Die Baustellen Der NFL Teams – AFC South
DIE BAUSTELLEN DER NFL TEAMS – AFC SOUTH
Die NFL befindet sich zwar in der Offseason, allerdings wird auch diese viele interessante Geschichten und Themen bieten. Egal ob Free Agency, Combine oder Draft von Februar bis April wird es einige entscheidende und weichenstellende Entscheidungen der NFL Teams für die kommende Spielzeit geben. In den nächsten Wochen, bis zum Draft 2019, werden wir uns jede Woche eine andere Division vorknöpfen und uns ansehen wo bei den einzelnen Teams Handlungsbedarf herrscht.
Die AFC South stellte 2018 gleich zwei Playoff Teams, diese trafen in der Wild Card Round auch sofort aufeinander. Zum dritten Mal standen sich die Houston Texans und die Indianapolis Colts in der abgelaufenen Saison gegenüber. Zum zweiten Mal triumphierten die Colts, welche in die Divisional Round einzogen. Dort war allerdings dann gegen die Kansas City Chiefs Schluss. Während in Indianapolis und Houston nur wenig Handlungsbedarf besteht, stehen die Tennessee Titans und die Jacksonville Jaguars vor richtungsweisenden Monaten.
Houston Texans
2018: 11 – 5 – 0 Wild Card Round | Draft Picks: 7 | Cap Space: $41,7 Mio.
Im Allgemeinen können die Houston Texans auf eine doch recht erfolgreiche Saison zurückblicken, doch diese begann ganz anders als sie endete. In den ersten drei Wochen musste man sich erst gegen die New England Patriots, dann gegen die Tennessee Titans und schließlich gegen die New York Giants geschlagen geben. Schon wurden die Stimmen in Houston laut, wurden die falschen Spieler verpflichtet? Ist Deshaun Watson (23) doch nicht der erdachte Franchise Quarterback? Doch die Antwort folgte prompt. Top eingespielt konnte das Team die folgenden neun Partien am Stück alle für sich entscheiden. Am Ende stand nach einer Bilanz von elf zu fünf schließlich die Wild Card Round an, in der man gegen die Indianapolis Colts unterlegen war.
Hauptverantwortlich für das gute Abschneiden in der Regular Season war definitiv die starke Front Seven in der Defensive. Angeführt von Rückkehrer J.J. Watt (DE, 30) ließen sie die drittwenigsten Rushing Yards und Touchdowns über den Lauf zu. Gerade Watt zeigte dass er nach seiner Verletzungspause wieder ganz der Alte war. Er konnte sich mit 16 Quarterback Sacks auf Rang zwei aller Pass Rusher hinter Defensive Tackle Aaron Donald (27) von den Los Angeles Rams setzen, welcher 20,5 Sacks für sich verbuchen konnte. Gegen den Pass boten die Texaner allerdings nicht so viel Widerstand. Nur vier Teams der NFL ließen noch mehr Yards über den Pass zu. Insgesamt erlaubten sie hier 28 Touchdowns und finden sich im grauen Mittelfeld der Liga wieder.
Auf der anderen Seite des Balles war das Passspiel ebenso das Problem des Teams. Auch hier findet sich Houston im Nirgendwo der Statistiken wieder. Quarterback Deshaun Watson wusste zwar durchaus zu überzeugen, warf er doch Pässe über 26 Touchdowns bei gerade einmal sechs Interceptions, dennoch wären seine Statistiken um ein vielfaches besser, hätte er den nötigen Schutz genossen. Die Offensive Line war die größte Problematik auf Seiten der Texans, kein anderes Teams erlaubte eine solche Menge an Sacks. 3,8 Mal brachten gegnerische Spieler den Passgeber zu Fall. Ganze 62 Mal musste sich Watson also nach einem Offensive Play wieder aufraffen.
Baustellen
Natürlich weiß man auch in Houston wo die größte Baustelle zu finden ist, in der Offensive Line musste dringend nachgebessert werden und fähiges Personal verpflichtet werden. Die Verantwortlichen handelten auch kurz nach Ablauf der Spielzeit. Offensive Tackle Matt Kalil (29) wird seine siebte Saison in der NFL für die Houston Texans auflaufen. Nach fünf Jahren bei den Minnesota Vikings und einer zweijährigen Station bei den Carolina Panthers landete er schließlich in Texas. Kalil wurde von den Panthers entlassen nachdem er die gesamte Spielzeit verletzungsbedingt fehlte. Dennoch ist der Offensive Tackle definitiv eine Verstärkung für die anfällige Offensive Line Houston´s.
Ein Bruchteil des extrem hohen Cap Space´s der Texans ging zwar für Kalil drauf, trotzdem können diese noch aus den Vollen schöpfen. Mit $41,7 Mio. haben sie den zweithöchsten Etat aller NFL Teams und es bleibt spannend in welches Personal dieses Geld fließen wird. Offensiv sollte Star Wide Receiver DeAndre Hopkins (26) dringend ein weiterer guter Mann zur Seite gestellt werden. Hopkins war die letzten Jahre meist auf sich allein gestellt und konnte dennoch Jahr für Jahr bombastische Statistiken aufweisen. In der vergangen Saison fing er 115 Pässe für sage und schreibe 1572 Yards und elf Touchdowns. Hätte er einen guten Partner an der Seite, würde dieser auch Aufmerksamkeit auf sich ziehen und Hopkins die mehr Räume ermöglichen. Mit ihren sieben Draft Picks sollten die Texaner hier aber Beihilfe schaffen, Marquise Brown (21) von der University of Oklahoma gilt als einer der talentiertesten Passempfänger des diesjährigen Drafts.
Indianapolis Colts
2018: 10 – 6 – 0 Divisional Round | Draft Picks: 9 | Cap Space: $59,5 Mio.
Bei den Indianapolis Colts sorgte nicht nur Star Quarterback Andrew Luck (29) für ein bemerkenswertes Comeback. Die Colts starteten die Saison mit einem Sieg und fünf Niederlagen. Bereits in Woche sieben wurde Indianapolis von den meisten abgeschrieben und die Spielzeit als vorüber gewertet, doch falsch gedacht. Zehn Wochen später und mit neun Siegen mehr landete man schließlich auf Rang zwei der AFC South bei einem Standing von zehn zu sechs. Einer der hierfür Hauptverantwortlichen war, wie bereits oben genannt, Andrew Luck. Der Passgeber kehrte nach einer ewig andauernden Verletzungsmisere endlich zurück und entgegen aller Erwartungen sogar besser denn je. 4593 Passing Yards, 39 Touchdowns zu 15 Interceptions und das bester Quarterback Rating seiner gesamten Karriere (98,7) konnte Luck für sich verbuchen und galt sogar als Kandidat auf den MVP-Award.
Doch nicht nur der Playcaller war der Grund für die erfolgreiche Spielzeit. Auch das Head Office gilt hier als Strippenzieher, denn im Draft 2018 war man eines der Franchise´s welches richtig zupacken konnte. Rookies wie Linebacker Darius Leonard (23) und Guard Quenton Nelson (23) sorgten bereits in ihrer ersten Spielzeit für richtig Furore und stellen die Gesichter einer neuen, jungen Ära. Leonard konnte insgesamt 163 Tackles sammeln und wurde mit weitem Abstand Tackle Leader der gesamten NFL. Nelson galt schon vor dem Draft als einer der besten O-Liner im College und als bereit für die höchste Football Liga, das stellte er auch unter Beweis. Die Beschützer Luck´s stellten die beste Offensive Line aller Teams, nur 18 Mal schaffte es der gegnerische Pass Rush den Quarterback zu Boden zu bringen, eine extrem geringe Zahl.
Baustellen
Auch wenn die Defensive rund um Riesentalent Leonard durchaus zu überzeugen wusste, sah man dort bereits Handlungsbedarf. Insgesamt ließ die Front Seven die achtwenigsten Rushing Yards aller Teams zu. Durch die Luft stellten sie sogar die drittbeste Red Zone Defensive der Liga, nur zwei Mannschaften erlaubten darüber noch weniger Touchdowns. Der neue Name in den Reihen der Colts ist Justin Houston (DE, 30), dieser wurde kurz vor der Free Agency von den Kansas City Chiefs entlassen. Für viele unbegreiflich kann Houston doch auf eine recht erfolgreiche Spielzeit zurückblicken. 37 Tackles, neun Sacks und eine Interception konnte er als Teil des gefährlichsten Pass Rushes der NFL sammeln. Insgesamt bringt der Defensive End 78,5 Sacks mit nach Indianapolis, welche er in acht Jahren bei den Chiefs für sich verbuchen konnte. Zusammen mit Leonard wird Houston ein gefährliches Duo stellen.
Den wohl größten Need stellt in Indi aber die Position der Passempfänger. Obwohl Wide Receiver T.Y. Hilton (29) und Tight End Eric Ebron (26) durchaus sehr gute Statistiken sammeln konnten, wäre ein zweiter guter Wide Receiver doch erforderlich. Hilton konnte 76 Pässe für 1270 Yards und sechs Touchdowns fangen, während Ebron 66 Passempfänge für 750 Yards und starken 13 Touchdowns für sich verzeichnen konnte. In der Free Agency sah man in den erhältlichen Spielern Devin Funchess (24) als passenden Akteur, in seinen vier Saisons bei den Carolina Panthers konnte dieser aber nicht wirklich überzeugen.
Tennessee Titans
2018: 9 – 7 – 0 keine Playoffs | Draft Picks: 6 | Cap Space: $31,5 Mio.
Zum dritten Mal in Folge beendeten die Tennessee Titans die Saison mit neun Siegen und sieben Niederlagen, zum dritten Mal in Folge sammelten sie in beinahe allen Belangen durchschnittliche Werte. In seiner vierten Saison in Tennessee wusste Marcus Mariota (QB, 25) erneut nicht zu überzeugen. Nur 2528 Passing Yards und elf Touchdowns bei acht Interceptions konnte sich der Hawaiianer auf die Fahne schreiben, erneut alles andere als überragend. Mit Beginn der neuen Spielzeit geht der Quarterback nun in das letzte Jahr seines Rookie Vertrags und steht in der Pflicht die Führungsriege der Titans zu überzeugen und für einen neuen Vertrag abzuliefern. 2019 steht für Mariota also ganz unter dem Motto: „Make it or brake it“.
Natürlich ist an der viertschlechtesten Passing Offensive der NFL nicht nur der Play Caller schuld, der Mangel an Anspielstationen gilt schon länger als Problem der Titanen. Den beste Receiver in den Reihen Tennessee´s gab Corey Davis (24). Der Wide Out kam in seiner zweiten Spielzeit in der Liga auf 65 Receptions für 891 Yards und vier Touchdowns, keine herausragenden Werte. Über den Lauf präsentierte man sich als insgesamt siebtbestes Team aber durchaus gut. Zum zweiten Mal in Folge konnte Runningback Derrick Henry (25) im Endspurt der Saison so richtig abliefern, überschritt zum ersten Mal die 1000 Yards Marke und gab den besten Rusher der Titans.
Baustellen
Entgegen der schwachen Offensive stand die durchaus passable Defensive. Besonders in der Secondary wusste man durchaus zu überzeugen, 3471 Passing Yards und 21 Passing Touchdowns sind solide Werte. Die Front Seven fand sich nur auf Rang 18 wieder und gilt als Großbaustelle der Titans. Im diesjährigen Draft, welcher auf den Positionen der Defensive Line als besonders gut aufgestellt gilt, hat man sechs Auswahlrechte. An Rang 19 in Runde eins könnte man sich vielleicht die Rechte an Edge Rusher Brian Burns (20, Florida State Seminoles) sichern, welcher den schwachen Pass Rush in Tennessee sofort verbessern würde.
Aber auch Offensiv muss nach neuem Blut gesucht werden, um Mariota endlich als Franchise Quarterback etablieren zu können. Mit Corey Davis gibt es nur einen durchschnittlichen Receiver als Nummer eins, Tight End Delanie Walker (34) kommt in die Jahre und sollte in naher Zukunft ebenfalls abgelöst werden. Im Draft werden die Titans mit ihren sechs Auswahlrechten wohl ebenfalls nach einen Passempfänger suchen. Während des Combine´s sorgte D.K. Metcalf (21) mit seiner überragenden Physis und seiner beachtlichen Geschwindigkeit für Aufsehen. Für die University of Mississippi konnte Metcalf zwar nicht die überragenden Statistiken aufweisen. In der NFL gilt aber das Motto: „You can´t teach Physics“, den Rest können die besten Football Coaches der Welt dem 21-jährigen aber eintrichtern.
Jacksonville Jaguars
2018: 5 – 11 – 0 keine Playoffs | Draft Picks: 7 | Cap Space: $13,8 Mio.
Während die Jacksonville Jaguars in der Vorsaison getragen von ihrer überragenden Defensive noch bis ins AFC Championship Game vorrückte, belegte man 2018 den letzten Rang in der AFC South. Und auch in der abgelaufenen Spielzeit war die Defensive wieder die Stärke von „Sacksonville“. Gegen den Pass stellte man die zweitbeste Verteidigung aller Teams, nur 17 Touchdowns gelangen ihren Kontrahenten durch die Luft. Gegen den Lauf fand man sich im grauen Mittelfeld der Statistiken wieder, hier war die Front Seven nicht so dominant wie im Jahr zuvor.
Offensiv gab es in Jacksonville nichts was Lob verdiente. Keinem anderen Team gelangen weniger Rushing Touchdowns, nur sieben Mal schafften es die Runningbacks der Jaguars in die Endzone. Dank verschiedener Verletzungen gelangen Star Runningback Leonard Fournette (23) in den acht Partien in denen der startete 439 Rushing Yards und fünf Touchdowns. Fournette war trotz seiner misserablen Statistiken der beste Rusher den die Jaguars hatten. Zum fünften Mal führte Blake Bortles (26) die Franchise als Quarterback in die Saison und zum fünften Mal wusste Bortles nicht zu überzeugen. 2018 unterschrieb er noch einen fetten Vertrag, was auf Unverständnis bei vielen Anhängern stieß. In der diesjährigen Offseason zog die Führungsetage aber endgültig die Reisleine und man entließ „Blake Out“, allerdings riss dies ein großes Loch in den Salary Cap.
Baustellen
Befreit vom Laster Bortles sicherte sich Jacksonville sogleich die Rechte am besten Quarterback der Free Agency. Nick Foles (QB, 30) kommt mit einem Superbowl Ring in den Süden. Natürlich stellt sich die Frage ob Foles seine Leistungen bei den Philadelphia Eagles wiederholen kann, zuvor war er ja minder erfolgreich. Während seiner Zeit bei den damals noch in Sant Louis ansässigen Rams und den Kansas City Chiefs konnte er überhaupt nicht überzeugen. Unter Head Coach Doug Pederson (51) blühte er dann wiederum auf, wir sind gespannt welchen Nick Foles wir in Jacksonville erleben werden und ob er die Langzeitlösung auf der Position des Quarterbacks sein wird.
Um Foles die nötige Zeit zu verschaffen sollte dringend an der Offensive Line gearbeitet werden, definitiv die größte Baustelle. 2018 war die Offensive Line die zweitschlechteste aller NFL Teams, 3,3 erlaubte Sacks resultierten durchschnittlich pro Begegnung. Es nützt der beste Quarterback und die besten Receiver nichts, wenn diesen nicht die nötige Zeit beschafft wird. Das nötige Kleingeld fehlt den Jaguars allerdings für große Verpflichtungen, die Personalie Bortles sorgte für viele rote Zahlen. Und nicht nur das, um nicht ins Minus zu geraten standen noch weitere Spieler auf der Streichliste. Die Entlassungen von Defensive Tackle Malik Jackson (29) und Runningback Carlos Hyde (28) sorgten in Jacksonville wieder für schwarze Zahlen. Im Draft haben sie nun sieben Picks bei denen dringend ein rechter Tackle verpflichtet werden sollte, denn auch Starting Tackle Jermey Parnell (32) wurde nach vier Saisons für die Jaguars entlassen. In Runde eins an Position sieben wird auch der O-Liner Jawaan Taylor (21) noch zu haben sein, welcher als bester Tackle im Draft gilt.
