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L.A. Chargers – Keine Power Im Entscheidenden Moment

L.A. CHARGERS – KEINE POWER IM ENTSCHEIDENDEN MOMENT

Am vergangenen Wochenende spielten die Los Angeles Chargers ihren Gegner, die Jacksonville Jaguars in Grund und Boden und siegten schließlich beeindruckend mit 45:10. Trotzdem belegen sie momentan den letzten Rang in der AFC West, welche von den Kansas City Chiefs angeführt wird. Eine enttäuschende Bilanz kurz vor Ende der Spielzeit und das obwohl Los Angeles in der eigenen Division die zweitmeisten Punkte erzielt hat und die wenigsten kassierte. Was ist mit den Chargers, welche in den letzten beiden Jahren doch so vielversprechend aussahen, dieses Jahr los?

Große Pläne

Mit jeder Menge Vorfreude und Erwartungen starteten die Chargers in die Saison. Nicht wenige zählten sie nach der ihrer bombastischen 12:4 Saison von 2018 zu den sicheren Playoff-Kandidaten oder gar zum engeren Favoritenkreis auf den großen Wurf. Damals zog man auf dem fünften Seed in die Wildcard Round ein und besiegte die Baltimore Ravens in deren Stadion mit 23:17. Doch bereits eine Runde später, in der Divisional Round, kam man gegen den späteren Champion, den New England Patriots gewaltig unter die Räder. Besonders Quarterback Philip Rivers (38) wird diese Partie schlecht in Erinnerung haben. Er wurde von der Defensive-Line der Pats ständig massakriert und seine O-Line in ihre Einzelteile zerlegt. Zwar wurde er nur zweimal gesackt, fand sich aber dennoch nach beinahe jedem Pass auf den eigenen vier Buchstaben wieder und musste einige harte Hits einstecken.

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Schon in der Halbzeit war man mit 35:7 ins Hintertreffen geraten, da nutzten auch die drei Touchdowns in Hälfte zwei wenig. Am Ende hieß es 28:41 für das Team von Head Coach Bill Belichick (67). Schlussendlich konnte man in LA aber auf eine positive Saison zurückblicken und ging mit entsprechenden Vorschusslorbeeren in die Folgespielzeit. Für 2019 wurden die Playoffs quasi als Minimalziel ausgesprochen, doch wie es „Murphy`s Gesetz“ will, ging so gut wie alles schief was nur schiefgehen hätte können.

Schnelle Ernüchterung

In Woche eins lief noch alles nach Plan. Gegen die noch vom Andrew Luck (QB, 30) Rücktritt verdutzten Indianapolis Colts sicherte man sich sogleich den ersten Sieg. Auf zwei Niederlagen in Woche zwei und drei folgte ein weiterer. Nach weiteren drei Niederlagen kehrte aber schnell Ernüchterung in den Reihen der Chargers ein und sie wurden auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Sportlich lief es gar nicht nach den Vorstellungen der Führungsriege. Und auch neben dem Platz sorgten Negativschlagzeilen für Aufsehen. Seit der Offseason befand sich Star-Runningback Melvin Gordon (26) im Holdout für einen lukrativeren Vertrag. Der seiner Ansicht nach beste Runningback der NFL wieß ein Angebot nach dem anderen ab. Schließlich blieb General Manager Tom Telesco (47) hart und saß das Ganze bis in die Saison aus. Um nicht auf einen Großteil seines Gehalts zu verzichten, kehrte Gordon pünktlich zur dafür festgelegten Deadline in Woche vier zurück und steht nun als großer Verlierer da. Er hatte sich schlicht und ergreifend verzockt und wird nächstes Jahr wahrscheinlich Free Agent werden.

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Nach seiner Rückkehr avancierte Gordon aber keineswegs sofort zur Nummer eins im Backfield. Bei seinen ersten Snaps zeigte sich dieser nämlich überhaupt nicht in Form und wirkte extrem eingerostet. Eigentlich schien ihm Austin Ekeler (RB, 24) den Rang als Starting-Runningback längst abgelaufen zu haben. Umso unverständlicher war es, dass die Coaches mit allen Mitteln versuchten Gordon zu featuren und ihm mehr Snaps zu geben als Ekeler. Somit war das Laufspiel der Chargers nach der Rückkehr von Gordon von Woche vier bis acht regelrecht tot. In diesen fünf Partien kamen beide Runningbacks zusammen auf grottige 203 Rushing Yards. Das sind gerade einmal 40,6 pro Partie und ein Hauptgrund dafür, weshalb es nicht gelang Siege über die Zeit zu bringen.

Aber auch Passgeber Rivers muss sich immer häufiger dem Kreuzfeuer der Kritiker hingeben. Der Veteran spielt allerdings nicht auffallend schlechter oder besser als in seiner bisherigen Karriere. In seinem 16en Jahr kommt er bisher auf 3748 Passing Yards, 20 Touchdowns und 15 Interceptions. Für fehlerfreie Partien und wenige Turnover war Rivers noch nie bekannt. Die Statistiken des neunfachen Vaters reihen sich nahtlos an dessen 15 vorhergehenden Saisons ein. Dennoch ist es an der Zeit in LA langsam über die Zukunft auf dieser Position nachzudenken. Rivers gehört mit seinen 38 Jahren mittlerweile zum alten Eisen der Liga. Egal ob im Draft oder in der Free Agency gilt es langsam einen Nachfolger zu verpflichten. Vielleicht ist aber auch Backup Tyrod Taylor (30) die Zukunft. Dieser durfte bereits gegen die Jaguars im vierten Quarter etwas Werbung für sich machen.

Keine Power im entscheidenden Moment

In ihrer neunten Partie sorgten die Chargers mal für einen Paukenschlag. Die Green Bay Packers gastierten in Los Angeles und mussten sich dem wiedergeborenen Laufspiel geschlagen geben. Die Chargers fanden endlich eine gute Mischung zwischen Gordon und Ekeler und liefen Aaron Rodgers (QB, 36) und Co. in Grund und Boden. Das Zweiergespann sorgte neben 150 Rushing Yards und zwei erlaufenen Touchdowns auch für sieben Passfänge für 52 Yards und war schlussendlich der Schlüssel zu diesem überraschenden Sieg.

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Lange hielt die Euphorie allerdings nicht an. Drei weitere male musste man sich geschlagen geben, ehe man am vergangen Sonntag die Jaguars vor deren Publikum vorführte und sich den fünften Sieg sicherte. Doch schauen wir uns doch mal die Misserfolge dieser Saison genauer an. Schnell fällt auf, dass Los Angeles nie wirklich unter die Räder kam. Ganz im Gegenteil. Immer wenn sie bezwungen wurden sorgte nur ein einziger Score für die Entscheidung. Immer fehlte entweder nur ein Touchdown oder ein Fieldgoal. Immer spielten sie bis kurz vor Schluss einer jeden Partie mit und mussten sich dann doch geschlagen geben.

Wie auch letztes Jahr gehört die Defensive auch dieses Jahr zu den Besten der Liga. Zwar verteidigt man den Lauf nur mittelmäßig, gegen den Pass offenbart man aber seine wahre Stärke. Nur 196,6 Yards erwerfen gegnerische Quarterbacks pro Begegnung. Hinter den San Francisco 49ers (150,8), den New England Patriots (171,8) und den Buffalo Bills (191,5) liegt man hier auf den vierten Rang. Die Chargers sind also nicht so schlecht wie ihr momentaner Ruf. Die wichtigen und entscheidenden Scores wurden letztes Jahr noch erzielt, das Quäntchen Glück befindet sich dieses Jahr meist auf gegnerischer Seite.

Die Krux

Wenn die Punktedifferenz bei Niederlagen so gering ist und ein Erfolg immer zum Greifen nahe scheint, ist natürlich jeder einzelne Drive extrem wichtig. Und schon erkennt man die größte Schwäche des Teams, die Ballverluste. Zu den 15 Interceptions von Rivers kommen noch 7 verlorene Fumbles hinzu. Das macht summa summarum 22 Ballverluste in 13 Spielen, der sechst schlechteste Wert der NFL. Gegenüber stehen magere zwölf Ballgewinne, der zweitschlechteste Wert der NFL. Somit stehen sie bei einem Verhältnis von -10, nur vier Teams sind noch schlechter. Wie ausschlaggebend diese Statistik ist zeigt die andere Seite der Tabelle. Dort stehen Teams wie die New England Patriots (+19), die Green Bay Packers (+11) und die New Orleans Saints (+11), allesamt aktuelle Playoff-Teams. Wer wenig Fehler macht und gegnerische im entscheidenden Augenblick ausnutzt, steht am Ende oben.

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Momentan besteht zwar noch eine rechnerische Chance auf die Playoffs, diese ist aber verschwindend gering. Es gilt wohl schon jetzt die Devise: Mund abwischen und weitermachen. Denn das Team hat noch immer enormes Potential. Mit dem Runningback-Gespann aus Gordon und Ekeler, Top-Ten Wide Receiver Keenan Allen (27, 81 Rec. 947 Yards, 5 TD´s) und Tight End Hunter Henry (25, 43 Rec., 536 Yards, 4 TD´s) gibt es im Angriff einige Waffen. Defensiv glänzt allen voran Pass-Rusher Joey Bosa (DE, 24, 10,5 Sacks). Und im Defensive-Backfield hat man mit Desmond King (CB, 24) und Derwin James (S, 23) zwei sehr junge und vielversprechende Passverteidiger, von denen wir noch einiges hören und sehen werden. Im Grunde haben die Chargers alle Zutaten um in der Zukunft ganz oben mitspielen zu können. Nach Ablauf der Saison muss der „Akku“ nun wieder aufgeladen werden, um wieder nach altbekanntem Motto aufzuspielen. In diesem Sinne: „Lead the Charge“.

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