Die Baustellen Der NFL Teams – AFC West
DIE BAUSTELLEN DER NFL TEAMS – AFC WEST
Die NFL befindet sich zwar in der Offseason, allerdings wird auch diese viele interessante Geschichten und Themen bieten. Egal ob Free Agency, Combine oder Draft von Februar bis April wird es einige entscheidende und weichenstellende Entscheidungen der NFL Teams für die kommende Spielzeit geben. In den nächsten Wochen, bis zum Draft 2019, werden wir uns jede Woche eine andere Division vorknöpfen und uns ansehen wo bei den einzelnen Teams Handlungsbedarf herrscht.
Licht und Schatten. Gleich zwei der vier Teams in der AFC West marschierten regelrecht durch die reguläre Saison und zogen das Ticket für die Postseason. Mit den Kansas City Chiefs und den Los Angeles Chargers werden wir auch zukünftig tollen offensiv orientierten Football serviert bekommen. Die Oakland Raiders und die Denver Broncos stehen schwere Zeiten bevor.
Los Angeles Chargers
2018: 12 – 4 – 0 Divisional Round | Draft Picks: 7 | Cap Space: $11,7 Mio.
Lässt man die 2018er Saison der Los Angeles Chargers noch einmal Revue passieren, können diese auf eine sehr erfolgreiche Spielzeit zurückblicken. Mit dem Divisionsrivalen, den Kansas City Chiefs, bot man sich einen harten Kampf für den Platz in der Divisional Round. Letztendlich ging das Ticket für die besagte Playoff Runde nach Los Angeles und die Chiefs aus Kansas City mussten sich vorerst mit der Wild Card Round zufrieden geben. Doch das erste Playoff Spiel der Chargers war sogleich ihr letztes. In der Partie gegen den späteren Super Bowl Sieger, den New England Patriots, war man maßlos unterlegen und kam nicht über eine 28 zu 41 Niederlage hinaus.
Spult man die Zeit etwas zurück bot Philip Rivers (37) in der Regular Season eine der besten Spielzeiten seiner langen Karriere. Mit einer Passgenauigkeit von über 68% brachte er über die Saison die zweitmeisten Pässe jemals an den Mann und mit seinem Quarterback Rating von 105,5 konnte er sich sogar eine neue persönliche Bestmarke setzen. Zusammen mit Runningback Melvin Gordon (25) und Wide Receiver Keenan Allen (26) bildete er eines der stärksten offensiven Trios der gesamten NFL.
Defensiv war Los Angeles fast überall richtig gut aufgestellt. Mit Melvin Ingram (29) und Joey Bosa (23) hat man eigentlich zwei bärenstarke Pass Rusher auf seiner Seite. Bosa stieß aber aufgrund einer Verletzung erst in Woche zehn zum Team und konnte seine erhoffte Dominanz nicht über die komplette Spielzeit abliefern. Weiter hinten in der Verteidigung schlug eine neue Personalie enorm ein. Im letztjährigen Draft sicherten sich die L.A. Chargers die Rechte am vielversprechenden Safety Derwin James (22). Der Rookie konnte gleich von sich überzeugen und sich in der Regular Season die meisten Tackles aller Chargers Akteure auf die Agenda schreiben.
Baustellen
In der Offensive tat sich besonders bei der Partie gegen die New England Patriots eine große Schwachstelle der Chargers auf, die Offensive Line. Philip Rivers war ständig unter Druck und musste den Ball oft schnell loswerden um dem Pass Rush der Patriots in letzter Sekunde zu entgehen. Trotzdem wurde er schließlich zweimal gesackt. Der endlose Druck von Trey Flowers (25, DE) und Co. schlug sich besonders in der Passgenauigkeit von Rivers nieder. Nicht einmal die Hälfte seiner Pässe fanden ihr Ziel und auch bei erfolgreichen Pässen fand sich der Spielmacher zu oft auf dem Boden liegend wieder. Ob man hier zu diesem Zeitpunkt in der Free Agency noch fündig wird ist fraglich. Der Draft bietet allerdings genügend Talent um Rivers in den nächsten Jahren besser beschützen zu können.
Allerdings muss Rivers das Ei auch irgendwo hin werfen. Mit Allen spielt ein Top zehn Wide Receiver in Los Angeles, er konnte zum dritten Mal in seiner Karriere die magische Grenze von 1000 Receiving Yards knacken und blieb nur knapp unter 100 Receptions. Der zweiterfolgreichste Passempfänger hinter dem Wide Receiver war dann Melvin Gordon. Der Runningback kam auf 50 Passfänge für etwa 500 Yards, ein richtiger Nummer zwei Wide Receiver konnte sich nicht herauskristallisieren. Diesen Posten sollte eigentlich Tyrell Williams (27) einnehmen, er kam aber nur auf 653 Receiving Yards bei 41 Ballfängen. Außerdem endete sein Vertrag in L.A. mit Ablauf der Saison und er wird zukünftig für die Oakland Raiders auflaufen. Eine richtig guten zweiten Receiver hinter Allen zu stellen würde auch diesem mehr Freiraum bieten und keineswegs schaden. Ein weiteres Ziel für Rivers soll der zurückkehrende Tight End Hunter Henry (24) stellen. Dieser stößt nach einem genesenen Kreuzbandriss zurück zum Kader, womit das alte Schlachtross Antonio Gates (38) nun endlich in den wohlverdienten Ruhestand gehen kann.
Kansas City Chiefs
2018: 12 – 4 – 0 Championship Game | Draft Picks: 8 | Cap Space: $23 Mio.
Was war das für eine fulminante Saison für die Kansas Chiefs. Mit dem von Head Coach Andy Reid (61) typischen spektakulären Offensivfootball verdutzten die Chiefs die ganze Liga. Mit durchschnittlich 309,7 Passing Yards pro Partie belegten sie den dritten Platz der NFL, in Punkto Punkteausbeute konnte ihnen allerdings niemand auch nur annähernd das Wasser reichen. Sage und Schreibe 50 Passing Touchdowns gelangen Quarterback Patrick Mahomes (23) welcher sein erstes Jahr startete. Dies gelang zuvor nur Tom Brady (41) 2007 und dem „Sheriff“ Peyton Manning (42) 2013. Gleich zwei Receiver passierten die 1000 Yards Marke, Travis Kelce (TE, 29) und Tyreek Hill (WR, 25) lagen mit 1336 und 1479 Receiving Yards sogar weit darüber.
Mahomes, im Draft 2017 schon als großer Reach abgestempelt, lieferte mit wirklich einzigartigem Passspiel eine geschichtsträchtige Spielzeit. 5097 Passing Yards und 50 Touchdowns bei gerademal 12 Interceptions sind wirklich herausragende Statistiken. Außerdem kam er mit seiner Passgenauigkeit von 66% auf ein überragendes Quarterbackrating von 113,8 Punkten. Ganze zwölf unterschiedliche Passempfänger fand er für mindestens einen Touchdown und ganz nebenbei erlief er sogar noch zwei selbst. Mit Mahomes betrat ein Ausnahmetalent die Liga und er wird uns in Zukunft auch weiterhin Einiges an Spaß bescheren.
Nur defensiv überzeugten die Chiefs kaum. 273,4 Passing Yards erlaubte man pro Begegnung, hier waren nur die Cincinnati Bengals mit 275,9 noch schlechter. Außerdem erlaubte man die zehntmeisten Touchdowns aller Teams durch die Luft. Dies ist natürlich auch darauf zurückzuführen, dass die Chiefs in nahezu jeder Partie schnell hoch führten und ihre Kontrahenten somit zu viel Passspiel gezwungen waren um überhaupt in Sichtweite zu bleiben. In Sachen Pass Rush konnte Kansas City wiederum richtig abliefern. Mit insgesamt 52 Quarterback Sacks setzte man sich gemeinsam mit den Pittsburgh Steelers an die Spitze der National Football League.
Baustellen
Die Defensive stellt sogleich auch die größte Baustelle der Chiefs. In der abgelaufenen Spielzeit offenabarten sich einige größere Needs. Im Defensive Backfield wurde auch schnell gehandelt. Einen der größten auf den freien Markt erhältlichen Namen wurde ins „Arrowhead Stadium“ geholt. Safety Tyrann Mathieu (26) unterschrieb einen Dreijahresvertrag für insgesamt $42 Mio. Viele Anhänger der Chiefs jubelten schon auf, könne man doch nun eines der besten Safety Duos der NFL mit Eric Berry (30) und Mathieu stellen, kurz darauf war das aber schon Geschichte. Überraschenderweise wurde Berry kurzerhand entlassen und Free Agent. Neben ihm verlor man außerdem noch zwei weitere wichtige Säulen der Verteidigung. Dee Ford (LB, 28) wurde zu den San Francisco 49ers getradet. Und mit Justin Houston (LB, 30) entließ man gleich einen zweiten wichtigen Pass Rusher der jüngst von den Indianapolis Colts unter Vertrag genommen wurde. Zusammen kamen beide auf 22 Quarterback Sacks. Im Draft sollte also dringend nach einem neuen Edge Rusher und Cornerbacks Ausschau gehalten werden.
Zurück zur Offensive. Dort gab es trotz des grandiosen Jahrs 2018 gleich zwei Sorgenkinder. Nachdem ein Video von Runningback Kareem Hunt (23) auftauchte, indem er eine Frau schubste und trat, wurde er prompt freigestellt und vor kurzem von den Cleveland Browns neu aufgenommen. Von der NFL erhielt Hunt eine acht Spiele andauernde Sperre. Und auch Star Receiver Tyreek Hill sorgte vor einigen Wochen für einen Fauxpas im Privatleben. Nachdem er bereits auf dem College seine damals schwangere Freundin verprügelte, brach er nun den Arm seines dreijährigen Sohnes. Im Fall Hill kam noch keine Stellungnahme oder Sperre von Seiten der NFL, natürlich hofft man in Kansas City darauf auch in der neuen Saison wieder auf Hill zählen zu können. Im Fall Hunt wurde sogar bereits gehandelt. Vom freien Markt sicherte man sich die Rechte des ehemaligen 49ers, Cleveland Browns und Jacksonville Jaguars Carlos Hyde (RB, 28), der das Backfield der Chiefs anführen soll.
Oakland Raiders
2018: 4 – 12 – 0 Keine Playoffs | Draft Picks: 8 | Cap Space: $33,4 Mio.
Das erste Jahr unter Rückkehrer John Gruden (HC, 55) war die reinste Katastrophe für die Oakland Raiders. Dieser startete in seiner ersten Saison nach seinem Comeback einen regelrechten Schlussverkauf in Oakland. Wichtige Franchise Spieler wie Star Pass Rusher Khalil Mack (28) oder Nummer eins Wide Receiver Amari Cooper (24) wurden für einige Draft Picks verscherbelt. Den Plan von Gruden zu verstehen viel schwer, tradede er doch junge vielversprechende Akteure welche eigentlich die Zukunft der Franchise stellen sollten. Dementsprechend schlecht präsentierte sich das Team dann auch.
Quarterback Derek Carr (27) kam in seiner fünften Saison in der NFL auf magere 19 Passing Touchdowns, konnte mit seinen 4049 Passing Yards aber einen eigenen Bestwert aufstellen. Im Runninggame überzeugte das Team wiederum überhaupt nicht. 1628 Rushing Yards ist der achtschlechteste Wert aller Teams, mit neun erlaufenen Touchdowns belegt man sogar den vorletzten Platz. Und auch auf der anderen Seite des Balles waren die Raiders überhaupt nicht konkurrenzfähig. Die meisten erlaubten Touchdowns durch die Luft, die drittmeisten erlaubten Rushing Yards und die insgesamt am meisten erlaubten Punkte sprechen für sich.
Baustellen
Wo soll man bei den Raiders anfangen und wo soll man aufhören. Wie bereits erwähnt fiel es schwer den Plan von Gruden zu verstehen. Noch schwerer fällt dies aber nach den jüngsten Aktivitäten des Head Coaches. Erst die Trades der jungen Leistungsträger und dann jüngst die Verpflichtung des doch schon dreißigjährigen Antonio Brown (WR). Freilich ist Brown einer der besten seiner Zunft, allerdings auf lange Sicht nicht die Zukunft der Franchise und außerdem wesentlich teurer als der abgewanderte Amari Cooper. Dennoch bediente man mit dieser Verpflichtung einen der größten Needs in Oakland. Einzig und allein Tight End Jared Cook (31) wusste in der letzten Spielzeit abzuliefern. Er kam auf 68 Ballfänge für 896 Yards und sechs Touchdowns. Der Wide Receiver Corp rund um Jordy Nelson (33) enttäuschte allerdings auf ganzer Linie. Um neben Brown noch besser aufgestellt zu sein lotsten die Verantwortlichen außerdem noch Tyrell Williams, welcher zuvor beim Divisionkonkurrenten der Chargers auflief, und J.J. Nelson (26) zur Franchise.
Doch nicht nur die Wide Receiver sind Schuld an der Offensivmisere der Raiders. Auch die Offensive Line war überaus enttäuschend. Das zeigte sich im schlechten Laufspiel und in den sechstmeisten erlaubten Sacks an Quarterback Carr. Auch hier sah man bereits Handlungsbedarf und holte Left Tackle Trent Brown (25) von den New England Patriots. Besonders in der Postseason und im Super Bowl konnte Brown seine Qualitäten als Ersatz von Isaiah Wynn (22) zeigen. Der 2,03 Meter Hüne bringt nach dem gewinn der Vince Lombardi Trophy seinen ersten Ring mit nach Oakland.
Und auch die Defensive wurde bereits mit einer großen Personalie verstärkt. Der einmalige Pro Bowler Vontaze Burfict (LB, 28) welcher kurz zuvor von den Cincinnati Bengals entlassen wurde, wurde kurzerhand für ein Jahr an die Franchise gebunden. Burfict gilt als Badboy und geriet bereits in prestigeträchtigen Duellen gegen die Pittsburgh Steelers des Öfteren an Antonio Brown. Es wird also interessant wie die beiden extrovertierten Charaktere im Locker Room miteinander auskommen werden.
Denver Broncos
2018: 6 – 10 – 0 Keine Playoffs | Draft Picks: 8 | Cap Space: $15,2 Mio.
Mit der Verpflichtung des zuvor bei den Minnesota Vikings gut aufspielenden Case Keenum (QB, 31) dachte man bei den Denver Broncos eine langfristige Lösung auf der Position des Spielmachers gefunden zu haben. Falsch gedacht. Wie viele Experten vorhersagten, spielte Keenum nur eine weitere durchschnittliche Saison. Lediglich 3890 Passing Yards, 18 Touchdwons und 15 Interceptions bei einem Quarterback Rating von 81,2 Punkten konnte er für sich verbuchen. Natürlich ist das auch auf die mangelnden Anspielstationen zurückzuführen. Mit Demaryius Thomas (WR, 31) tradete man einen der besten Wide Receiver in eigenen Reihen zu den Houston Texans. Der beste Wide Receiver war mit seinen 71 Ballfängen, 868 Receiving Yards und vier Touchdowns schließlich Veteran Emmanuel Sanders (32).
Im Laufspiel sorgte man im „Mile High Stadium“ für eine riesige Überraschung. Im Draft wurde Royce Freeman (RB, 23) in Runde drei ausgewählt und schien als fester Starter in die Spielzeit zu gehen. Doch wie aus dem Nichts erschien Phillip Lindsay (RB, 24). Und der ungedraftete Runningback sorgte ab Woche eins für ordentlich Gesprächsstoff. Alles in Allem kam er auf knapp über 1000 Rushing Yards und neun Rushing Touchdwons und wird auch 2019 die Nummer eins im Backfield der Broncos sein.
Baustellen
Das Front Office rund um General Manager John Elway (58) war wohl sehr enttäuscht von den Leistungen von Case Keenum. Prompt holte man sich den von Lamar Jackson (22) auf die Bank verdrängten Spielmacher Joe Flacco (34) von den Baltimore Ravens. Öffentlich outete sich Keenum in einem Interview als „geschockt“, viel Zeit dafür blieb ihm allerdings nicht. Nach nur einer Saison in Denver musste er schon wieder das Weite suchen und wurde zu den Washington Redskins verfrachtet, welche durchaus Handlungsbedarf auf dieser Position hatten. Ob Flacco besser performen wird als Keenum gilt als fraglich, außerdem bekommen Quarterbacks in Denver auch nicht gerade viel Zeit um sich beweisen zu können.
Dass Flacco auch wirklich abliefern kann, sollte man ihm aber noch Personal zur Seite stellen. Nach dem Tausch von Thomas nach Texas, fehlt es beim Wide Receiver Corp an Tiefe. In der Free Agency wurde hier noch niemand Verpflichtet, beim Draft sollte man sich aber nach Talenten umsehen. Mit Ja´Wuan James (T, 26) wurde ein Bodyguard für den neuen Spielmacher verpflichtet. Der ehemalige First Round Pick beschützte in den letzten fünf Jahren jegliche Quarterbacks bei den Miami Dolphins und erhält einen Rekordvertrag. Dieser geht über vier Jahre und beschert dem Tackle $51 Mio.
Um dem eigenen, enorm starken Pass Rush rund um Star Linebacker Von Miller (29) und Bradley Chubb (22) gerecht zu werden, galt es dringen in der Secondary nach Personal zu suchen. Gegen den Pass verteidigen die Broncos im Bereich des unteren Mittelfeldes und das obwohl alleine Von Miller in der abgelaufenen Spielzeit enormen Druck auf gegnerische Quarterbacks ausübte und ganze 14,5 Sacks sammeln konnte. Insgesamt gelang dies dem gesamten Pass Rush 44 Mal. Um im Defensive Backfield die nötige Stabilität zu erlangen holte man den ehemaligen Houston Texan Kareem Jackson (S, 30). Dieser kann auf erfolgreiche neun Jahre in Houston zurückblicken und macht die Passverteidigung in Denver sofort besser.
