Dallas Cowboys – Hochgelobt Und Voll Versagt
DALLAS COWBOYS HOCHGELOBT UND VOLL VERSAGT
Für die Dallas Cowboys war dieses Jahr eigentlich alles bestens angerichtet. Viele Experten sahen sie als einen großen Favoriten auf den Super Bowl, die Playoffs waren bei der schwachen Konkurrenz in der eigenen Division sowieso schon in trockenen Tüchern. In Woche zehn stehen sie nun mit mageren zwei Siegen und sieben Niederlagen an Rang drei der schwachen NFC East. Eine Enttäuschung sondergleichen. Wie kam es dazu? Doch bereits vor der Verletzung von Starting Quarterback Dack Prescott (27) lief es für „America´s Team“ nicht wirklich rund.
PRESCOTT NICHT DER FRANCHISE QUARTERBACK?
Reisen wir erstmal etwa ein halbes Jahr zurück in der Zeit. Die Cowboys taten sich in dieser Offseason schwer, alle ihre jungen und talentierten Spieler langfristig zu binden. Bei beinahe jeder Vertragsverlängerung stand eine Frage weiter im Raum: Was ist mit Dak Prescott? Offensiv band man Wide Receiver Amari Cooper (26) langfristig an die Franchise. $ 100 Mio. für fünf Jahre, doch was war mit Dak Prescott? Einen der besten Runningbacks der Liga, Ezekiel Elliott (25) machte man gar zum bestbezahltesten Spieler auf seiner Position der NFL. $ 90 Mio. für sechs Jahre, doch was war mit Dak Prescott? Auch in die Offensive Line investierte man kräftig, Guard Zack Martin (29) und Tackle La´el Collins (27) bekamen langfristige und fette Verträge. Auf der defensiven Seite wurden die Defensive Ends DeMarcus Lawrence (28), sowie Tyrone Crawford (30) für fünf Jahre gebunden. Lawrence gehört nun ebenfalls zu den vier bestbezahltesten Spielern seiner Riege. Doch eine Frage blieb: Was war mit Dak Prescott?
Beide Seiten konnten sich nicht auf einen langfristigen Vertrag einigen. Prescott liefert seit seinem Draft 2016 jedes Jahr anständig ab, besonders in der letzten Saison konnte er endlich viele Kritiker zum Schweigen bringen. Er passte für 4902 Yards und 30 Touchdowns, bei akzeptablen elf Interceptions. Außerdem konnte er durch seine Agilität für 277 Yards laufen und am Boden weitere drei Touchdowns erzielen. Für Prescott genug um finanziell ebenfalls in den elitären Kreis von Patrick Mahomes (25), Deshaun Watson (25) und Russell Wilson (31) aufzusteigen. Dallas schien hingegen um jeden Penny zu feilschen. Das Dak weiterhin für die Cowboys auflaufen wolle, tat er regelmäßig kund. Mit zwei verhärteten Verhandlungsseiten war im Sommer dann der Franchise Tag die einzige Lösung. Ein Jahr für $ 31 Mio. stand schließlich auf den Arbeitspapieren, für beide Seiten aber wohl eher schlecht als Recht.
Saison | Passing Yards | TD´s | INT | Yards/Spiel |
2016 | 3667 | 23 | 4 | 229.2 |
2017 | 3324 | 22 | 13 | 207.8 |
2018 | 3885 | 22 | 8 | 242.8 |
2019 | 4902 | 30 | 11 | 306.4 |
2020 | 1856 | 9 | 4 | 371.2 |
In Woche fünf kam es dann so schlimm wie es nur kommen konnte. Gegen die New York Giants zerschießt sich Prescott nach einem Tackle seinen Knöchel komplett. Noch heute läuft es mir eiskalt den Rücken herunter, wenn ich nur an die Bilder denke. Nun stehen beide Seiten genau da wo sie bereits vor einem halben Jahr standen. Durch die Verletzung, scheint aber eine Einigung unwahrscheinlicher als damals. Es erinnert alles etwas an die Situation von Earl Thomas (S, 31) 2018 bei den Seattle Seahawks. Lange versuchte dieser einen langfristigen Vertrag heraus zu handeln, streikte sogar die ersten Spieltage. Schlussendlich ließ er sich überreden und lief ohne garantiertes Gehalt auf. Vier Wochen später brach er sich das Bein und musste vom Feld gekarrt werden. Mit dem erhobenen Stinkefinger verabschiedete er sich aus Seattle und lief nie mehr für die Seahawks auf. Die Cowboys täten sich allerdings einen Gefallen Prescott lange zu binden. Der Quarterback passt super ins Team, harmoniert klasse mit Cooper und Elliott und gehört definitiv zu den 8 besten Quarterbacks der NFL. Nach fünf Wochen führte er die Passing Yards Statistik der Liga an und war auf dem Weg eine 5500 Yards Saison zu spielen. Andere Teams hingegen werden sich bereits die Hände reiben und die Fühler für eine mögliche Verpflichtung des Spielmachers ausfahren.
Embed from Getty ImagesDER NIEDERGANG
Den Vorsprung gegen die New York Giants brachte das Team noch über die Zeit. Der Sieg in Woche fünf war für Dallas allerdings der bisher letzte dieses Jahr. In den folgenden drei Partien bekam man dann richtig auf die Mütze. Das komplette Team wirkte wie ausgewechselt. Zwar lieferte die Defensive auch in der Anwesenheit von Prescott noch nicht richtig ab, die Offensive war aber anschließend völlig leblos. Natürlich kann man den Quarterback nicht einfach gleichwertig ersetzen, aber von einem solch willensschwachen und lustlosen Cowboys Team waren einige sehr überrascht. Eigentlich hatte man für einen solchen Moment in der Offseason bestens vorgesorgt. Denn dort verpflichtete man den bei den Cincinnati Bengals aussortierten Andy Dalton (33) als Backup Quarterback. Zu Überzeugen wusste Dalton in seinen drei Starts allerdings kaum. In Partie Nummer drei kam dann noch ein dreckiger Hit hinzu, welcher ihm eine Gehirnerschütterung bescherte. Eine Szene die sinnbildlich für die Situation in Dallas steht. Dalton grätscht nach einem Lauf um nicht attackiert zu werden, der gegnerische Linebacker geht in regelwidrig am Kopf an und stößt ihm sogar den Helm vom Kopf. Sofort sieht man wie der Quarterback K.O. geht. In der Regel entsteht hier ein Handgemenge, ist es doch ein Unding den wichtigsten Spieler eines Teams in einer solchen Situation so zu attackieren. Doch die gesamte Offensive der Cowboys steht beinahe perplex auf dem Feld, als würden sie gar nicht am Spiel teilnehmen, sondern lediglich zusehen.
Embed from Getty ImagesGegen die Philadelphia Eagles eine Woche später wurde No Name Ben Dinucci (23) aufgrund von Dalton´s Verletzung zum Starter ernannt. Der Siebtrunden Pick konnte aber auch nichts reisen, was die nächste Niederlage bedeutete. Der nächste Spieltag, der nächste Quarterback. Garrett Gilbert (29) bekam die Chance sich zu beweisen. Wer die gescheiterte AAF verfolgte, könnte ihn sogar noch auf dem Schirm haben. Gegen die Pittsburgh Steelers lag man sogar bis zum vierten Quarter vorne. Kaum begann dies allerdings drehten die bisher ungeschlagenen Steelers mächtig auf. Innerhalb von 12 Minuten drehten sie die Partie zu ihren Gunsten und Dallas musste das Feld erneut als Verlierer verlassen. Vom Superbowl Contender in der Offseason zum Team ohne jegliche Gewinner Mentalität in weniger als zwei Monaten, was für ein Niedergang.
EIN FÜNKLEIN HOFFNUNG?
Jahr | Rushing Yards | TD´s | Yards/Spiel |
2016 | 1631 | 15 | 108.7 |
2017 | 983 | 7 | 98.3 |
2018 | 1434 | 6 | 95.6 |
2019 | 1357 | 12 | 84.4 |
2020 | 572 | 5 | 63.6 |
Das größte Sorgenkind ist jedoch die Defensivabteilung. Gespickt von großen Namen und jeder Menge Talent waren die Erwartungen dementsprechend groß, auf dem Feld avancierte man allerdings zur Schießbude der Liga. Kein Team kassiert so viele Punkte wie die Cowboys, im Schnitt 32,2 pro Begegnung. Dahinter mit verhältnismäßig viel Abstand die Jacksonville Jaguars (30,9), die Seattle Seahawks (30,4), die Houston Texans (30,3) und die Detroit Lions (30.0). Besonders am Boden präsentiert man sich äußerst schwach, als einziges Team der NFL erlaubte man bisher mehr als 1400 Rushing Yards, mit knapp 150 Yards weniger, dahinter erneut die Texans. Hier darf die Verletzung von Leighton Vander Esch (24) zu Beginn der Spielzeit keine Entschuldigung sein. Immerhin kehrte der wichtige Linebacker bereits zu Woche sechs zurück aufs Feld, allerdings nicht mit einem solchen Impact wie die beiden Jahre zuvor. Besonders der Pass Rush jagt gegnerischen Quarterbacks wohl kaum Angst ein. Der millionenschwere Defensive End DeMarcus Lawrence kommt in neun spielen auf gerade einmal drei Sacks. Lediglich Jaylon Smith (LB, 25) scheint Normalform zu haben. Mit 89 Tackles führt er wie schon in der letzten Saison die interne Liste der meisten Tackles an, dahinter stehen mit Trevon Diggs (CB, 23) und Xavier Woods (S, 34) gleich zwei Defensive Backs. Es ist immer ein schlechtes Zeichen wenn Defensive Backs mehr Tackles für sich verbuchen können wie Middle Linebacker, das zeigt die enormen Lücken die sich für gegnerische Offensiven auftun.
