Denver Broncos – Erwartungen Zu Hoch?
DENVER BRONCOS – ERWARTUNGEN ZU HOCH?
Die Erinnerungen sind immer noch allgegenwärtig in den Köpfen der Broncos Fans. Mit bissiger Defense und einem der talentiertesten Quarterbacks aller Zeit under-center, in den SuperBowl kommen und die favorisierten Panthers mit einer Niederlage nach Hause schicken. Die Tage sind nun leider schon einige Zeit vergangen und die Broncos fanden sich in einem Sumpf voll Ungewissheit und Mittelmaß wieder. Als die Saison 2020 immer näher kam und auch der Draft abgehandelt wurde, schätzten Experten die Broncos als zweitplatziertes Team in der AFC West ein, welches gute Chancen hat in die Playoffs zu kommen. Nach neun Spieltagen kann man sagen, dass die Erwartungen zu hoch waren und das Broncos-Franchise für die Playoffs noch nicht bereit ist. Doch vielleicht wird der Funken, der das Team zurück zum ganz großen Erfolg tragen kann, bald entfacht und man kann den Chiefs, welche sie nach 2015 entthronten, die Stirn bieten.
LANGE DURSTSTRECKE UND QUARTERBACK-KARUSSELL
Die Zeit von 2011 bis 2015, war für Denver sehr erfolgreich. In den fünf Jahren gewann man jedes Jahr die Division und erzielte viermal 12 oder mehr Siege. Nach einer tragischen SuperBowl-Niederlage 2013 gegen die Seahwaks, belohnte man 2015 schlussendlich das Team rund um Von Miller (OLB, 31) und Peyton Manning (QB, 44) mit dem SuperBowl-Sieg. Als jedoch Legende und Franchise-Quarterback Manning seinen Karriererückzug einläutete, sollte das Team nicht mehr es selbst sein.
Embed from Getty ImagesMan ging in die Jahre 2016/2017 mit Trevor Siemian (QB, 28), welcher im NFL Draft 2015 in der siebten Runde verpflichtet wurde und Paxton Lynch (QB, 26), der 2016 in der ersten Runde des Drafts verpflichtet wurde. Interessanterweise verließ man sich in beiden Jahren auf Siemian als Starter, obwohl es eigentlich Lynch hätte sein sollen. In den fünf Spielen, in welchen er für den verletzten Trevor Siemian einsprang, spielte der Erstrundenpick auch alles andere als überragend. Auch der Starter schaffte in den beiden Jahren zusammen nur 14 Siege, weswegen sich 2018 nach neuen Möglichkeiten umgeschaut wurde. Case Keenum sollte der neue Quarterback werden. Seine 3890 Yards konnten sich sehen lassen, aber mit einem 18-15 Touchdown-Interception Verhältnis, bleibt man nicht lange ein Starting-Quarterback in der NFL. Trotz eines 6-10-0 Rekordes hatte die Saison nicht nur schlechte Seiten. Undrafted-Rookie Runningback Phillip Lindsay (26), wieß 1000 Yards auf, Erstrunden-Rookie Bradley Chubb (OLB, 24) hatte 12 Sacks und auch Zweitrundenpick Courtland Sutton (WR, 25) zeigte großes Potential. Als Keenum Ersatz kam ehemaliger SuperBowl MVP Joe Flacco (QB, 35), der jedoch nach schwachen Leistungen, gebenched wurde. Die letzten fünf Spiele bestritt 2019 Zweitrundenpick Drew Lock (QB, 23) und man gewann vier von fünf Spielen, wobei die Niederlage gegen den späteren SuperBowl-Sieger Kansas City kam. Seine Statistiken waren auch mehr als akzeptabel und er wurde in Denver schon als der neue Heilsbringer gefeiert.
Embed from Getty ImagesHYPE IN ARBEIT
Der Hype fing, wie schon vorher genannt, mit dem ersten erfolgreichen Start von Lock an. Doch vergrößert hat er sich in der Offseason 2020. Zuallererst wurde Melvin Gordon (RB, 27) von den Division-Rivalen aus Los Angeles verpflichtet, was zu einem starken Rushing Duo mit Lindsay führt. Dann hat man mit Lock einen guten Quarterback und auch die Tight End Position ist mit 2019 Erstrundenpick Noah Fant (TE, 22) solide. Der Draft sorgte für weitere offensive Power und Hype. Man nutzte den 15. Pick für Alabama Wunderkind Jerry Jeudy (WR, 20) und den 46. für Penn State Speedster K.J. Hamler (WR, 21), welcher einer der schnellsten Spieler ganz Amerikas war. Diese beiden Waffen gepaart mit 1000-Yard Receiver Sutton, sollten Lock genug Anspielstationen geben, um bei den ganz großen mitzuspielen.
Embed from Getty ImagesAuf der defensiven Seite, musste man einige Verluste hinnehmen. Lockdown Corner Chris Harris Jr. ging zu den Chargers, und Defensive End Derek Wolfe zu den Baltimore Ravens. Trotzdem hatte man mit den OLB’s Bradley Chubb (22) und Von Miller (31), eines der stärksten Pass Rush Duos. Die Secondary ist mit Jaguars-Neuzugang A.J Bouye (CB, 29) und dem Safety-Duo bestehend aus All-Pro Justin Simmons (26) und Veteran Kareem Jackson (32) gut bestückt. Die Mitte des Feldes hält AJ Johnson (MLB, 28) zusammen. Er kam erst mit 26 in die Liga, weil er aufgrund von Missbrauchsanschuldigungen nicht gedrafted wurde, konnte sich aber schnell akklimatisieren und ist nuneine wahre Tackle-Maschine.
Alles in allem waren die Weichen für eine erfolgreiche Saison mit Playoffkurs gelegt, aber es sollte anders kommen…
SAISON 2020
Der Spielplan der Broncos ist nicht ohne. Die Gegner der ersten drei Spiele haben einen kombinierten Rekord von 22-6-0 und sind alle auf dem Weg Richtung Division-Sieg. Man verlor die ersten beiden Spiele gegen Tennessee und Pittsburgh in einem One-Possesion Game (weniger als ein Touchdown Unterschied), wurde aber in Woche 3 gegen Tampa Bay deutlich besiegt. Wochen vier und fünf dienten als Erholungsphase, denn man spielte gegen die sieglosen Jets und die eingeknickten Patriots. Der Spielplan blieb jedoch weiter schwer und der SuperBowl Champion aus Kansas City gewann mit 27 Punkten Unterschied. Das Divisionduell gegen Los Angeles gewann man mit einem Punkt mehr. Der Rekord verschlechterte sich auf 3-6-0 mit folgenden Niederlagen in Atlanta und Las Vegas. Die Chancen auf die Playoffs sind schon gering, aber mit Spielen gegen Miami, New Orleans, Kansas City und Buffalo, ziemlich sicher bei knapp 0%. Doch was fehlt den Broncos, weswegen sie ihre vorausgeahnte Leistung nicht abrufen können?
Embed from Getty ImagesBeide Abteilungen sind unterdurchschnittlich, wobei die Defense weniger Probleme aufzeigt. Man hat es trotz starken Angriffen von Top-Teams, Spielerverlusten und der Verletzung Von Millers geschafft, in einigen Spielen im Rennen zu bleiben. Mehr Sorgen sollte man sich um die Offense machen. Man kann zwar auf einige Verletzungen als Vorwand rückgreifen (Relevanteste: Courtland Sutton (WR, 25)), oder darauf, dass die Rookie-Receiver Eingewöhnungszeit brauchen, aber im Großen und Ganzen rechtfertigt das die Leistung nicht. Wenn man die sechstwenigsten Punkte aufgestellt hat, muss irgendetwas falsch laufen. Der Heilsbringer und Quarterback Drew Lock hat enttäuschend gestartet, sich danach für zwei Spiele verletzt und in den Wochen danach auch eher durchwachsen gespielt. Das Laufspiel ist die Stärke der Broncos. Melvin Gordon hat mit 439 Yards und 4.1 YPC mehr Möglichkeiten, aber Phillip Lindsay weißt mit 312 Yards und 5.5 YPC mehr Effektivität auf. Fünf Touchdowns sind trotz der guten Durchschnittsyards zu wenig. Auch im Receiving-Game sind 12 Touchdowns weniger als erwartet, mit der Auswahl an Passempfängern. Eine klare Nummer 1 kristallisiert sich nicht heraus, aber die Kombination aus Tight End Noah Fant (367 Yds, 2TDs) und Receivern Jerry Jeudy (552 Yds, 2 TDs) sowie Tim Patrick (444 Yds, 3 TDs) scheint wenigstens kleine Früchte zu tragen.
Embed from Getty ImagesAUSBLICK AUF DIE ZUKUNFT
Viele Experten sehen in Denver eine gute Entwicklungsfähigkeit. Dieses Jahr sind die Playoffs vermutlich außer Frage, aber wenn Lock die Zukunft ist und sich die jungen Skillposition-Spieler entwickeln wird die Offense laufen. In der Verteidigung gibt es junge Grundbausteine wie z.B Outisde-Linebacker Bradley Chubb (24) und Safety Justin Simmons (26). Doch es gibt auch hohes Alter bei Führungsspielern. Angeführt von All-Pro Von Miller (OLB, 31) und einer älter werdenden Secondary mit Kareem Jackson (32) und den Cornerbacks Bryce Callahan (29) und A. J. Bouye (29). Die Erwartungen mögen für dieses Jahr zu hoch gewesen sein, aber mit einer weiteren guten Offseason kann etwas wirklich gutes in Denver heranwachsen. Sollte man sich jedoch am Ende des Jahres gegen Lock entscheiden, begibt man sich wieder in das Quarterback-Karussell, welches meist unproduktive Jahre mit sich bringt.
Die AFC West ist dazu auch eine starke Division mit vielversprechenden Franchises. Die Raiders zeigen in dieser Saison, dass sie Playoffanwärter sind und Gruden (HC, 57) wird das Team weiter verfeinern. Die Chargers haben mit Justin Herbert (QB, 23) ihren zukünftigen Star gefunden und werden mit einem gesunden Team brandgefährlich sein. Zu den Chiefs muss nicht viel gesagt werden, mit Mahomes (QB, 25), Veach (GM, 42) und Reid (HC, 62) werden sie immer Favoriten sein.
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