Kansas City Chiefs – Geduld ist Alles
KANSAS CITY CHIEFS – GEDULD IST ALLES
Die kurzfristige Vergangenheit in Kansas City kennt nur Erfolge. Seit 3 Jahren ging der Weg zum SuperBowl immer durch das neu benannte GEHA-Field at Arrowhead. In den letzten beiden Bowls repräsentierte man die AFC und konnte sich einen Ring sichern. Dieses Jahr startete alles jedoch etwas anders. Nach einem sehr schwachen Saisonstart mit vier Niederlagen in den ersten sieben Spielen, wurden die Kritiker laut und einige schrieben Kansas City schon vom Playoffkurs ab. Natürlich hat sich das Team, welches sich seit Jahren durch gute Führung und gutes Coaching auszeichnet, wieder gefangen und nach acht Siegen in Folge trifft man sie mit einem Rekord von 12-5, sowie dem No. 2 Seed in der AFC wieder.
Die Defense: Von Krise zu Glanz
Statistisch gesehen, war die Verteidigung der Chiefs in den ersten sieben Spielen der Saison auf historisch schlechtem Niveau. Hätte man auf diesem Level weiter gespielt, hätten Negativrekorde ohne Ende gebrochen werden können. In den ersten sieben Spielen, hat man im Schnitt knapp 30 Punkte zugelassen. Das größte Problem war die Defensive Line, welche den gegnerischen Quarterback nicht unter Druck setzte und der Secondary somit das Leben schwer machte. Nachdem man in Woche 8 knapp gegen die Giants gewinnen konnte, um den Rekord auf 4-4 zu verbessern, kam der Aufschwung. Alles begann mit dem Trade für Melvin Ingram (DE, 32), welchen man für einen Viertrundenpick bekam, da die Steelers davon ausgingen, dass jener nicht mehr viel im Tank übrig hat. Das war jedoch ein Irrglaube und sollten die Chiefs dieses Jahr einen Titel holen, könnte der Move als einer der besten Mid-Season Trades seit Langem durchgehen. Es lag nicht nur an Ingram, doch durch ihn fand die Defense wieder zusammen und spielte als Einheit, was für eine lange Siegesserie sorgte. In vier der sieben Spiele hielt man den Gegner bei 10 oder weniger Punkten und gewann die Spiele dank der Verteidigung, was der Philosophie von Andy Reid (HC, 63) stark widersprach. Der vermutlich beste Spieler der Defense war Chris Jones (DT, 27), welcher mit 10 Sacks zeigte, dass er den 21 Millionen $ Vertrag verdient. Anfangs musste er aufgrund Spielerknappheit Defensive End spielen, was eher weniger funktionierte. Als er nach einigen Wochen jedoch wieder auf seiner normalen Position spielte, trat er in alte Muster.
Embed from Getty ImagesAuch nicht zu vergessen ist Tyrann Mathieu (S, 30), welcher statistisch gesehen, nicht ganz an sein glorreiches letztes Jahr anknüpfen kann, aber dennoch mehr als solide Zahlen aufweist (76 Tackles & 3 Interceptions). Er übernahm die Koordination sowie die Führung und erwies sich die letzten Jahre für eine sonst sehr junge Secondary als Mentor. Einen sehr großen Einfluss hatte auch Rookie Nick Bolton (ILB, 21). Auf der schwächsten Position der Chiefs, bekam er sofort eine Möglichkeit sich zu profilieren und dies nutzte er auch. Gegen den lauf brillierte er, konnte jedoch auch in Passsituationen oftmals wichtige Plays im Herzen der Defense machen. Er führte das Team mit 112 Tackles an, verzeichnete 11 Tackles for Loss und trug einen Touchdown zurück. Für einen späten Zweitrundenpick hat man mit diesem jungen Mann einen wahren Steal gelandet.
Embed from Getty ImagesOffensive Neufindung
Allgemein kann man objektiv feststellen, dass die Offensive diese Saison nicht an die drei glorreichen Jahre vorher anknüpfen kann. Dies hat viele Gründe… Zum einen wurde die O-Line komplett ausgetauscht und man bestückte sie mit den Veteranen Joe Thuney (OG, 29) und Orland Brown (OT, 25), sowie den beiden Rookies Trey Smith (OG, 22) und Creed Humphrey (C, 22). Beide spielten besser als ihre Draftposition zeigt. Smith könnte der größte Steal des Drafts gewesen sein, da er aufgrund von Vorerkrankungen in die 6. Runde gefallen ist und als ein Top-3 Guard seiner Klasse spielte. Humphrey ist in der zweiten Runde ausgewählt worden, ist jedoch neben Ja’Marr Chase (WR, 21) der talentierteste Spieler des Jahrgangs und einer der besten drei Center der NFL dieses Jahr.
Zum anderen waren sie für die ersten 7-8 Wochen das Turnover- anfälligste Team der Liga. Auch am Ende der Saison schaffte man es nicht in die Top-10, trotz des zweitbesten Rekords. Auch Star Quarterback Patrick Mahomes (QB, 26) hatte Probleme seine Reads durchzugehen und den Ball an den richtigen Orten zu platzieren. Das lag natürlich zum Teil an der neuen Offensive Line, die noch nicht an die tiefen Dropbacks gewöhnt war, jedoch auch an seiner Angewohnheit bei Run/Pass-Option Spielzügen (Von denen der Angriff lebt), den Ball nur im notwenigsten Fall abzugeben. Dennoch spielte er eine gute Saison mit 4840 Passing Yards und 37 Touchdowns.
Embed from Getty ImagesDie Skill Positionen waren wieder ein Oligopol. Tyreek Hill (WR, 27) fing Bälle für 1178 Yards und 9 Touchdowns, während er noch 100 weitere erlief. Sein Companion Travis Kelce (TE, 32) verzeichnete 1125 Yards sowie 9 Touchdowns. Sie bildeten erneut eines der besten Pass-Catching Duos der NFL, hatten aber ein Problem mit Drops. Man findet beide in der Top-15 der Spieler mit den meisten fallengelassenen Bällen, was für zwei All-Pro Spieler kein gutes Ansehen ist. Das große Problem der Passoffensive war, dass man mit Watkins den Big-Body No. 2 WR verloren hat und niemand diese Lücke schließen konnte. Speedster Mecole Hardman (WR, 23), sollte die Rolle füllen, kam dem aber nicht nach und verlor Spielzeit, wobei er sich am Ende wieder etwas profilierte (693 Yards & 2 Touchdowns). Byron Pringle (WR, 28), bekam somit immer mehr Chancen und nutzte diese gut (568 Yards & 5 Touchdowns). Das Laufspiel war wie eh und je nicht das Gelbe vom Ei, konnte jedoch etwas mehr etabliert werden. Man setzte auf das Tandem aus Darrel Williams (RB, 26) und Clyde Edwards-Helaire (RB, 22). Beide waren nicht sehr effektiv, taten aber genug um eine gewisse Gefahr darzustellen. Durch mehrere kleine Verletzungen von CEH, übernahm Williams das Ruder und enttäuschte nicht. Er konnte 1000 Scrimmage Yards (452 Receiving Yards) und 8 Touchdowns aufs Papier bringen.
Embed from Getty ImagesPlayoff- und Offseasonvorschau
Trotz des ganzen medialen Dramas finden sich die Chiefs mit 12-5 auf dem zweiten Platz der AFC wieder. Durch die Niederlage in der vorletzten Woche gab man zwar den First Seed und die Bye-Week in der Wildcard Woche auf, hat jedoch mit den Steelers den vermeintlich schwächsten Gegner erwischt. Sollte kein fataler Fehler passieren, wird man mit den Chiefs in der Divisional Round rechnen müssen. Das Bills-Patriots Spiel ist der X-Faktor. Sollten die Bills gewinnen, werden sie der Gegner der Chiefs. Im Laufe der Saison verlor man gnadenlos, hat sich seitdem aber mehr als nur verbessert. Dies wäre ein ausgeglichenes Spiel , bei dem die Chiefs eine gute Leistung liefern müssten. Wenn die Patriots gewinnen, begegnet man dem Gewinner zwischen den Bengals und den Raiders, wobei die Bengals das mit Abstand schwerere Los wären. Aufgrund der letztlich schwächelnden Titans, ist es auch ein viertes Mal hintereinander gut möglich, dass das AFC Championship Game im GEHA Field at Arrowhead stattfindet. Über den SuperBowl nachzudenken ist meines Erachtens noch etwas zu früh, jedoch kann Kansas City an einem guten Tag jedes Team schlagen!
Viel Geld bleibt in der Offseason nicht übrig. Die oberste Priorität lautet den defensiven Kapitän Tyrann Mathieu zu halten und wenn möglich einen billigen WR2/WR3 in der Free Agency zu akquirieren. Im Draft sollte man sich nach einem Right Tackle und einem Wide Receiver umschauen, Linebacker, Cornerback und Edge-Rusher können aber auch im Blick gehalten werden.
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