Marshawn Lynch – Beastmode Ist Zurück
MARSHAWN LYNCH – BEASTMODE IST ZURÜCK
Pünktlich zu Weihnachten beglückten die Seattle Seahawks sich und ihre Fans mit einem Geschenk der ganz besonderen Art. Nach beinahe einem Jahr NFL-Abstinenz kehrt doch tatsächlich Marshawn Lynch (RB, 33) aus dessen Football-Rente zurück zu alter Wirkungsstätte. Das letzte Mal als Lynch das Trikot der Seahawks überstreifte war im Januar 2016. Damals schied man gegen den späteren Superbowl Teilnehmer, den Carolina Panthers, in der Divisional-Round aus. Nach zahlreichen Verletzungen unter ihren Runningbacks herrschte in der vergangen Woche Handlungsbedarf für das Front-Office in Seattle. Mit der Rückkehr von „Beastmode“ gelang ihnen nun ein wahrer Coup.
Beastmode
Seinen Spitznamen erhielt Lynch schon früh in seiner Karriere bei den Buffalo Bills. Mit seinem wuchtigen und aggressiven Laufstil sorgte er aber schon auf dem College für jede Menge Aufsehen. In beinahe jeder Partie brach er sämtliche Tackles gegnerische Verteidiger und verabreichte den ein oder anderen heftigen Stiff-Arm, der die Fans auf den Tribünen zum jubeln brachte. Lynch wurde im Jahr 2007 in der ersten Runde an Position zwölf von den Bills gedraftet. Früh avancierte er zum Starting-Runningback und in seinen beiden ersten Jahren zeigte er weshalb man ihn in der ersten Runde auswählte. 1115 und 1036 Yards konnte er damals für sich verzeichnen. In den beiden Jahren erlief er außerdem noch 15 Touchdwons.
Nach zwei 1000 Yard Saisons kam die Karriere des jungen Runningbacks allerdings ins Stocken. Nach der Spielzeit 2008 wurde bei einer Straßenkontrolle der Polizei eine Waffe in seinem Auto gefunden. Kurz darauf wurde er wegen illegalen Waffenbesitzes zu einer dreijährige Haftstrafe auf Bewährung und 80 Stunden gemeinnützige Arbeit verdonnert. Außerdem suspendierte ihn die NFL für die ersten drei Partien der Folgesaison 2009. Während Lynch seine Sperre am Spielfeldrand aussaß, lief ihm der damalige zweite Runningback Fred Jackson (38) den Rang ab und wurde die Nummer eins im Backfield. Zwar kehrte Beastmode in Woche vier zurück auf´s Feld, konnte sich in der restlichen Saison allerdings nichtmehr durchsetzen und kam nur auf magere 450 Rushing-Yards in 13 Partien. Auch das Jahr darauf stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Bereits in der Postseason verletzte sich Lynch und konnte in nur vier Spielen starten. Nach Ablauf des NFL-Jahres geschah dann das, was sich schon zuvor andeutete. Die Wege der Bills und Lynch trennten sich.
Licht und Schatten als Seahawk
Lynch wurde für einen Viertrunden Pick 2011 und einen Conditional Pick 2012 nach Seattle verfrachtet. In seiner ersten Saison im Staat Washington, gegen die New Orleans Saints, brannte sich besonders eine Szene ins Gedächtnis eines jeden NFL-Fans. Im weiß-blauen Jersey der Seahawks erschütterte er im wahrsten Sinne des Wortes die Welt. Bei einem 67-Yard-Touchdown-Lauf brach er in altbekannter Manier sämtliche Tackles und beseitigte Cornerback Tracy Porter (33) zu guter Letzt noch mit einem massiven Stiff-Arm. Dieser Lauf sollte als „Beastquake“ in die Geschichte eingehen. Eine Mischung aus dem Spitznamen Lynch´s und dem englischen Wort „Earthquake“ für Erdbeben. Denn die Fans im CenturyLink Field jubelten und hüpften so intensiv, dass ein nahegelegener Seismograph, ein Gerät zur Erkennung von Erdbeben, sichtbar ausschlug und ein minimales Erdbeben verzeichnete.
Die folgenden Spielzeiten sollten die besten seiner Karriere werden. Viermal in Folge erlief er über 1200 Yards, einmal sogar über 1500. Viermal in Folge erzielte er mindestens 11 Touchdowns. Und viermal in Folge wurde er hochverdient in den Pro-Bowl gewählt.
Jahr | Rushing Yards | Touchdowns |
---|---|---|
2011 | 1204 | 12 |
2012 | 1590 | 11 |
2013 | 1257 | 12 |
2014 | 1306 | 13 |
2013 krönte er seine bereits damals sehr ereignisreiche Karriere mit einem Ring. Im Superbowl 2013 siegte er mit seinen Hawks mit 43:8 über die von Peyton Manning (QB, 43) angeführten Denver Broncos. Zwar erlief er an diesem Abend in der Spielstätte der New York Giants und der New York Jets nur 39 Yards, sorgte mit einem Touchdown-Lauf aber für eine kleine Vorentscheidung in dieser Partie. Mit über 1200 Rushing-Yards, sowie zwölf Touchdowns war er in der Regular-Season aber der entscheidende Faktor für das Erreichen der Postseason. Dort wurde seine Relevanz dann noch mehr verdeutlicht. In der Divisional-Round und im Conference-Championship-Game erlief er addiert 249 Yards und drei Touchdwons und führte sein Team ins große Endspiel.
Ein Jahr später, 2014, folgte der bis dato größte Tiefpunkt seiner Karriere. Erneut zogen die Seahawks mit starkem Laufspiel als Herzstück in den Superbowl ein. Dort musste sich der Titelverteidiger aber den New England Patriots geschlagen geben. Dabei hatte man alles in eigener Hand. Beim Stand von 28:24 für New England schaffte es Seattle dank eines akrobatischen Passfangs von Jermaine Kearse (WR, 29) kurz vor Schluss doch noch vor die Endzone der Patriots. Noch zwanzig Sekunden standen auf der Uhr und nur ein Yard trennten die Seahawks von der Titelverteidigung. Lynch hatte bereits über 100 Yards Raumgewinn erzielt und schon sechs Punkte auf´s Board gebracht, präsentierte sich also in starker Form. Beinahe jeder hätte Beastmode das Ei in die Hand gedrückt und auf einen Touchdown gehofft. Head Coach Pete Carroll (68) entschied sich allerdings dagegen und callte einen Pass. Dieser wurde von Cornerback Malcolm Butler (29) intercepted und entschied schlussendlich die Partie und Tom Brady (QB, 42) reckte die Vince-Lombardi-Trophy in den Nachthimmel von Arizona. Im Jahr darauf konnte Lynch nur in sieben Partien auflaufen und blieb unter 500 Rushing-Yards. Während des Superbowl´s 50 hängte er seine Schuhe an den Nagel und verkündete via Twitter sein Karriereende, mit gerademal 29 Jahren.
Rückkehr I
Während seines Sabbat-Jahres liebäugelte Lynch dann mit seinem Heimteam, den Oakland Raiders. Zwar stand er noch unter Vertrag in Seattle, die Raiders und die Seahawks einigte sich dann aber auf einen Trade. Im April 2017 unterzeichnete Beastmode seine Arbeitspapiere und band sich vorerst ein Jahr an die Franchise. Nach dieser Saison griff eine Klausel im Vertrag und Lynch blieb bei doppeltem Gehalt eine weitere Spielzeit in seiner Heimatstadt. In diesen zwei Jahren kam er auf 21 Einsätze und erlief insgesamt 1267 Yards, sowie zehn Touchdowns. Außerdem absolvierte er als Raider die 10.000 Karriere-Rushing-Yards. Mit Auslaufen seines Vertrages verkündete er laut ESPN, dass er nicht plane wieder auf dem Footballfeld zu stehen.
Rückkehr II
Wie aus dem Nichts kommt es nun erneut zum Comeback. Die Seahawks leiden unter massiven Verletzungsproblemen auf der Position des Runingbacks. Nummer eins Runner Chris Carson (25) brach sich gegen die Arizona Cardinals die Hüfte und scheidet das restliche NFL-Jahr aus. Die Nummer zwei, erstrunden Draftpick von 2018, Rashaad Penny (23) fällt wegen eines Kreuzbandrisses ebenfalls die restliche Saison aus. Und auch C.J. Prosise (25), die nominelle Nummer drei, werden wir dieses Jahr nichtmehr auf dem Feld sehen. Er brach sich den Arm. Eine Neuverpflichtung aus der Free Agency war somit besonders für die Playoffs unabdingbar. Dieser Paukenschlag sorgte allerdings für jede Menge Schlagzeilen.

Die Franchise erschlägt mit der Verpflichtung gleich mehrere Fliegen mit nur einem Streich. Sie lenken von ihrer miserablen Vorstellung am vergangenen Wochenende, gegen die Cardinals ab und lenken die volle Aufmerksamkeit vom schlecht abliefernden Team auf die Neuverpflichtung. Außerdem sorgen sie für jede Menge Elan bei Fans, aber auch in der Kabine setzt solch eine Lichtgestalt natürlich richtig viel Motivation frei. Das wir Lynch bereits heute Abend auf dem Feld sehen werden steht wohl außer Frage. Wie groß seine Wirkung sein wird, steht allerdings noch in den Sternen. Laut Caroll befindet sich der 33-jährige sportlich aber durchaus in sehr guter Verfassung und wirkt bereit für diese Aufgabe. Lynch selbst antwortete auf die Frage, weshalb er gerade zu den Seahawks zurückkehrte, dass noch unerledigte Taten vorliegen. Dies bezieht sich wohl auf die Superbowl Niederlage gegen die Patriots. Wir freuen uns definitiv Beastmode wieder „back in action“ zu sehen und sind gespannt wie viel er noch im Tank hat
