise schon wieder verlassen. Seine Unzufriedenheit spiegelte sich auf dem Feld wieder, er wirkte wie ein Fremdkörper in der Offense der Browns. Dass die Schuld nicht nur an Beckham lag, bewies dieser in den ersten Wochen bei seinem neuen Arbeitgeber. Die Statistiken sprechen zwar keien klare Sprache, im Gameplan ist Beckham aber wesentlich besser eingebunden. Und besonders in der Redzone spielt er eine wichtige Rolle. Für beide Teams lief er bis dato in sechs Partien auf. Im braunen Jersey sammelte er 17 Receptions für 232 Yards, ohne Touchdown. Für die LA Rams 20 Receptions für 248 Yards und vier Touchdowns.

Wo wir beim nächsten Problem der Offense wären, dem Passgeber. Dass Baker Mayfield kein Passmonster ist, wusste man schon vor dessen Draft. Dennoch enttäuscht auch er dieses Jahr auf ganzer Linie. In jeglicher Hinsicht präsentieren sich seine Statistiken bestenfalls durchschnittlich. Wie viel Schuld am Passgeber selbst liegt ist schwer zu beurteilen. Sein vielversprechender Receiver Corp ist verletzungsgeplagt und bröckelt auseinander, außerdem spielt die O-Line unter ihren Möglichkeiten. Dass das ganze ausgerechnet in seinem vierten Vertragsjahr passiert ist unglücklich. Zwar zog man bereits letztes Jahr die Fifth Year Option, um den Rookie Vertrag um ein weiteres Jahr zu verlängern, trotzdem sieht die Zukunft Mayfields bei den Browns alles andere als rosig aus.

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Wie schon im vergangenen Jahr trägt die Rushing Offense beinahe die gesamte Last der Offensive. Mit Nick Chubb und Kareem Hunt hat man aber auch zwei Hochkaräter in den eigenen Reihen, bei denen andere Teams wohl bereits mit einem zufrieden wären. Für einige der bisher sieben Siege sind die beiden Rusher allein verantwortlich. Nachdem sich Hunt allerdings verletzte, ist die Dominanz im Laufspiel nichtmehr die gleiche. Immer wieder muss er das ein oder andere Spiel aussetzen und auch für die richtungsweisende Begegnung gegen die Steelers am Dienstag ist er fraglich.

SpielerSpieleAtt.YardsTDs
Nick Chubb1220711438
D´Ernest Johnson15703982
Kareem Hunt8783865
Baker Mayfield13351181
Anthony Schwartz125360

Contender Defense

Zumindest die Defense spielt auf hohem Niveau. Zwar spiegelt sich das nicht unbedingt in allen Statistiken wieder, das ist aber auch klar. Durch die schwache Offense mit vielen Turnovern befindet sich die Defensive verhältnismäßig lange und oft auf dem Feld. Dementsprechend viele Yards lässt man natürlich auch zu. Dennoch gehört die Defense wohl zu den besten der Liga. Kein Wunder, jede Menge Draft Kapital wurde in den vergangenen Jahren hier investiert.

JahrDraft Runde – Pos. Pos. Spieler
20211 – 26CBGreg Newsome II
20212 – 52LBJeremiah Owusu-Koramoah
20202 – 44SGrant Delpit
20192 – 46 CBGreedy Williams
20181 – 4 CBDenzel Ward

 Besonders Myles Garrett (26) sticht dieses Jahr erneut heraus. Mit 15 Quarterback Sacks hat er schon jetzt einen persönlichen Karrierebestwert aufgestellt. Obendrauf kommen 16 Tackles for loss. Zusammen mit Jadeveon Clowney (28) bildet er ein starkes Pass Rush Duo. Clowney kommt bisher auf fünf Sacks und neun Tackles for loss. Das Draft Investment auf der Position des Cornerbacks zahlt sich enorm aus. Das Trio aus Denzel Ward (24), Greedy Williams (24) und Greg Newsome II (21) performt ebenfalls gut.

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Blick in die Zukunft

Irgendwie bleibt man seiner jüngeren Vergangenheit treu. Erneut stehen die Browns als ein großer Verlierer der Saison da. Die eigentlich vielversprechende Offense wirkt zahnlos. Die anfangs so dominante Rushing Offense kann die komplette Last nicht tragen. Und die starke Defensive wirkt in Cleveland beinahe verschenkt. Erneut steht man vor einer Weggabelung. Wie geht es weiter für die Franchise? Mayfield ist definitiv nicht sicher für die Zukunft gesetzt, allerdings hätte man auch nicht die beste Draftposition für den diesjährig dünnen Quarterback Markt vom College. Ein kompletter Rebuild steht meiner Meinung nach allerdings nicht an. Viel hat man im Front Office richtig gemacht. Ein junges, auf dem Papier starkes Team spielt aber wieder unter seinen Möglichkeiten. Head Coach Kevin Stefanski (29) macht keinen schlechten Job, irgendwie bringt man die PS aber nicht auf die Straße. Ich persönlich denke, dass man sich von Mayfield trennen wird bevor dessen Rookie Vertrag ausläuft. Die Pittsburgh Steelers sehe ich hier als potentiellen Abnehmer. Und auf dem freien Markt könnte man sich obendrein bedienen. Der umstrittene Passgeber Deshaun Watson (26) wird wohl nichtmehr für die Houston Texans auflaufen. Und wo würde ein so viel diskutierter Akteuer besser hinpassen als nach Cleveland? Dann wäre man auf beinahe jeder Position erstklassig besetzt. Man darf also gespannt sein was sich in der Offseason im „Dawg Pound“ tun wird.

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