Jacksonville Jaguars – Vertrauen Auf Den „Jaguar King“
JACKSONVILLE JAGUARS – VERTRAUEN AUF DEN „JAGUAR KING“
Es war eig. alles angerichtet für „Saint Nick“ Nick Foles (31, QB, Bears). Nachdem er den Philadelphia Eagles ihren ersten Super Bowl Triumph gegen die New England Patriots bescherte, wurde er in der Heimatstadt Rocky Balboas zur Legende. Nachdem er trotzdem nie am eigentlichen Starter Carson Wentz (27, QB) vorbei kam. Führte sein Weg nach Jacksonville, wo er aus den Jaguars ein Playoff Team machen wollte. Die vergangene Spielzeit hatte jedoch etwas von einer Griechischen Tragödie!
GROßES PECH
Als das Team von Head-Coach Doug Marrone (56) 2017, in dessen erstem Jahr, bereits völlig unverhofft knapp vor dem Super Bowl scheiterte, sahen viele das Franchise auf einem sehr guten Weg sich als Playoff Kandidat zu etablieren. Vieles wurde auch außerhalb des Platzes richtig gemacht und das Konzept von Marrone überzeugte von Beginn an. Am Ende fehlte nur ein Quarter um eine der größten Überraschungen der NFL Geschichte wahr werden zu lassen. 10 Punkte lag man noch zum Start des 4. Quarters vor den New England Patriots. Am Ende reichte der Vorsprung jedoch nicht. Mit 2:48 auf der Uhr, besorgte Tom Brady (43, QB) mal wieder mit einem Touchdown Pass die Führung.
New England gewann in Folge nicht nur das Spiel gegen die Jaguars, sondern auch den Super Bowl zwei Wochen später. So kurz vor dem Ziel standen die Jaguars noch nie in ihrer gesamten Geschichte. Dies gab also Mut für die Zukunft. Nach einem wieder etwas ernüchterndem Jahr in der Folge, musste man auch auf der Quarterback Position handeln. Blake Bortles ((28, QB), Rams), der in all seinen fünf Jahren nie gänzlich überzeugen konnte, wurde ersetzt. Als sich die Option der Verpflichtung von Nick Foles auftat, schlug Marrone zu. Foles hatte bereits als grundsätzlicher Back-Up Quarterback seine Eagles zu einem Super Bowl Triumph geführt. Fortan wollte man mit „Saint Nick“ etwas Großes aufbauen.
Embed from Getty ImagesAuch Foles freute sich über die Chance ein Franchise wieder führen zu dürfen. Ebenso über das ihm entgegengebrachte Vertrauen. Allerdings nahm die Griechische Tragödie bereits nach wenigen Wochen seinen Lauf. Kurz nach Beginn des Auftaktspiels gegen die Kansas City Chiefs, verletzte sich der Spieler bereits im 1. Quarter an der Schulter. Der Spielmacher brach sich sein linkes Schlüsselbein und musste sich sogar einer OP unterziehen. Damit war klar, dass der Hoffnungsträger für die meiste Zeit der Saison fehlen wird. Mit einem großen Fragezeichen übernahm jedoch der neue Kult-Quarterback der Liga das Zepter. Ein Spieler der in kürzester Zeit zum Erben von Ryan „Fitzmagic“ Fitzpatrick (37, QB, Dolphins) avancieren sollte. Gardner Flint Minshew II (24, QB)!
DER „JAGUAR KING“
Gardner Minshew, dessen Spitzname „Jaguar King“ eine Anlehnung an die Netflix Dokumentation „Tiger King“ ist, ist einer dieser Spieler die man sieht und sich denkt „What the fuck?“! Sein Auftreten ist geprägt von großem Selbstvertrauen, sogleich das Wort Paradiesvogel es nicht gänzlich trifft. Vielmehr wirkt er wie jemand, der Ende der 70er Jahre stehen geblieben ist. Sein Schnurrbart in Verbindung mit offenen Hemden und großen Sonnenbrillen, ist schlicht und einfach etwas ganz besonderes. Täuschen darf man sich von seinem rein optischem Erscheinungsbild jedoch nicht. Denn Gardner Minshew ist ein sehr ehrgeiziger Spieler!
In seinem ersten Jahr führte er sein Team in den 12 Spielen, in welchen er auflief zu immerhin sechs Siegen! Schaut man sich seine Statistik an, dann sieht man, dass der Spieler eine geringe Fehlerquote hat. Nur insgesamt sechs Interceptions warf der Youngster bei 470 Passversuchen. Ein wirklich guter Wert! Überraschend ist dieser Wert allerdings ganz und gar nicht. Schon zu Collegezeiten war Minshew bekannt für seine gute Passquote, gepaart mit wenig Fehlern. Nun setzt er das Ganze auch in der NFL um. Ins kalte Wasser wollte ihn sein Head Coach deswegen trotzdem nicht werfen, denn bei all dem Positiven, muss man auch sagen, dass der junge Spieler vom Washington State College hin und wieder überfordert war.
Embed from Getty ImagesAuch wenn alles in allem der Rookie seinen Job recht gut gemacht hat, konnte er auch diverse, teils auch klare Niederlagen nicht verhindern. Freilich gehört zu einer Mannschaft mehr als nur der Quarterback dazu. Sorgen machte dabei aber auch schon die zuhauf geringe Punkteausbeute der Jags. Es hätte daher sicherlich nicht geschadet, wenn Minshew zunächst ein gesamtes Jahr hinter Foles hätte lernen können. Denn um zurück zu unserer Tragödie zu kommen. Nick Foles übernahm tatsächlich erneut das Geschehen, als er nach seiner Verletzung in der 10. Woche zurückkehrte. In allen drei Partien nach seiner Verletzung verlor man deutlich. Foles spielte miserabel und warf gerade mal zwei Touchdown Pässe. Im Spiel gegen die Tampa Bay Buccaneers wurde er letztlich in der Halbzeit ausgetauscht und bekam keine weitere Chance mehr. Das Projekt „Saint Nick“ bei den Jacksonville Jaguars war offiziell gescheitert!
Foles sollte die Zukunft des Teams werden. Am Ende kam eine Verletzung zu einem ungünstigen Zeitpunkt und ein Youngster, der auf anhieb die Sympathien der Fans gewann dazwischen. Wer weis was passiert wäre, hätte sich der Super Bowl Held der Eagles nicht zu beginn der Saison verletzt. Auf der anderen Seiten hätten wir wahrscheinlich seinen Nachfolger noch nicht in diesem Umfang wahrnehmen bzw. erleben dürfen, wie wir es letztlich in der Saison 2019 haben. Dass man nach bereits einem Jahr nun Minshew das Franchise in die Hände legt, spricht vom Vertrauen gegenüber dem Strippenzieher. Fortan wird der „Jaguar King“ für sein Franchise das Ruder übernehmen.
KEINE ÜBERZEUGENDE OFFSEASON
Der Grundstein zur Verbesserung eines jeden Teams wird bekanntlich mit der Offseason gelegt. Durch den Zugewinn von Spielern, kann man mit einmal zum Super Bowl Kandidaten avancieren. Der Draft hilft dann dazu, durch junge Talente nochmals ein breiteres Polster zu erlangen. Zumeist sind die Talente aber eine Wette für die Zukunft. Daher muss man gerade in der Free Agency Phase schauen, dass man seine Hausaufgaben macht. Mit der Abgabe von Nick Foles an die Chicago Bears, hat man einen logischen Schritt vollzogen. Das man hingegen A.J. Bouye (29, CB) und auch Calais Campbell (33, DE) abgegeben hat, sind dann schon eher fragwürdigere Moves.
Natürlich ist letzterer in einem Alter, in dem man sich Gedanken über Alternativen machen muss. Sein Gehalt war dazu ebenfalls mehr als üppig. Trotzdem sehe ich Campbell noch nicht am Ende seines Wegs. In den letzten drei Jahren war er der wichtigste Spieler der Defensive Line der Jaguars. Wenn auch etwas ins Alter gekommen, präsentierte er sich auch 2019 verlässlich. Den im Gegenzug erhaltenen 5. Runden Pick von den Baltimore Ravens, hätte man sich da auch gut und gerne sparen können. Für mich eine nicht wirklich nachvollziehbarere Transaktion.
Embed from Getty ImagesSicherlich war klar gewesen, dass man Cap-Space frei bekommen muss. Die Gehaltsobergrenze war ein Problem, welches das Franchise lösen musste. Ehrlich gesagt, sehe ich das Team im Vergleich zur letzten Saison jedoch wesentlich schlechter aufgestellt. Für mich ist einer dieser nicht ganz nachvollziehbaren Moves z.B. auch die Verpflichtung von Tyler Eifert (30, TE). Hätte Eifert sein Talent komplett abrufen können, dann würden wir ihn nun in einem Atemzug mit Rob Gronkowski (31, TE, Buccaneers), Travis Kelce (30, TE, Chiefs) oder Zach Ertz (29, TE, Eagles) nennen. Leider wurde die Karriere Eiferts von Verletzungsanfälligkeit geprägt. In seinen sieben Jahren für die Cincinnati Bengals kommt der Hüne auf 59 Partien, dass sind im Schnitt 8,4 Spiele pro Saison.
Aufgrund seiner Verletzungen, spielte er gerade in den letzten vier Jahren fast ausschließlich nur noch als Back-Up und wurde sehr vorsichtig eingesetzt. Einen solchen Spieler holt man nun für zwei Jahre mit einem gesamt Volumen von $9.500.000! Sorry, aber auch wenn nur $ 1.000.000 garantiert sind, ist das nicht die Hilfe, die ein junger Quarterback braucht. Man hätte einen verlässlichen und erfahrenen Spieler gebraucht, auf den sich der Spielmacher verlassen kann. Wie gesagt, Eifert war zeitweise mit das Beste was man auf der Tight End Position finden konnte, aber seine Verletzungsanfälligkeit macht ihn mehr zum Risiko als zum Gewinn.
Ich bin gespannt, wie das Team 2020 agieren wird. Die Playoffs halte ich für nicht realisierbar. Schön wäre es aber trotzdem zu sehen, wenn wir auch einige Highlights von unserem neuen NFL Kult-Quarterback sehen dürfen. Vielleicht straft mich auch Eifert mit einer Renaissance-Saison ab, oder Doug Marrone, welcher trotz der Abgänge von Bouye und Campbell eine Top Defensive aufs Grün zaubert. Wetten würde ich allerdings nicht darauf!
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