Houston Texans – Ein Hauch Von Magie
HOUSTON TEXANS – EIN HAUCH VON MAGIE
Für die Houston Texans läuft die aktuelle Saison recht ordentlich. Zwar war schon vor der Saison klar, dass es auch 2019 für die Franchise in die Playoffs gehen soll, nach bislang sieben Begegnungen konnte man dieses Ziel aber auch bestätigen. Noch rangiert man mit 5 – 3 – 0 auf Rang zwei der AFC South, knapp hinter den Indianapolis Colts mit 5 – 2 – 0. Bislang macht die unnötige Niederlage bei den Colts noch den Unterschied. Auf lange Sicht, sehe ich die Texans jedoch in einer guten Position, auch die Division für sich zu entscheiden. Notfalls müsste man halt den ungeliebten Weg über die Wild Card gehen.
Status Quo
Wie bereits erwähnt, ist die unnötige 23 – 30 Niederlage gegen Indianapolis der bisherige Unterschied, warum man nicht auf Rang 1 der AFC South rangiert. Trotzdem hat man noch alle Zügel selbst in der Hand. Zwar erwarten die Texans auch noch so einige Brocken, wie die New England Patriots oder Baltimore Ravens in der zweiten Hälfte der Saison. Grundsätzlich hat man aber ein machbares Restprogramm. Vor allem dem Heimspiel in der 12. Woche der Saison wird man entgegen fiebern. Im Rückspiel gegen die Colts kann man dann alles wieder in die richtige Richtung rücken. Zumal Indianapolis auch noch so einige schwere Spiele vor der Brust hat. Wichtig ist von Seiten der Texaner, einen kühlen Kopf zu bewahren und das eigene Spiel aufzuziehen. Dabei hat man nämlich gezeigt, dass man auch gegen Playoff Teams wie die New Orleans Saints oder Kansas City Chiefs mitspielen kann. Meist lebte man in der Vergangenheit von einer guten Defensive. Dieses Jahr hat sich das Bild gewandelt. Bislang ist die Verteidigung noch lange nicht auf dem Niveau welches man sonst gewohnt ist. Hinzu kommt, dass die Franchise mit J.J. Watt (30, DE) ihren Megastar verloren hat. Watt verletzte sich am vergangenen Sonntag an der Brust. Gestern setzte der Starspieler via Twitter seine Fans in Kenntnis, dass seine Saison gelaufen ist. Das ist natürlich sehr bitter für die ohnehin mit Problemen in die Saison gestartete Defense der Texaner. Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass Houston wieder zu besseren Leistungen in der Verteidigung finden wird.
Falls nicht, muss weiterhin die Offensive her halten. Hier zeigt man sich 2019 besonders gereift. In allen wichtigen Statistiken befindet sich die Texans Offense in der Top 10. Vor allem das Laufspiel funktioniert hervorragend. Mit im Schnitt 133,6 Yards pro Partie belegt man den sechsten Rang. Kaum ein Team erzielt mehr Yards pro Partie wie die Südstaatler. Eine Tatsache, die vor allem auch an dem Spielmacher und Franchise Quarterback liegt. Dieser steht nämlich in dieser Spielzeit im Mittelpunkt wie noch nie.
Watson Der Magier
Generell finde ich es keinen Nachteil wenn die Offensive rund um Spielmacher Deshaun Watson (24, QB) gefordert ist. Für die Entwicklung des Signal-Callers ist es sicherlich nicht von Nachteil, wenn mehr von ihm verlangt wird. Allgemein ist seit der Ankunft Watsons in Houston die Franchise eine Andere. Zum ersten mal überhaupt, hat man einen Franchise Quarterback gedraftet. In der noch jungen Historie der Franchise hatte man zwar nie einen großen Verschleiß an Spielmachern, wie bei anderen Teams, trotzdem fehlte jemand mit dem gewissen etwas. David Carr (40, QB) machte den Auftakt. Mit viel Lorbeeren in der 1. Runde an 1. Stelle gedraftet, sollte der erste Pick der Franchise-Geschichte auch der Leader werden. In seinen fünf Jahren im Süden der USA konnte Carr nie die Erwartungen erfüllen. Danach folgte der mittlerweile 38 jährige Matt Schaub (QB). Schaubs Zeit war geprägt von Höhen und Tiefen. Als man dachte, man habe nun einen konstanten Spieler auf der wichtigsten Position des Spiels gefunden, brachen seine Leistungen urplötzlich ein. Nach fünf Jahren mit einem Passer Rating in den 90er, stürzte er 2013 komplett ab. Er wurde gebencht, warf mehr Interceptions als Touchdown Pässe und verlor schließlich das Vertrauen der Verantwortlichen. Es folgten drei Jahre der Orientierungslosigkeit. Fehlgeschlagene Experimente auf der Position führten dazu, dass man wieder Nägel mit Köpfen machen wollte. Das Ergebnis war der Draft von Deshaun Watson an 12. Stelle im NFL Draft 2017. Besonders gefällt mir, wie Head Coach Bill O’Brien (50) seither agiert. Man hat das Gefühl, als hatte O’Brien von Beginn an einen Plan mit seinem Youngster. Diesen Weg geht der Haudegen seither gnadenlos.
Der Entwicklung des Spielmachers hat es keineswegs geschadet. Ganz im Gegenteil. Watson wurde von Jahr zu Jahr besser. Schon im ersten Jahr konnte man sehen, dass dieser Junge etwas besonderes ist. Mittlerweile zaubert sich Watson von Woche zu Woche. Es ist ein Hauch von Magie in Houston zu spüren. Sinnbildlich der Siegbringende Touchdown Pass am vergangenen Wochenende gegen die Oakland Raiders. Watson wurde unter Druck gesetzt und versuchte einem Sack zu entkommen. Dabei wurde er an seinem Auge verletzt. Trotzdem warf er den Pass punktgenau in die Endzone. Es folgte eine Minuten lange Behandlung am Auge. Nach dem Spiel gab der Junge zu, dass er den Passe fast blind warf! So etwas haben die Leute in Houston definitiv noch nicht gesehen! Er elektrisiert die Fans. Nimmt seine Spieler mit und liefert dazu auch noch ab. Ein rundum volles Paket an Flexibilität, Vielseitigkeit und Führungsqualität. Vor Jahren war ein Ausfall J.J. Watts eine Katastrophe. Heute dreht man den Kopf und blickt zu Deshaun Watson. Diesen Status musste sich der Spielmacher hart erarbeiten und verdient daher diesen Respekt. Mit dem Team auf seinen Schulter konnte der erst 24 jährige bislang gut umgehen. Sein Spiel wird immer reifer und so sehe ich für die Zukunft Houston sehr gut aufgestellt. Es gilt nun an die bisherigen Leistungen anzuknüpfen. Verschweigen sollte man natürlich auch nicht, dass Watson namenhafte Unterstützung hat.
Die Tricks Der Zaubershow
Damit Deshaun Watson zaubern kann, benötigt er natürlich auch etwas Unterstützung. Schließlich ist ein Magier nur so gut wie seine Tricks. Hier hat er zum einen Carlos Hyde (29, RB) im Backfield. Simpel, strickt und ungemein effektiv. Hyde ist mit seinen 103 kg bei einer Größe von 1,83 Meter ein bulliger Läufer. Mit seinen Powerläufen verschafft man sich viele wichtige Yards. Im Schnitt legt er 4,2 Yards pro Lauf zurück. Ein guter Wert. Voraussichtlich wird er zum ersten mal in seiner Karriere die magische 1.000 Yard Marke durchbrechen. Wenn Hyde müde ist, hat man noch eine weitere Option. Duke Johnson (26, RB) ist ebenfalls ein verlässlicher Läufer. Johnson lebt nicht ganz so von seinem Körper wie Hyde. Er ist etwas kleiner und leichter. Dennoch weis er sich seinen Weg durch die Fleischberge zu suchen und wird durch seine Vielseitigkeit häufig ins Passspiel mit eingebunden. Hier hat er in der Vergangenheit oftmals seinen Wert gezeigt. Das Kaninchen, welches der Magier jedoch am häufigsten aus den Hut zaubert ist DeAndre Hopkins (27, WR). Der Wide Receiver gehört zu den besten auf seiner Position. Wenn nichts geht, muss man eigentlich nur ihn suchen. Wie ein echtes Kaninchen eben. Mit nur einem Catch, kann Hopkins das gesamte Team mitreisen. Bereits zur Halbzeit der Saison hat Hopkins schon für über 600 Yards Raumgewinn gesorgt. Einzig in der Endzone hapert es noch etwas. Nach zwei Jahren in Folge mit zweistellig gefangenen Touchdown Pässen, hat er aktuell nur drei auf der Haben-Seite. Wahrscheinlich aber auch die einzige Statistik, welche noch etwas ausbaufähig ist. Mit einer Fangrate von 74,1 % setzt er aktuell einen neuen Karrierebestwert. Auf sein Kaninchen kann sich Zauberer Watson also stets verlassen.
Minimalziel playoffs
Auch ohne J.J. Watt, darf das Erreichen der Playoffs eigentlich nur das Minimalziel der Texans sein. Gegen die Kansas City Chiefs hat man gesehen, dass sie auch die großen Teams schlagen können. In den letzten Jahren hat man eine gute Kurve genommen und einen Entwicklungsprozess gestartet. Dieser muss fortgeführt werden. So lange es nicht gegen den Angstgegner die Indianapolis Colts geht, scheint alles möglich. Warum also nicht für eine Überraschung sorgen? Wichtig dabei wird dann allerdings doch auch die Defense. Vor allem in den Playoffs kann man sich nicht nur auf die Offensive verlassen. Trotz eines Magiers mit guten Tricks und Kaninchen im Hut, benötigt man am Ende noch mehr. Eine Defensivleistung, wie eben gegen jene Chiefs wäre grandios. Dann wäre auch das ganz große Ding drin! Wir dürfen also gespannt sein ob Houston in der Lage sein wird, eine solche Leistung in den Playoffs zu bringen. Eine Leistung, welche sie bringen können, aber eben auch dann wenn die Saison auf dem Spiel steht. Nicht selten verkrampfen Teams wenn es drauf ankommt. Spieler bringen nicht die Leistung. Trainer treffen Fehlentscheidungen. Das Kollektiv versagt. Etwas was Houston bekannt vorkommt, wenn es gegen die Colts geht. Vor allem auswärts, hat sich der Divisionskonkurrent zu einem wahren Angstgegner gemausert. Dann verkommt die Zauber- eher zur Horrorshow. Gut, dass man noch alle Zügel in der Hand hält. Denn auch die wichtige Bye Week in den Playoffs scheint weiterhin möglich. Wir sind also gespannt welche Shows wir in den verbleibenden Hälfte der Spielzeit zu Gesicht bekommen. In diesem Sinne:
The stage is yours.
David Copperfield
