Die Baustellen Der NFL Teams – NFC West
DIE BAUSTELLEN DER NFL TEAMS – NFC WEST
Die NFL befindet sich zwar in der Offseason, allerdings wird auch diese viele interessante Geschichten und Themen bieten. Egal ob Free Agency, Combine oder Draft von Februar bis April wird es einige entscheidende und weichenstellende Entscheidungen der NFL Teams für die kommende Spielzeit geben. In den nächsten Wochen, bis zum Draft 2019, werden wir uns jede Woche eine andere Division vorknöpfen und uns ansehen wo bei den einzelnen Teams Handlungsbedarf herrscht.
In der NFC West schafften es gleich zwei Teams das Ticket für die Playoffs zu ziehen. Für die Seattle Seahawks war allerdings bereits in der ersten Runde, der Wild Card Round Schluss. Die Los Angeles Rams konnten sogar bis ins große Finale einziehen. Im größten Sportereignis der Welt, dem Super Bowl, mussten sich die jungen Wilden um Jared Goff und Sean McVay gegen die alten Recken aus New England um Tom Brady und Bill Belichick geschlagen geben.
Arizona Cardinals
2018: 3 – 13 – 0 keine Playoffs | Draft Picks: 10 | Cap Space: $11,7 Mio.
Für die Arizona Cardinals endete nach der Saison 2017 eine Ära. Head Coach Bruce Arians (66) und Franchise Quarterback Carson Palmer (39) beendeten beide ihre Karriere. Somit stand die neue Spielzeit unter einem ganz neuen Stern. Mit Steve Wilks (49) hoffte man in Arizona den offenen Posten des Cheftrainers gefüllt zu haben. Auf der Quarterback Position wurde mit Josh Rosen (22) der Spieler in Runde eins gewählt, welcher in die Fußstapfen Palmers treten sollte. Doch auf beiden Posten enttäuschten die Cardinals auf ganzer Linie. Wilks wusste nicht mit dem Rookie Spielmacher umzugehen und konnte die wenigen Waffen in seinen Reihen nicht richtig einsetzen. Einer der besten Runningbacks der NFL, David Johnson (27), konnte zwar für 940 Yards Raumgewinn laufen, blieb aber im Schnitt bei gerademal 3,6 Yards pro Lauf. Wide Receiver Veteran Larry Fitzgerald (35) war der beste Ballfänger in der roten Wüste und das mit mageren 69 Catches für 734 Yards und sechs Touchdowns. Offensiv konnte also kein Akteur so richtig überzeugen und Wilks musste bereits nach einer Saison sein Amt niederlegen.
Auf der anderen Seite des Balles wurde Partien regelmäßig wegen der äußerst schlechten Laufverteidigung verloren gegeben. Beinahe jeder Gegner der Cardinals wusste dass der Weg zum Erfolg das Laufspiel sein wird. In 14 von 16 Begegnungen erliefen diese über 100 Yards Raumgewinn, in ganzen acht Spielen sogar über 150 Yards. Kein Wunder das sich Arizona also auf dem letzten Rang aller Lauverteidigungen wiederfindet. Ganze 2500 Rushing Yards und 25 Touchdowns ließ man zu, fünf Touchdowns mehr als die sich auf dem vorletzten Platz wiederfindenden Cleveland Browns.
Baustellen
Die größte Schwachstelle der Offensive wurde mit der Offensive Line gleich ausgemacht. Kein Wunder, ließ man doch die viertmeisten Quarterback Sacks in der gesamten Liga zu. Ganze 3,2 Mal wurde Rookie Rosen zu Fall gebracht, auf die 16 Regular Season Spiele hochgerechnet macht das insgesamt 52 Sacks. Hier wurde mit Marcus Gilbert (OT, 31) sogleich Abhilfe geschaffen. Der fast zwei Meter große Lineman beschützte in den letzten acht Spielzeiten Quarterback Ben Roethlisberger (37) bei den Pittsburgh Steelers. Er soll der anfälligen Offensive Line die fehlende Stabilität bieten.
Doch wer wird hinter Gilbert und Co. starten? In Arizona hält sich das hartnäckige Gerücht das sich Rosen bereits nach seiner ersten Saison in der NFL auf dem absteigenden Ast befindet. Angeblich sind die New England Patriots ein ganz heißer Kandidat für ein Tauschgeschäft, um einen künftigen Nachfolger für Tom Brady (41) zu finden. Und auch der neue Spielmacher soll in Arizona bereits auserkoren worden sein. Mit den unterirdischen Leistungen aus der vergangenen Spielzeit sicherte man sich den First Overall Pick und hat hier nun die Qual der Wahl. Der amtierende Heisman Trophy Gewinner Kyler Murray (21) steht allem Anschein nach ganz oben auf dem Zettel in Arizona.
Auch defensiv wurde bereits neues Personal verpflichtet. Zwar präsentierte man sich in Punkto Pass Rush gar nicht so schlecht, mit NFL Opa Terrell Suggs (36) wurde hierfür aber ein erfahrener Mann in die Wüste geholt. Der Edge Rusher soll für die nötige Tiefe während der schlauchende NFL Saison sorgen und mehr Rotation ermöglichen. Suggs kommt nach einem ausgelaufenen Vertrag von den Baltimore Ravens, für diese lief er seit dem NFL Draft 2003 in 229 Begegnungen auf. Ganze 846 Tackles und 132,5 Quarterback Sacks bringt der 36-jährige mit und belegt somit den 13en Rang der All Time Sack Leaders.
San Francisco 49ers
2018: 4 – 12 – 0 keine Playoffs | Draft Picks: 6 | Cap Space: $37,4 Mio.
Schon 2017 wurde der vermeintliche Heilsbringer zu den San Francisco 49ers geholt. Jimmy Garoppolo (QB, 27) sollte das Gesicht der neu eingeläuteten Ära sein. Der Quarterback kam für die letzten sechs Partien von den New England Patriots und wusste durchaus zu überzeugen. Vor der letzten Saison sicherten sich die 49ers dann die Rechte am Passgeber für die folgenden fünf Jahre und statteten ihn mit dem bis dato fettesten Vertrag der NFL Geschichte aus. Mit der Hoffnung nun endlich wieder den lang ersehnten Franchise Quarterback ihr Eigen zu nennen und mit der nötigen Vorbereitungszeit in die Saison zu starten, waren die Ziele in San Francisco dementsprechend hoch.
Doch nach drei Wochen kam der Schlag mitten ins Gesicht der Franchise. Garoppolo verletzte sich bei der Partie gegen die Kansas City Chiefs in einer unnötigen Szene schwer und musste die Spielzeit vorzeitig abschreiben. Diagnose: Kreuzbandriss, und somit eine Saison zum Vergessen für die 49ers. Der Starting Quarterback wurde vom ungedrafteten Free Agent Nick Mullens (24) ersetzte. Dieser schien auch wirklich zu überzeugen, über die Reservistenrolle wird er aber auch in der anstehenden Spielzeit nicht hinauskommen. Am Ende stand man bei vier Siegen und zwölf Niederlagen, schlechter hätte es kaum laufen können.
Einer der wenigen Lichtblicke fand sich auf der Position des Tight End´s wieder. George Kittle (25) kann auf ein äußerst erfolgreiches Jahr 2018 zurückblicken. Er stellte den besten Passempfänger an der Golden Gate Bridge. 88 Catches für 1377 Yards und fünf Touchdowns gehen auf die Kappe des 25-jährigen. Damit verbucht er nicht nur seine persönliche Bestleistung, sondern auch eine für die Geschichtsbücher. Noch nie konnte ein Tight End so viele Yards sammeln, noch nicht einmal Legenden wie Rob Gronkowski (29) und Tony Gonzalez (43).
Baustellen
In der Verteidigung zeigten sich die 49ers durch und durch als solides Team. Egal ob durch die Luft oder am Boden, richtige Schwachstellen kann man in San Francisco nicht ausmachen. Dennoch sah die Führungsriege in der Defensive Handlungsbedarf. Denn einzig und allein Quarterback Sacks konnten nur relativ wenige gesammelt werden. Mit insgesamt 37 belegte man den achten Rang aller Franchises, zum Vergleich auf Platz eins lagen die Kansas City Chiefs mit ganzen 52 Sacks. Bei diesen bedienten sich die 49ers auch jüngst. Kansas City´s zweitbester Pass Rusher Dee Ford (LB, 28) wurde für die nächsten fünf Jahre an San Francisco gebunden und soll den soliden Pass Rush noch stärker machen.
Mit Middle Linebacker Kwon Alexander (24) wurde ein junges und vielversprechendes Talent geholt, in den Augen vieler Experten allerdings extrem überbezahlt. Alexander wird in Punkto Gehalt nun in einem Atemzug mit Linebackern wie Jadeveon Clowney (26, Houston Texans) und Anthony Barr (27, Minnesota Vikings) genannt. Mit seinen durchschnittlich $13,5 Mio. pro Jahr liegt er sogar über dem wohl besten Linebacker der Liga, Luke Kuechly (27, Carolina Panthers), $12,36 Mio. Mit Overall Pick Nummer zwei geht übrigens auch dieser in die NFC West, eben zu den San Francisco 49ers. Im Draft sollte man dringend nach Wide Receivern suchen, um auch diesen Need zu beseitigen.
Seattle Seahawks
2018: 10 – 6 – 0 Wild Card Round | Draft Picks: 4 | Cap Space: $11,6 Mio.
Die Saison 2018 verlief für die Seattle Seahawks für viele überraschend doch sehr gut und erfolgreich. Nachdem man gleich in den ersten drei Partien jedes Mal den Platz als Verlierer verlassen musste, rissen die Seahawks das Ruder doch noch herum und beendeten die Regular Season schließlich mit zehn Siegen zu sechs Niederlagen. Als zweitbestes Team der NFC West zogen sie in de Wild Card Round ein und trafen auf die Dallas Cowboys. Gegen diese reichte die Magie von Franchise Quarterback Russell Wilson (30) aber nicht aus und man musste sich schließlich geschlagen geben.
Offensiv hing die gesamte Saison fast nur an den Leistungen des Passgebers. Wilson lieferte statistisch die beste Spielzeit seiner Karriere. Mit 35 Touchdowns zu gerade einmal sieben Interceptions, sowie einem Quarterback Rating von sagenhaften 110,9 stellte er in beinahe jeder Kategorie persönliche Bestwerte auf. Lediglich die knapp 3500 Passing Yards sind keine Bestmarke für ihn. Kein Wunder also dass „Houdini“ bereits zum fünften Mal in seiner siebenjährigen Karriere in den Pro Bowl gewählt wurde.
Auch die Akteure hinter Wilson, in der Regel die Runningbacks, wussten zu überzeugen. Die Seahawks kehrten zurück zu ihren Wurzeln und präsentierten sich als laufstärkstes Spiel der Liga. 160 Yards konnten sich pro Partie alleine über das Laufspiel sammeln. Mit Chris Carson (24, RB), Mike Davis (26, RB) und erstrunden Draftpick Rashaad Penny (23, RB) stellte man das stärkste Backfield der NFL. Carson kam auf 1151 Rushing Yards, Davis auf 512 und Penny auf 419. Zu guter Letzt konnte auch Wilson mit seiner unglaublichen Mobilität noch 376 Yards zum Laufspiel beitragen.
Baustellen
In der Free Agency bekam man von Verpflichtungen seitens der Seahawks kaum etwas mit. Kein Wunder, sind sie doch eines der Teams mit dem geringsten Budget. Mit Earl Thomas (S, 29) verließ das letzte Überbleibsel der „Legion of Boom“ Seattle in Richtung Baltimore und hinterlässt eine große Lücke. Umso wichtiger war es Defensive Tackle Frank Clark (25) zu halten und ihm mit einem neuen Vertrag auszustatten. Defensiv gibt es zwar Handlungsbedarf, große Verpflichtungen dürfen Anhänger der Franchise allerdings nicht erwarten. Auch im Draft haben die Seahawks kaum Mitspracherecht, nur vier Picks für das diesjährige Auswahlprogramm sind übrig geblieben. Jeweils einer in Runde eins, drei, vier und fünf.
Auch Offensiv gab es Handlungsbedarf und auch hier wurde ein wichtiger Mann mit einen neuen Vertrag ausgestattet. D.J. Fluker (G, 28) soll weiterhin als Beschützer für Wilson auflaufen. Gerade die Offensive Line galt in den letzten Jahren als extrem anfällig und löchrig. Im Vergleich zu 2017 präsentierte man sich im letzten Jahr allerdings stark verbessert. In der O-Line gab es auch die größte Neuverpflichtung in Seattle. Guard Mike Iupati (31) wird mindestens eine Saison im Century Link Field auflaufen. Iupati wechselt bereits zum zweiten Mal innerhalb einer Division das Team. Von 2010 bis 2014 war er bei den 49ers unter Vertrag, bevor er in den letzten vier Jahren für die Cardinals aus Arizona auflief. Mit ihm holte man sich jede Menge Erfahrung und Qualität ins Team.
Los Angeles RAms
2018: 13 – 3 – 0 Niederlage im Super Bowl | Draft Picks: 7 | Cap Space: $5,3 Mio.
Da fehlte nicht fiel. Über die gesamte abgelaufene Saison präsentierten sich die Los Angeles Rams als eines der besten Teams der gesamten NFL. Wo man hinsieht stand die von Superstars gespickte Mannschaft an der Spitze, zumindest in der Offensive. Platz fünf aller Passing Offenses, Platz drei aller Rushing Offenses und in der Gesamtwertung auf Rang zwei. Nur die Kansas City Chiefs produzierten noch mehr Punkte als die Rams. Zwar zog die Franchise aus L.A. mit Pauken und Trompeten in den Super Bowl ein, mit denselben ging man dort aber auch unter. Gegen die New England Patriots mit ihrem Masterplan war kein Kraut gewachsen und die recht junge Truppe um Quarterback Jared Goff (24) musste sich geschlagen geben.
Der Signal Caller Jared Goff, Runningback Todd Gurley (24) und Head Coach Sean McVay (33) präsentierten sich in der regulären Saison als kongeniales Trio des offensiven Football´s. Goff scheint nach seiner dritten Spielzeit in der NFL und der zweiten unter seinem jungen Coach, endlich in der Liga angekommen zu sein und stellte unter Beweis weshalb ihn die Rams 2016 an Stelle eins drafteten. Todd Gurley spielte in seiner vierten Saison die dritte in der er über 1000 Rushing Yards sammeln konnte, außerdem kommt er auf einen Karrierebestwert von 21 gesamten Touchdowns. McVay schreibt im Moment seine ganz eigene Geschichte und versinnbildlicht die Verjüngung der gesamten Liga, Franchise übergreifend.
Defensiv konnte man insgesamt nicht so überzeugen wie offensiv. In Punkto Passverteidigung finden sich die Rams im grauen Mittelfeld der Liga wieder, bei der Laufverteidigung sogar unter den schlechtesten Teams der NFL. Das Prunkstück in der Defensive war erneut Aaron Donald (DT, 27). Der Ausnahmeathlet absolvierte eine überragende Spielzeit und konnte in beinahe jeder Hinsicht persönliche Bestwerte verzeichnen. Obwohl Donald fast ausschließlich über die eng aufgestellte Mitte des Feldes rushte und zumeist von zwei, wenn nicht sogar von drei Spielern vom Quarterback ferngehalten werden sollte, gelangen ihm phänomenale 20,5 Quarterback Sacks. Zusammen mit Ndamukong Suh (NT, 32) standen gleich zwei Hochkaräter in der Defensive Line der Rams.
Baustellen
Im Angriff gibt es für die Los Angeles Rams nicht viel zu tun. Nach einigen Jahren haben sie nun endlich die Lösung der Zukunft auf der Position des Passgebers. Mit Brandin Cooks (25), Cooper Kupp (25) und Robert Woods (26) hat dieser sogar drei erstklassige Wide Receiver als Ziele und die Offensive Line ließ die sechstwenigsten Quarterback Sacks aller Teams zu. Nur im Backfield trägt Gurley die gesamte Last alleine. 2018 griff ihm ab Dezember lediglich C.J. Anderson (28) unter die Arme und musste ihn in der Post Season teilweise sogar ganz ersetzen. Um, wie im Super Bowl, nicht wieder auf eine solche Waffe wie Gurley verzichten zu müssen, muss ihm ein zweiter adäquater Mann zur Seite gestellt werden mit dem er sich die Snaps und somit die Belastung teilen kann.
Noch befindet man sich in Los Angeles im viel zitierten Super Bowl Fenster, defensiv musste man allerdings in der Off Season schon den ein oder anderen Rückschlag einstecken. Der Vertrag von D-Liner Suh endete mit Ablauf der Spielzeit und auch eine in der Secondary so wichtige Stütze verließ die Franchise in Richtung Free Agency. Safety Lamarcus Joyner (28) unterzeichnete vor einigen Wochen einen neuen Vertrag bei den Oakland Raiders. Suh war hinter Donald der Mann mit den zweitmeisten Sacks in den Reihen der Rams, Joyner war mit der besten Saison seiner bisherigen Karriere der mit den drittmeisten Tackles. Beide konnte man schlicht und ergreifend wegen des geringen Etat´s nicht in L.A. halten und muss deswegen im Draft nach Ersatz suchen. Auch unter den Cornerbacks muss dringend Abhilfe geschaffen werden, Die Rams ließen definitiv zu viel durch die Luft zu. In Runde eins darf man erst an Position 31 wählen, ein Defensive Back der hier noch zu haben sein könnte und super ins Team passen würde ist Cornerback Greedy Williams (CB, 21).
