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Die Neuen Green Bay Packers

DIE NEUEN GREEN BAY PACKERS

Die Green Bay Packers sorgten in den ersten Wochen der 100sten NFL Saison für reichlich Aufruhr. Nach fünf Spielen, in denen sich die Gegner durchaus sehen lassen konnten, stehen sie nun bei vier Siegen und einer Niederlage. Doch die Packers gewinnen die Spiele nicht so wie wir es aus den letzten Jahren gewohnt waren, mit überragendem Offensivspiel. Nein, die zuvor so schwach aufspielende Defensive tritt heute extrem dominant auf und war bisher der ausschlaggebende Faktor. Am Montag folgt nun die dritte Partie gegen einen direkten Konkurrenten aus der NFC North, den Detroit Lions. Wenn auch dieses Spiel gewonnen wird, muss man die „Cheeseheads“ definitiv in den engeren Favoritenkreis um die Vince-Lombardi-Trophy schließen.

Neue Cheesehads

Schon in der Offseason wurde das Hauptaugenmerk auf die zuletzt schwache Verteidigung gelegt, diese wurde auf manchen Position sogar komplett umgekrempelt und neu besetzt. Eigentlich ungewöhnlich für die sonst so konservativ handelnde Franchise aus dem Norden, schlug man nach dem Wechsel in der Führungsetage auf dem freien Markt und per Trades nun schon einige Male kräftig zu. Während man langjährige Akteure wegtradete oder gar entließ, fand auch so mancher große Name den Weg in den Norden. Alles begann mit dem Trade von Safety Haha Clinton Dix (26), dieser wurde bereits nach wenigen Wochen in der letzten Spielzeit, zum Unverständnis eigener Anhänger, zu den Washington Redskins geschippert. Mit Adrian Amos (26) holte man sich in der Offseason einen der heißesten Free Agents der gesamten Liga und ein Upgrade gegenüber Clinton Dix auf der Position des Safetys.

Weitere, alt eingesessene Stars mussten die Franchise dann nach der Saison 2018 verlassen. Die Verträge von Clay Matthews (33, OLB)  sowie von Nick Perry (29, DE) wurden nicht verlängert. Beide konnten in den letzten Jahren nicht ansatzweise das zeigen, was von ihnen erwartet wurde. Eine größere Überraschung kurz vor dem Start ins neue NFL- Jahr war die Entlassung von Defensive End Mike Daniels (30). Um den Pass Rusher sollte eigentlich die neue Verteidigung aufgebaut werden. Scheinbar präsentierte er sich in den Traning Camps allerdings so schlecht, dass die Zeichen schlussendlich auf Abschied standen.

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Clay Matthews, der Jahrelang das Gesicht der Franchise in Green Bay war, wurde kurzerhand für ein Jahr von den Los Angeles Rams verpflichtet. Überraschenderweise startete er in Spiel eins gegen die Carolina Panthers und konnte sogleich seinen ersten Sack als Ram feiern. Seitdem fügt er sich ins Scheme von Defensiv-Guru Wade Phillips (72) enorm gut ein, ist ein wichtiger Baustein im Pass Rush und blüht auf seine alten Tage nochmal so richtig auf. In fünf Partien konnte Matthews in jedem zumindest einen Sack für sich verbuchen, gegen die Cleveland Browns sogar gleich zwei. So kommt der Langhaarige auf bisher sechs Quarterback-Sacks, Platz vier der gesamten Liga. Mike Daniels heuerte nach seiner Entlassung beim direkten Konkurrenten aus der Division Green Bays an und unterschrieb bei den Detroit Lions. Er konnte in Woche eins und zwei kaum auf sich aufmerksam machen und fehlt seit Spiel drei wegen einer Fußverletzung. Nur Nick Perry fand keinen neuen Arbeitgeber und ist als Free Agent noch immer auf dem Markt.

zwei Smiths und mehr

Nach den Entlassungen musste natürlich auch nach neuen Akteuren gesucht werden. Mit Preston Smith (26) und Za`Darius Smith (27) holte man sich gleich zwei Pass Rusher ins Boot, die sich extrem gut ins System von Defensive Coordinator Mike Pettin (53) einbringen sollten. Beide sorgten bei ihren ersten Auftritten in Grün und Gold für ordentlich Druck bei gegnerischen Quarterbacks. Preston, wessen Vertrag bei den Washington Redskins auslief, konnte bisher 5,5 Sacks für sich verbuchen. Und auch Za´Darius kam über die Free Agency in den Norden. Er wurde 2015 in Runde vier von den Baltimore Ravens gedraftet. In den ersten drei Jahren wusste er in Baltimore nicht wirklich zu überzeugen. Am Ausbleiben einer Vertragsverlängerung konnte auch seine 2018er Saison nichts ändern, in der er gegnerische Spielmacher 8,5 Mal sacken konnte. Bei den Packers steht er schon jetzt bei fünf Sacks. Somit sind beide Pass Rusher in der Top Ten der Sack Leader gelistet, zwei wahrliche Glücksgriffe für die Führungsetage rund um General Manager Brian Gutekunst (46).

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Und auch im vergangenen Draft konnte man die Qualität in der Verteidigung nochmal verbessern und sich die Rechte zweier vielversprechender Defensiv-Talente sichern. Rashan Gary (21) wurde an Position zwölf ausgewählt und konnte im College für die Michigan Wolverines einige Talent Scouts für sich gewinnen. Der blutjunge D-Liner kommt Woche für Woche mehr zum Einsatz und soll in Zukunft eine tragende Rolle in der Line spielen. Neben dem neuen Safety Adrian Amos, läuft seit Woche eins Rookie-Safety Darnell Savage (22) auf und macht seinen Job schon jetzt ausgezeichnet. Für ihn tradeten die Packers nochmal zurück in Runde eins um ihn schließlich an Stelle 21 auszuwählen.

Die Mischung macht´s

Doch genug von den Neuzugängen. Denn auch schon bevor einige Positionen durchgetauscht wurden, war schon jede Menge Talent unter den Verteidigern vorhanden. Seit Jahren adressierten die Packers im Draft die Secondary. Jahr für Jahr eher weniger erfolgreich. 2017 wurden erneut zwei Cornerbacks gedraftet. Jaire Alexander (22) und Kevin King (24) fanden den Weg in den Draftrunden eins und zwei nach Green Bay. Nach einer nicht sehr erfolgreichen Eingewöhnungssaison liefern Beide nun enorm ab und bilden mit dem ältesten Defensive Back der NFL, Tramon Williams (36), eine perfekte Mischung aus junger Spritzigkeit und Erfahrung. Die sonst extrem anfällige Secondary der Packers mauserte sich somit zu einer der besten Passverteidigungen in der National Football League. Besonders in Sachen Turnover stehen sie nun ganz oben und belegen hinter den New England Patriots und den Pittsburgh Steelers Rang drei.

RangTeamInterceptionsFumblesTurnover
1Patriots14216
2Steelers6612
3Packers7411
449ers7411
5Bears4610

Das Hirn der Defensive stellt Blake Martinez (25). Der Middle Linebacker befindet sich in seinem vierten Jahr in der NFL, wird eindeutig zu selten erwähnt und läuft zumeist unter dem Radar. In den letzten beiden Spielzeiten konnte Martinez jeweils 144 Solo-Tackles sammeln. 2017 war er somit der Spieler mit den meisten Tackles der gesamten Liga, 2018 der Akteur mit den zweitmeisten. Und auch dieses Jahr läuft es für den „Quarterback der Defensive“ enorm gut. Hinter Ausnahme-Linebacker Luke Kuechly (28, Carolina Panthers) mit 56 Tackles steht wieder Martinez mit 55 Tackles. Das sind im Schnitt phänomenale elf Tackles pro Begegnung!

Die Mischung aus Jung und Alt macht sich nicht nur im Kader, sondern auch auf der Trainerbank bemerkbar. Während die halbe Liga scheinbar auf der Suche nach einem Sean McVay 2.0 ist, ging man auch in Green Bay den neuen Weg mit einem jungen Head Coach. Matt LaFleur (39) sammelt seit 2003 Erfahrungen als Coach und Coordinator. Seit 2008 auch in der NFL. Sein Weg führte ihn von den Houston Texans, über die Washington Redskins und den Atlanta Falcons zu den Los Angeles Rams wo er mit McVay selbst für ein Jahr zusammenarbeitete. 2018 war er Offensive Coordinator bei den Tennessee Titans, ehe er nun seinen ersten Head Coach Posten bei den Packers antrat. Als einziger Rookie-Head Coach konnte LaFleur in Woche eins als Sieger den Platz verlassen und als einziger Rookie-Head Coach kann er bisher ein positives Sieg-Niederlagen-Verhältnis vorzeigen. Dem jungen Head Coach steht mit Mike Pettine ein Defensive Coordinator mit jeder Menge Erfahrung zur Seite. Seit 1993 arbeitet Pettine als Football-Coach und gilt heute als Koryphäe was defensive Schemes und einfallsreichen Pass-Rush angeht, natürlich trägt auch er einen immensen Teil am Erfolg der Defensive bei.

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Offensive ausbaufähig

In den ersten drei Wochen war allerdings merkwürdig, dass es in der Offensive nicht so richtig rund lief. Alles schien noch recht uneingespielt und kam nicht richtig ins Laufen. Allen voran konnte Star-Quarterback Aaron Rodgers nicht so richtig überzeugen. Kein Wunder, so spielt er nach der McCarthy-Ära zum ersten Mal in seiner langen Karriere unter einem neuen Head Coach und mit einem völlig neuen Schema. Rodgers betonte schon des Öfteren wie schwer er sich tut den komplizierten Gameplan von  LaFleur zu verstehen und umzusetzen. Dies erklärt auch warum der Quarterback seit neusten zu einem sogenannten „Wrist-Coach“ greift. Wenn der Gameplan viele Spielzüge umfasst, fällt es ARod somit einfacher gewisse Spielzüge zu callen, wenn er nur kurze Ansagen über sein Headset bekommt und den Rest nachschlagen kann.

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Immer wieder wird über ein negatives Verhältnis zwischen Head Coach und Quarterback berichtet, besonders wenn es zu kleinen Meinungsverschiedenheiten am Spielfeldrand kommt. Sicherlich wird hier zu oft überspitzt reagiert und zu viel hineininterpretiert. Denn in beinahe jeder Presse Konferenz nach den Spielen lobt Rodgers seinen Coach und dessen maßgeschneiderten Gameplan über den Klee hinaus. Und Woche für Woche merkt man, dass die Maschinerie immer besser läuft und ein langsam ein Rad ins andere greift. Den Höhepunkt sahen wir am vergangenen Wochenende bei der Begegnung mit den Dallas Cowboys. Zwar behielten die Packers in den Statistiken fast nirgendwo die Überhand, am Ende ging man dennoch als Sieger vom Platz. Der Gameplan war klar, die Defensive der Cowboys möglichst lange auf dem Feld behalten und mit zahllosen Läufen müde machen, um dann im richtigen Moment zuzuschlagen. Mit 36 zu 24 Minuten behielt Green Bay in Punkto Time Management klar die Oberhand und zermürbte Dallas förmlichst. Dak Prescott (26, QB) war gezwungen lange Pässe zu spielen und die Secondary der Packers erledigte mit drei Interceptions den Rest.

Nach den ersten vier Partien wurde oft das mangelnde Laufspiel der Packers kritisiert. In Woche fünf war das Laufspiel dann die Waffe mit der man sich den Sieg holte. Aaron Jones (24, RB) sorgte mit 107 Rushing Yards und sieben Ballfängen für 75 Yards für die größten Spielanteile. Doch mit seinen vier Rushing Touchdowns setzte er sich selbst die Krone auf und wurde völlig zurecht zum „Offensive Player of the Week“ in der NFC gekührt. Mit schon jetzt acht Rushing Touchdwons zeigt er wie unabdinglich er für dieses Team ist und stellt so ganz nebenbei die meisten der NFL. Einzig und allein im Passspiel fehlt es den Packers noch etwas. Nur gegen die Philadelphia Eagles in Woche vier konnte Rodgers richtig überzeugen und passte für starke 422 Yards, am Ende stand die bisher einzige Niederlage des Teams. In allen anderen vier Spielen blieb der Passgeber unter 250 Yards, was ihn wohl am meisten wurmte.

Anspruchsvoller Spielplan

Am Montag sind die momentan auf Platz zwei in der NFC North gelisteten Detroit Lions im Lambeau Field zu Gast. Für den Verlauf in der Division wird das auf jeden Fall eine richtungsweisende Partie, denn dort geht es enorm eng zu und jedes Team hat bisher eine positive Bilanz. Allgemein warten für die restliche Spielzeit noch einige harte Nüsse auf ARod und Co. Wenn die Defensive allerdings weiter so dominant performt, das Laufspiel im richtigen Moment so stark etabliert werden kann und dann auch noch die altbekannte Stärke im Passspiel zurückkommt, dann sind die Packers ein ganz heißer Favorit. Und das nicht nur auf den Sieg in der NFC North, oder dem NFC Championship Game, sondern sogar auf den Super Bowl.

WocheGegnerStanding
6Detroit Lions2-1-1
7Oakland Raiders3-2-0
8Kansas City Chiefs4-1-0
9LA Chargers2-3-0
10Carolina Panthers3-2-0
11Bye Week
12San Francisco 49ers4-0-0
13New York Giants2-4-0
14Washington Redskins0-5-0
15Chicago Bears3-2-0
16Minnesota Vikings3-2-0
17Detroit Lions2-1-1
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