Eli Manning – Aus Dem Schatten Heraus
ELI MANNING – AUS DEM SCHATTEN HERAUS
Am 22.01.2020 verkündete Eli Manning (39, QB) das Ende seiner langen und auch erfolgreichen Karriere. Der Name Manning wird nicht nur wegen Eli, sondern auch aufgrund seines Vaters Archie (70, QB) und seines Bruders Peyton (44, QB) stets mit der Quarterback Position und dem American Football verknüpft sein. Archie war in den 70ern und 80ern unter anderem für die New Orleans Saints, Houston Oilers und Minnesota Vikings aktiv. Peyton erreichte seinen Legendenstatus von 1998 bis 2011 bei den Indianapolis Colts. Seine Hall Of Fame Karriere rundete er aber mit seinem zweiten Super Bowl Sieg bei den Denver Broncos (2012 – 2015) in der 50. Jubiläumsausgabe ab. Das der Name Manning noch über Jahrzehnte mit der NFL so in Verbindung stehen wird, hätte Vater Archie so sicherlich nicht erwartet. Trotzdem haben seine beiden Söhne sich ihre Sporen in der NFL verdient. Auch Eli, der es im Laufe seiner Karriere nicht immer so einfach hatte.
Grosses Vertrauen Im Draft
Aufgrund der Profikarriere seines Vaters, hatte Eli Manning stets eine hervorragende Ausbildung erhalten. Nicht nur im sportlichen Bereich wurden alle drei Manning Brüder gefördert, auch schulisch investierten Olivia und Archie viel in ihre Sprösslinge. Die Leidenschaft für den Football war im Hause Manning selbstverständlich. Anders als Peyton und Eli, spielte ihr älterer Bruder Cooper (46) jedoch auf der Wide Receiver Position. Lt. engeren Verwandten und Freunde der Familie, hatte Cooper die perfekten Voraussetzungen es irgendwann in die NFL zu schaffen. Als bei diesem jedoch mit 18 Jahren eine Spinalstenose diagnostiziert wurde, war der Traum vorbei. Peyton äußerte einst, dass er seine Karriere seinem älteren Bruder Cooper widmet, weil dieser es nicht geschafft hat seinen Traum zu verwirklichen. Insgesamt haben und hatten alle Mannings immer eine sehr enge Beziehung. Dies zeigt auch Peyton’s Aussage.
Als Peyton im NFL Draft 1998 von allen Spielern als erstes ausgewählt wurde, nahm dessen Megakarriere seinen Anfang. Allerdings erkannte man auch schon zu dieser Zeit bei Eli, dass er mehr als die besten Voraussetzungen hat, um es seinem Bruder gleich zu tun. Während sein älterer Bruder mit seiner Rookie-Saison im Profigeschäft zu kämpfen hatte, überzeugte Eli an der High School. Es wurden ihm mehr als genügend Stipendien angeboten, so das er sich das College mehr oder weniger aussuchen konnte. Natürlich halfen die Kontakte seines Vaters und der Name Manning dabei enorm mit. Es ist aber auch nicht zu unterschätzen, in welcher Drucksituation sich der Knabe befunden haben muss. Schließlich erwarteten auch die Colleges von Eli ähnliche Leistungen, wie jene seines Bruders Peyton.
Am Ende entschied sich Eli für Ole Miss, wo er in seinen vier Jahren überzeugen konnte. Während er sich im ersten Jahr zunächst noch mit der Back-Up Position des Quarterbacks zufrieden geben musste, führte er sein Team von 2001 bis 2003 als Spielführer an. Auch wenn seine Persönlichen-College-Statistiken minimal schlechter waren, wie jene von Peyton, so wurde er doch für den Draft 2004 sehr hoch gehandelt. Die NFL Draft Klasse von 2004 sollte sich ohnehin als eine der besten aller Zeiten entpuppen. Im Vorfeld des Drafts war die große Frage gewesen: „Wer wird als erstes genommen?“ Philip Rivers (38, QB, Colts), Ben Roethlisberger (37, QB, Steelers) oder Eli Manning. Nach dem die Chargers im Draft 1998 mit ihrem zweiten Pick Peyton knapp verpassten, wollten sie diesmal wohl alles richtig machen und wählten Eli.
Somit wurde Eli Manning genauso wie sein Bruder sechs Jahre zuvor an erster Stelle im Draft ausgewählt. Womit niemand rechnete war, dass die New York Giants Eli so sehr wollten, dass sie für diesen ein ganz dickes Paket schnürten. Hin und wieder gab es auch Berichte, dass Archie Manning auf keinem Fall wollte, dass Eli für die Chargers spielte, da dieser vom Management nicht überzeugt war. Ebenso hatte Archie wohl die Befürchtung, dass man Eli nicht genügend Unterstützung zum Start seiner Karriere im Süden Kaliforniens geben würde. Letztlich sah der Deal so aus, dass die Giants Philip Rivers für die Chargers drafteten und diesen gemeinsam mit einem 3. Runden Pick 2004, dem 1. Runden Pick 2005 und einem 5. Runden Pick 2005 nach Kalifornien schickten. Im Gegenzug erhielten die New York Giants Manning! Ein Deal der damals mindestens genauso heftig diskutiert wurde, wie die Tatsache, dass die Giants Daniel Jones (22, QB) als Nachfolger für Manning drafteten. Es zeigt aber auch, dass New York dem jungen Manning vertraute und große Hoffnung in ihn setzte.
Gegen Jede Wette
Falls viele nun dachten, dass man als New Yorker mit der Wahl höchst zufrieden war, dann täuscht das. Es war den Giants Fans bewusst, dass Manning teuer war und für nicht wenige waren Rivers oder gar Roethlisberger die besseren Spieler. Der Vorwurf, Eli sei nur wegen seines berühmten Namens oder wegen dem Einfluss seines Vaters von den Giants ausgewählt worden, hielt sich sehr lange am Big Apple. Somit war auch dem Spieler von Beginn an klar, dass er nichts geschenkt bekommen wird und sich den Respekt der Franchise erarbeiten muss. Etwas, was für den Youngster kein Problem darstellen sollte. Schließlich wurde er von kleinauf so erzogen, dass man für alles kämpfen muss und es sich auch erarbeiten muss!
Nach einem eher durchwachsenen Rookie-Jahr hinter Hall Of Fame Quarterback Kurt Warner (48), übernahm Eli das Zepter 2005. Sofort führte er sein Team als Divisionsieger zurück in die Playoffs. Zwar verlor man gegen die Carolina Panthers deutlich, setzte aber trotzdem das erste Ausrufezeichen, in welche Richtung diese neue Ära führen könnte. Im Folgejahr knüpfte man zwar nicht ganz an die vorherige Leistung an, schaffte es aber trotz einer Bilanz von 8 – 8 – 0 irgendwie in die Wild Card Runde. Ein Triumph wurde durch ein Field Goal der Philadelphia Egales mit Ablauf der Spielzeit verwehrt. Trotz zweier Wild Card Niederlagen in Folge, hatte sich Eli seine ersten Sporen und den Respekt seiner Mannschaftskollegen und Fans verdient.
2007 schaffte man erneut den Sprung in die Playoffs. Mit einer Bilanz von 10 – 6 – 0 belegte man trotzdem „nur“ den 2. Platz der NFC East. Zum dritten mal in Folge, musste man also in die unliebsame Wild Card Runde. Diesmal sollte es aber der große Run von Manning & Co. werden. Es wurden nicht nur die Tampa Bay Buccaneers auswärts in der Wild Card geschlagen. Es folgten auch beeindruckende Siege bei den Dallas Cowboys und Green Bay Packers auf dem Weg in den Super Bowl! Dort traf man auf niemand geringeres als die ungeschlagenen New England Patriots! Das Team der 2007er Patriots wäre wohl mit Abstand als das beste Team aller Zeiten in die Geschichtsbücher eingegangen. Auf dem Weg zum Super Bowl verlor das Team von Head Coach Bill Belichick (69) kein einziges Spiel! Zumeist wurden die Gegner sogar völlig auseinander genommen. Es wettete somit kaum jemand auf die New York Giants. Zu übermächtig schien das Team aus New England.
Als Tom Brady (42, QB) in einer Defensivschlacht mit seinem Touchdown Pass auf Randy Moss (43, WR) mit 02:42 auf der Uhr für die 14 – 10 Führung sorgte, durfte Manning seine mentale Stärke zeigen. Obwohl im Football ja bekanntlich alles passieren kann, glaubte nach dieser Führung niemand mehr so richtig an eine Niederlage für die Pats. Gerade in den letzten Minuten, trauten immer noch viele Manning und seinen Giants kein Comeback zu. Nicht gegen diese unbesiegbaren Patriots! Tatsächlich hatten die Patriots auch zwei große Chancen das Spiel vorzeitig zu beenden. Eine vermeintliche Interception glitt durch die Finger und ein vermeintlicher Sack, aus dem sich Eli irgendwie rauswinden konnte, endete in einem der spektakulärsten Catches der Super Bowl Geschichte.
Der Tyree-Helmet-Catch ging in die Geschichtsbücher ein! Ein verzweifelter langer Pass unter Druck, wurde von Wide Receiver David Tyree (40, WR) irgendwie mit seinen Händen und Helm gefangen. Das Ergebnis war eine perfekte Feldposition. Mindestens genauso wichtig war auch die Tatsache, dass man die Uhr kontrollierte. Urplötzlich war das gesamte Momentum auf Seiten der Giants. Ungläubig schien es so, als hatten die Patriots nun auch tatsächlich Angst, man könnte dieses Spiel widererwarten verlieren. Der anschließende Touchdown Pass von Manning, nur wenige Snaps später, bescherte den Giants den ersten Super Bowl seit 17 Jahre. Manning wurde zum Helden und Super Bowl M.V.P.!
Gegen Jede Wette 2.0
Der Moment es seinen Kritikern gezeigt zu haben, veränderte buchstäblich alles für Eli Manning. Sein ganz großer Druck des Scheiterns und stets im Schatten seines Bruders Peyton zu stehen, war weg. Denn nur ein Jahr nach seinem Bruder, gewann auch der „Kleine“-Manning seinen Titel. Auch für die gesamte Franchise änderte dieser Gewinn alles. Schließlich hatte man viel Risiko auf sich genommen, um den Spieler von den Chargers zu bekommen. Nun wusste man, dass man durch den Gewinn eines Super Bowls alles richtig gemacht hat. Für die Zukunft lagen alle Argumentationen bei der Franchise.
Nachfolgend schaffte man es erneut in die Playoffs, verpasste aber die Titelverteidigung. In der Divisional Round ging man gegen die Eagles baden. Nach zwei Jahren ohne Playoffs, holte man 2011 mal wieder die Division. Ähnlich wie beim Super Bowl Sieg 2007, lag auch das Prunkstück der 2011er Giants in der Defensive! In den gesamten Playoffs lies man nie mehr als 20 Punkte in einem Spiel zu. Es wurden auf dem Weg in den Super Bowl die Atlanta Falcons zu Hause geschlagen, die Packers erneut auswärts und auch die San Francisco 49ers wurden „On The Road“ besiegt. Erneut beeindruckte Manning in der Postseason mit guten Entscheidungen und führte sein Team verdient zurück auf die ganz große Bühne. Der Gegner hieß erneut New England Patriots!
Nachdem 2007 schon niemand einen Pfifferling auf die Giants setzte, erging es der Franchise diesmal nicht anders. Abgesehen davon, dass viele die Patriots erneut für das bessere Team hielten, hatten viele auf eine Revanche der Patriots gesetzt. Die Niederlage 2007, kurz davor sich als bestes Team aller Zeit einzureihen, war sehr schmerzlich. Man erwartete, dass die Patriots ihre volle Power die Giants spüren lassen und diese nun für die Schmach bezahlen lassen. Was soll man sagen? Weit gefehlt! Erneut präsentierten sich die Giants sehr stark und setzten Brady permanent unter Druck. Mit einem Touchdown 57 Sekunden vor dem Ende, übernahmen die Giants erneut die Führung. Da es die Patriots im ganzen letzten Quarter nicht schafften einen Punkt zu erzielen, ging der Sieg erneut an die New York Football Giants! Mit 21 – 17 bezwang man die Patriots erneut gegen jede Wette! Es war eine Wiederholung von vor vier Jahren. Die Defensive der Giants zog den Pats den Zahn und am Ende war Manning mit einem genialen Pass zur Stelle. Der wahrscheinlich beste Wurf seiner Karriere landete in den Armen von Victor Cruz (33, WR) und gab den Giants wie auch 2007 die Kontrolle über die Uhr, in exzellenter Feldposition.
Fehlende Unterstützung
Nach seinem zweiten Super Bowl Triumph, in dem Eli Manning auch zum zweiten mal den Super Bowl M.V.P. gewann, schaffte man es nie mehr als Team auf dieses Niveau zu kommen. Hinter den Kulissen gab es immer wieder Unruhen zur Person von Tom Coughlin (73, HC). Obwohl er zwei Super Bowls nach New York brachte, wurde immer wieder über das Aufhören spekuliert. Teilweise wussten die Giants am letzten Spieltag noch nicht, ob der alternde Coach auch im nächsten Jahr noch an der Seitenlinie steht. Dies wirkte sich auch auf die Kaderplanungen aus. In den letzten Jahre seiner Ära hatte Eli zwar teils größere Waffen als in den Jahren zuvor, doch etwas ganz wichtiges fehlte. Odell Beckham Jr. (27, WR) und auch Saquon Barkley (23, RB) sind zwei Ausnahmetalente. Trotzdem hatte Manning nie mehr eine solche Defense wie er sie bei seinen Super Bowl Siegen hatte.
Am nähsten reichte die Defense von 2016 heran. Damals schaffte man es auch das einzige mal nach dem Super Bowl Sieg 2011 wieder in die Playoffs. Ansonsten präsentierte man sich auf beiden Seiten des Balles oftmals sehr konzeptlos. Trauriger Tiefpunkt war dabei sicherlich die 3 – 13 – 0 Saison von 2017. Entsprechend wuchs auch der Druck auf den Spielmacher. Enttäuschend war in meinen Augen, dass man von Manning Wunder erwartete, die er schlicht und einfach nicht leisten konnte. Durch seine Super Bowl Siege und die Art und Weise wie er nicht nur im Super Bowl agierte, sondern in der Postseason, war mehr als nur Spitze. Das Spiel von Manning war jedoch auf einer starken Defensive aufgebaut. Eine Tatsache, die ihn Freiheiten in der Offensive gab und ihn so auch selbstbewusster und besser machte. Legt man aber Manning den Ball alleine in die Hand, dass er die Franchise retten soll und Wunder bewirken soll, dann hätte man wohl eher Peyton Draften müssen.
Der Druck in den letzten Jahren welcher gegenüber dem Spielmacher aufgebaut wurde, war in meinen Augen nicht ganz fair. Die Giants hätten den Spieler und sich selbst besser kennen müssen. Das am Ende seiner Karriere Eli fast schon als Turnover-Guru oder Versager abgestempelt wurde, tut einem sehr leid, wenn man ihn zu einer anderen Phase seiner Karriere verfolgen durfte. Wie er dem Lambo Field zwei mal (!!!) den Zahngezogen hat. Belichick & Brady zwei mal (!!!) im Super Bowl besiegte. All das passiert einem nicht wenn man nichts kann. Es zeigt nur, dass Football ein Mannschaftssport ist und man nur so gut ist, wie es das Umfeld zulässt.
Letztlich bleibt aber ein Vermächtnis, das sich sehen lassen kann. Eli Manning tritt zurück als zweifacher Super Bowl Champion und ebenso vielen Super Bowl M.V.P.’s. Mit Blick auf seine Karrierestatistik, wo er im Vergleich zu allen anderen Quarterbacks der NFL Geschichte steht, mag der Ein oder Andere sogar überrascht sein. Für eine Liga, die seit über 100 Jahren besteht, gar nicht so schlechte Werte:
Karriere Statistik
Spiele | Bilanz | Passquote | Yards | TD’s | INT | Rate | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
236 | 117-117-0 | 60.3 % | 57.023 | 366 | 244 | 84.1 |
Playoff Bilanz | Playoff-Passquote | Playoff-Yards | Playoff-TD’s | Playoff-INT | Playoff-Rate | Super Bowl Siege | Super Bowl M.V.P. |
---|---|---|---|---|---|---|---|
8-4-0 | 60.5 % | 2.815 | 18 | 9 | 87.4 | 2 | 2 |
NFL Rang Im Vergleich Aller QB’s
Passquote | Yards | TD’s | INT | Rate |
---|---|---|---|---|
43. Platz | 7. Platz | 7. Platz | 12. Platz | 45. Platz |
Playoff-Passquote | Playoff-Yards | Playoff-TD’s | Playoff-INT | Playoff-Rate | Super Bowl Siege | Super Bowl M.V.P. |
---|---|---|---|---|---|---|
43. Platz | 20. Platz | 22. Platz | 54. Platz | 19. Platz | 5. Platz | 3. Platz |
Am Ende muss man sagen, dass die Leistungen Mannings zum Ende seiner Karriere in diesem schnelllebigen Geschäft der NFL etwas in Vergessenheit geraten sind. Was bleibt sind zwei Titel in der Ära Manning. Nur die Patriots haben in dieser Zeit mehr Titel geholt als die Giants. Fakt ist auch, dass ohne die Giants und Manning, die Dynastie der Pats noch beeindruckender gewesen wäre, als sie ohnehin schon ist. Wenn man es so will, waren die Giants unter Eli das Kryptonite für Brady & Co. schließlich konnte er bei zwei Versuchen den jüngeren der Manning-Brüder nie schlagen. Hätte jemand 2004 prognostiziert, dass New York mit Eli genauso viele Titel holt wie Peyton in seiner Karriere, schätzungsweise hätten die Giants noch einen weiteren 1. Runden Pick nach San Diego geschickt.
Wir können nur applaudieren für deine unglaublichen Postseason Auftritte. Deine Würfe, die du aus dem Arm gezaubert hast, als niemand damit gerechnet hat. Dafür, dass du die NFL mit deiner ruhigen Art und skandalfreien Karriere bereichert hast. Dafür, dass du die Liga daran erinnert hast, dass die New England Patriots nicht unschlagbar sind! Dafür, dass der „Kleine Bruder“ aus dem Schatten herausgetreten ist und sich seinen Platz in den Geschichtsbüchern erkämpft hat! Vielen Dank Eli!
