Denver Broncos – War Das Schon Alles?
DENVER BRONCOS – WAR DAS SCHON ALLES?
Mit fünf Niederlagen bei mageren zwei Siegen befinden sich die Denver Broncos momentan abgeschlagen auf dem letzten Rang der AFC West. Kein Team in der NFL punktet weniger und das obwohl man vor der Saison „all in“ ging. Geht da noch was, oder war das schon alles?
ALL IN
Mit dem „All in Move“ schlechthin sorgte die Franchise in der Offseason für große Schlagzeilen. Lange war man auf der Position des Quarterbacks inkonstant besetzt, das sollte ein Trade langfristig ändern. Man lotste tatsächlich einen der besten Passgeber der gesamten Liga nach Colorado. Der langjährige QB der Seattle Seahawks Russell Wilson (33) bekundete damals seine Unzufriedenheit und wurde für im Tausch gegen zwei Erstrunden-Picks, zwei Zweitrunden-Picks, sowie einen Fünftrunden-Pick zu seinem neuen Arbeitgeber verfrachtet.
Dort wurde die Position in den letzten Jahren ständig neu besetzt. John Elway (62), seines Zeichens General Manager in Denver, suchte im Draft, sowie der Free Agency immer wieder die Dauerlösung und scheiterte ständig aufs Neue. Nachdem Peyton Manning (46) nach der Saison 2015 seine Karriere beendete, versuchten sich zehn weitere Quarterbacks auf dieser Position. Namen wie Trevor Siemian, Brock Osweiler, Paxton Lynch, Case Keenum, Joe Flacco, Drew Lock, Brett Rypien, Brandon Allen und Teddy Bridgewater scheiterten und zieren heute teilweise nur noch die Annalen der National Football League.
Embed from Getty ImagesMit Wilson kam nun den vermeintlichen Heilsbringer in die Stadt nahe der Rocky Mountains. Der selbsternannte „Mr. Unlimited“ kann auch auf grandiose Fähigkeiten und Statistiken zurückgreifen. Besonders seine gute Mobilität, das Improvisieren bei Spielzügen, die in die Hose gingen und seine tiefen Bälle sind Markenzeichen des Mannes mit der Nummer drei auf dem Jersey. Mit einem Passer Rating von 101.0 belegt er den vierten Rang All Time. Seine 297 Passing Touchdowns sind Rang 14 aller NFL Quarterbacks aller Zeiten. Wilson liegt damit nur nur drei Stück hinter seinem Boss John Elway. Trotz dieser Statistiken und besonderer Fähigkeiten läuft es bei den Broncos offensiv so überhaupt nicht. Dies liegt aber nicht nur an dem Mann under Center.
BAUSTELLEN UND STÄRKEN
Mit nun sieben absolvierten Spieltagen fällt auf, dass andere wichtige Positionen stark vernachlässigt wurden. Zum Beispiel ließ man in der Offensive bisher ganze 21 Sacks zu. Das Sind drei Sacks pro Partie, dort gibt es nur fünf Teams die noch schlechter abliefern. Schaut man sich dann die Transaktionen der letzten drei Jahre an, ist das kein Wunder. Keinen einzigen Offensive Lineman holte man in dieser Zeit via Trade, was noch keine große Besonderheit ist. Aber besonders im Draft vernachlässigte man hier neues Personal extrem. Nur vier Akteure verpflichtete man aus dem College um die O-Line zu stärken, keinen davon vor der vierten Draft-Runde. Besonders in der Tiefe ist man dort deswegen schlecht aufgestellt. Kommen Verletzungen der Stammkräfte, wie es gerade geschieht, obendrauf, hat man schnell eine löchrige und anfällige Line.
Embed from Getty ImagesIn Punkto Passempfänger dürfte sich Wilson allerdings nicht beschweren. Dort kann er auf eine überdurchschnittlich gute Sammlung an Wide Receivern zurückgreifen. Courtland Sutton (27) wurde einst in der zweiten Runde des Drafts von den Broncos ausgewählt und etablierte sich als Nummer eins Anspielstation des Quarterbacks. Mit 34 Receptions für 454 Yards konnte er bereits zehn Bälle mehr fangen als der letztjährige Erstrunden-Pick Jerry Jeudy. Der 23 jährige steht bei 24 Receptions für 386 Yards. Hinzu kommt noch ein Pick aus der zweiten Runde, nämlich KJ Hamler (23), welcher bisher ab nicht groß in Szene gesetzt werden konnte. Natürlich hat man hier keinen absoluten Superstar in seinen Reihen, vergleicht man das aber mit den Waffen die Aaron Rodgers (38) in Green Bay zur Verfügung gestellt werden, darf man hier nicht die alleinige Schuld suchen. Es besteht einfach noch nicht die Connection von Passgeber zu Passempfänger, welche sich aber durchaus noch entwickeln kann.
Was bereits stark entwickelt ist, ist die andere Seite des Balles. Defensiv macht den Broncos dieses Jahr mal wieder kaum einer was vor. Schon oft stellte man in der Vergangenheit eine starke Defensive, dieses Jahr gelang dies erneut. Den Lauf verteidigt man mit durchschnittlich 112.9 zugelassenen Yards im offenen Feld zwar durchschnittlich, Punkte lässt man aber kaum zu. Nur viermal gelang es gegnerischen Ballträgern die Endzone zu erreichen. Durch die Luft verteidigt man aber auf einem ganz anderen Niveau. 173.1 Yards gelangen gegnerischen Passgebern bisher nur pro Begegnung, das ist der zweit beste Wert nach den Green Bay Packers (168.9). Was die Redzone angeht, stellt man sogar die alleinige Spitze der Liga. Nur drei Passing Touchdowns konnten alle sieben Gegner der Broncos bis dato erzielen. Zum Vergleich: Auf Rang zwei stehen die Buffalo Bills (5).
Pass Rusher Bradley Chubb (26) geht defensiv voran und stellt mit 5,5 Sacks die meisten seines Teams. Nach seiner Verletzung im letzten Jahr, scheint er nun wieder voll da zu sein. Neben Chubb gelang es noch neun anderen Akteuren mindestens 0,5 Sacks zu sammeln. Zusammen kommt man auf 22, was ebenfalls ein Wert unter den Top fünf der Liga ist. Summa Summarum stellt man eine beachtliche Defensive, hier gibt es kaum Verbesserungspotential.
Embed from Getty ImagesWAR DAS SCHON ALLES?
Gegen den Ball hat das Team definitiv Contender Potential. Nur die Buffalo Bills verteidigen noch besser und lassen noch weniger Punkte zu. Hier ist die Mannschaft also super eingestellt. In der Offensive hingegen hapert es gewaltig. Personal ist da, nur die Chemie und Abstimmung stimmt teilweise überhaupt nicht. In der eigenen Division hat man alles andere als leichtes Spiel. Die Kansas City Chiefs werden von Woche zu Woche besser und scheinen ihr Können immer noch nicht voll ausgeschöpft zu haben. Und auch die LA Charges haben ihr kurzes Down überwunden und feierten vorletzte Woche, ausgerechnet gegen Denver, ihren dritten Sieg in Folge. Lediglich die Las Vegas Raiders tun sich ähnlich schwer und suchen nach ihrer Form, denn auch hier wütet eine starke Inkonstanz.
Findet die Offensive zueinander ist definitiv eine Kehrtwende möglich. Und in wenigen Stunden bietet sich hierfür eine besondere Gelegenheit. Die Augen sämtlicher NFL Fans aus Europa richten sich auf die Partie der Jacksonville Jaguars gegen die Denver Broncos im Wembley-Stadion. Beim dritten und letzten London Game für diese Saison entscheidet sich wohl der weitere Saisonverlauf für „Mr. Unlimited“ und Co.
