Houston Texans – Mitten Im Rebuild
HOUSTON TEXANS – MITTEN IM REBUILD
Als Fan der Houston Texans wartet man schon lange auf langfristig erfolgreiche Zeiten. Einst hatte man mit JJ Watt (33) das Gesicht der Franchise gedraftet und mit dem Top Verteidiger goldene Zeiten vorausgesagt. Dann kam mit Quarterback Deshaun Watson (27) der vermeintliche Heilsbringer nach Houston. Doch nur zwei Jahre später steht die Franchise erneut vor dem Nichts.
PERSONALENTSCHEIDUNGEN
Das man den Vertrag mit Watt nicht verlängerte, war für viele Anhänger der Franchise unverständlich. Natürlich hatte er seine erfolgreichsten Tage hinter sich, als er die Liga im Pass Rush dominierte. Man darf aber auch die Person an sich nicht vergessen. Der Defensive End war das Gesicht der Franchise, die Identifikationsperson schlechthin und obendrein noch der Leader im Locker Room und auf dem Practice Field. Sein Verlust wiegt schwerer als nur rein statistisch und sportlich.
Auch die Personalie DeAndre Hopkins (30) sorgte für Diskussionsstoff. Ausgerechnet in dessen Prime entschied man sich den Wide Receiver zu traden. Und das gegen einen deutlich unter seinen Fähigkeiten aufspielenden Runningback und einem mageren zweitrunden Draftpick. David Johnson (30) verließ die Franchise nach zwei schwachen Jahren auch schon wieder und ist momentan Free Agent. Auch wenn Hopkins wegen seiner Dopingsperre momentan keine Rolle in der NFL spielt, war das ein weiterer Schritt nach unten und ein immenser Verlust.
Die größte Personalentscheidung folgte aber in dieser Offseason. Deshaun Watson spielte schon die gesamte 2021er Spielzeit keine einzige Minute. Der Passgeber wollte im Sommer ´21 einen Wechsel erzwingen. Das Front Office und der Spieler kamen auf keinen gemeinsamen Nenner, bis sich die Fronten komplett verhärteten. Nachdem dann auch noch massivste private Anschuldigungen, die sich allem Anschein nach auch noch für wahr herausstellten, hinzukamen, entschied man sich ihn gehen zu lassen. Betrachtet man den rein sportlichen Wert, auch wenn das extrem schwer fällt, ist Watson ein unfassbarer Verlust. Im Gegenzug bekam man von den Cleveland Browns drei erstrunden Draftpicks, einen in der dritten, sowie einen in der vierten Runde. Der Quarterback gehört ohne Frage zu den zehn besten Akteuren auf seiner Position. Besonders die 2020er Saison war das Highlight seiner bisherigen Karriere. 4823 Passing Yards, 33 Touchdowns bei nur sieben Interceptions, sprechen eine klare Sprache. Hinzu kamen noch 444 Rushing Yards und drei erlaufene Touchdowns. Das muss man erst einmal ersetzen.
Embed from Getty ImagesMITTEN IM REBUILD
Letztes Jahr setzte man als Ersatz vorerst auf den Veteranen Tyrod Taylor (32), welcher später aber von den in der dritten Runde des Drafts ausgewählten Davis Mills (23) ersetzt wurde. Mills startete diese Saison dann als Nummer eins under Center. Bisher nicht überragend, aber gefestigter als noch 2021. Während er damals in der gesamten Spielzeit auf knapp über 2500 Passing Yards, 16 Touchdowns und zehn Interceptions kam, sind es in den ersten beiden Spielen 2022, 417 Yards, zwei Touchdowns und kein Pass in die Hände des Gegners. Ob die Texans in ihm allerdings die langfristige Lösung sehen ist fraglich. Zumindest wurde für dieses Jahr aber kein ernsthafter Konkurrent verpflichtet, was für den 23-jährigen spricht.
Der Draft verlief generell recht unspektakulär, ohne große Trades etc. An Position drei overall entschied man sich das Defensive Backfield zu verstärken. Derek Stingley Jr. (21), seines Zeichens Cornerback von LSU, wurde ausgewählt, er galt als der beste Cornerback im diesjährigen Draft. Immerhin 15 Tackles und drei Pass Deflections kann dieser bis dato vorweisen. Mit dem zweiten Pick in Runde eins stärkte man die O-Line. Kenyon Green (21) wurde wie Stingley sofort Starter. Und auch auf der Position des Runningbacks verpflichtete man prompt einen für die starting eleven. Dameon Pierce (22) kommt bisher auf 26 Rushes für 102 Yards und wartet noch auf seinen ersten Touchdown in der NFL. Sonst stärkte man besonders das Defensive Backfield und die Positionen der Passempfänger. Im Großen und Ganzen solide, ohne wagemutige Moves, so wie man einen Rebuild angehen sollte.
Draftrunde | Draftposition | Position | Spieler |
1 | 3 | CB | Derek Stingley Jr. |
1 | 15 | OG | Kenyon Green |
2 | 37 | S | Jalon Pitre |
2 | 44 | WR | John Metchie III |
3 | 75 | LB | Christian Harris |
4 | 107 | RB | Dameon Pierce |
5 | 150 | DT | Thomas Booker |
5 | 170 | TE | Teagan Quitoriano |
6 | 205 | OT | Austin Deculus |
Und auch auf den Coaching Positionen geht man den Rebuild an. Nachdem Bill O`Brien sechs Jahre lang den Posten des Head Coaches inne hatte, verlor dieser seinen Job 2020 bereits nach Spieltag vier, bei einem Standing von 0-4. Romeo Crennel (75) trat dessen Erbe als Interimscoach für die restliche Spielzeit an. 2021 hieß der neue Hauptübungsleiter David Culley (67), welcher allerdings nach der miserablen letzten Spielzeit ebenfalls seinen Stuhl räumen musste. Entgegen des aktuellen Trends in der NFL junge Head Coaches à la Sean McVay (36, LA Rams) oder Matt LaFleur (42, Green Bay Packers) zu verpflichten, entschied man sich für einen alten Hasen der NFL. Lovie Smith (64) trat das Amt an. Der Routinier war bereits Head Coach der Chicago Bears mit denen er 2006 sogar den Super Bowl erreichte und der Tampa Bay Buccaneers. Bereits seit 1996 ist er in jeglichen Coaching Positionen der NFL im Amt. Schon jetzt scheint er einen gewissen Impact aufs Team zu haben und man wünscht ihm mehr Zeit als nur ein Jahr, als festen Teil des Rebuilds.
Embed from Getty ImagesAUSSICHT AUF DIE SAISON
Große Ziele darf man sich als Texans Fan dieses Jahr wohl erneut nicht setzen. Die Spielzeit begann gleich mit einer 16:9 Niederlage gegen die Denver Broncos, am vergangenen Wochenende konnte man zumindest ein Unentschieden gegen den Divisons Rivalen, den Indianapolis Colts, einholen. Generell ist die eigene Division nicht die einfachste. Zwar startete keiner der direkten Konkurrenten mit einem Paukenschlag, rein vom Personal her, sind die Texans aber definitiv am schwächsten aufgestellt.
Standing AFC South | ||
1 | Jacksonville Jaguars | 1 – 1 – 0 |
2 | Houston Texans | 0 – 1 – 1 |
3 | Indianapolis Colts | 0 – 1 – 1 |
4 | Tennessee Titans | 0 – 2 – 0 |
Die Jacksonville Jaguars scheinen eingespielter und besser gecoacht als letztes Jahr. Die Colts mussten den ein oder anderen personellen Rückschlag einstecken, haben aber noch immer eine richtig starke Defensive und stabile Offensive. Mit den Titans aus Tennessee muss auch dieses Jahr wieder gerechnet werden, zwar starteten diese mit 0-2 in die Spielzeit, aber immerhin erreichte das Team von Superstar Derrick Henry (28) letztes Jahr die Playoffs. Heute Abend wartet ein alter Bekannter auf Head Coach Lovie Smith. Sein langjähriger Arbeitgeber, die Chicago Bears. Dort war Smith neun Jahre als Trainer aktiv. Mit Bears kommen mit einer Niederlage gegen die Green Bay Packers im Gepäck nach Houston. Ein Sieg wäre für die Texans definitiv möglich und ein Indiz, dass der Rebuild im Moment in die richtige Richtung geht.
