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Miami Dolphins – Reaktionen Statt Aktionen

MIAMI DOLPHINS – REAKTIONEN STATT AKTIONEN

Vorab möchte ich erwähnen, dass dieser Artikel für den Ein oder Anderen Dolphin eine etwas schwerere Kost werden wird. Ich mag die Dolphins sogar sehr, aber manches muss einmal gesagt werden. Außerdem ist der Artikel auch nicht in Folge einer Überreaktion auf das Erste Saison Spiel entstanden. Ehrlich gesagt war der Artikel schon vorher fertig gewesen. Das man den Saisonauftakt mit unglaublichen 59 – 10 zu Hause gegen die Baltimore Ravens in den Sand gesetzt hat it purer Zufall. Seit der Ära von Bill Belichick’s (67, Head Coach, Patriots) New England Patriots haben es die Miami Dolphins nur vier mal in die Playoffs geschafft. Zuvor waren es ab 1970 an, 19 mal aus möglichen 30 Spielzeiten. Also ein sehr guter Schnitt. Dieser ist mit Einzug der Patriots-Dynastie drastisch gesunken. Seither befindet man sich permanent im Schatten der Konkurrenz. Dies führt auch dazu, dass man nur noch reagiert anstatt zu agieren.

Quarterback Wechsel als Reaktion

Mit Ryan Tannehill (31, QB, Titans) hatte man in den vergangenen Jahren eine solide Option auf der Spielmacher Position. Freilich ist der Quarterback kein Top 10 Kaliber, überzeugte aber durch seine Ruhe und Passsicherheit. Als Rookie wurde ihm bereits aufgetragen, die Franchise zu führen. Sein Potenzial war von Beginn an spürbar, auch wenn ihm in seinem Rookiejahr noch viele Fehler unterliefen. In der Folgezeit konnte er sich jedoch stets verbessern und genoß so über lange Zeit das Vertrauen der Verantwortlichen.

Als die Saison 2017 vom ehemaligen Team Kapitän der Dolphins, aufgrund eines Kreuzbandrisses komplett verpasst wurde, fing scheinbar auch das Vertrauen an zu bröckeln. Zwar kehrte Tannehill 2018 zurück, stand aber auch nur für 11 Partien auf dem Platz. In diesen Spielen suchte er häufig nach seiner Form. Dies ist jedoch auch verständlich. Angesichts der Schwere der Verletzung, ist es nicht ungewöhnlich etwas eingerostet zu sein. Zum Ende der Saison kam man von offizieller Seite aus allerdings zu dem Entschluss, neue Wege zu gehen. Der 1,93 Meter Hüne wurde an die Tennessee Titans abgegeben. Den Titans kostete der Neuzugang gerade mal ein Siebt-Runden-Auswahlrecht im Draft 2019 und ein Viert-Runden-Auswahlrecht im Draft 2020. Zusätzlich bekam man neben dem Spieler auch noch einen Sechst-Runden-Pick.

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Auch wenn die letzten beiden Jahre für den Spieler nicht perfekt liefen, ist der Trade in meinen Augen lediglich eine Reaktion auf die Dominanz der Patriots. Ganz nach dem Motto, „Man hat es ja jetzt mal ein paar Jahre versucht aber es hat nicht so geklappt.“ Fehler wurden hier jedoch viele andere gemacht. Die Kaderplanung war meist nicht im Ansatz ausreichend um die Dominanz der Patriots auch nur im Ansatz zu brechen. Das man sich gegenüber den Pats zuletzt, vor allem zu Hause, sehr stark präsentierte ist zwar schön aber nur ein Strohfeuer. Über die Dauer der Saison schafften es die Dolphins nicht konstant ihre Leistungen zu bringen.

Also versucht man nun eine Reaktion zu erzeugen um etwas zu ändern. Vergessen sollte man dabei nicht, dass die Franchise lange Zeit auf der Suche nach einem neuen Franchise Quarterback war. Über viele Jahre suchte man nach einer Lösung, um das Konzept zu Kontinuität zu verhelfen. Dies gelang eben erst mit Ryan Tannehill. Davor hatte man jährlich einen anderen „under center“, was sogar bis in die Anfänge der 2000er zurückreicht. Sich nun von Tannehill zu trennen halte ich nicht für die beste Lösung.

Fehlende Aktion

Ich hatte in der Einleitung bereits angesprochen, dass man von Seiten Miamis mehr reagiert als agiert. Unter Tannehill hatte man versucht eine Einheit aufzubauen und ein Team zu formen. Dazu sind aber auch Aktionen notwendig. Egal ob diese durch das Öffnen des Geldbeutels oder durch Trades passieren. Man hat es zu oft nicht geschafft die Wide Receiver Position mit vielseitiger und individueller Schlagkraft zu versehen. Das Gleiche gilt für die Running Back Position oder auch jene des Tight End’s. Gegen die Dominanz der Patriots reicht es nicht einfach nur solide zu sein. Sinnbildlich ist für mich die vergangene Saison. Mit Frank Gore (36, RB, Bills) hatte man auf einen alten Haudegen vertraut, der zwar solide ist, aber eben auch nicht mehr. Dies könnte man auch noch mit Beispielen wie Reggie Bush (34, RB) oder Lamar Miller (28, RB, Texans) weiterführen.

Die Dolphins waren nie dazu in der Lage oder bereit mal richtig anzugreifen. Ligatopstars sucht man seit Jahren vergeblich am South Beach. Doch wie haben die Verantwortlichen gedacht das man Brady (42, QB, Patriots) & Co. stoppen kann? Für viele ist die AFC East nicht umsonst die schwächste der NFL. Kann es aber vielleicht auch sein, dass Top-Spieler bewusst Teams wie die Miami Dolphins, New York Jets oder Buffalo Bills meiden? Schließlich hatte man jüngst kaum eine Chance als Divisionssieger in die Playoffs einzuziehen? Wer nicht wagt der nicht gewinnt, oder? Also selbst wenn Spieler so denken sollten, dann muss ich als Verantwortlicher mein Produkt, in diesem Falle meine Franchise besser verkaufen. Einen Plan schmieden, der Spieler überzeugt nach Miami zu kommen, um für eine erneute Wachablösung zu sorgen. Besser gesagt die Division zurück zu gewinnen. Nebenbei erwähnt gelang eine solche Top Verpflichtung den New York Jets mit Le’Veon Bell (27, RB) vor dieser Saison.

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Zu Zeiten eines Dan Marinos (57, QB, HOF), ich weis das ist lange her, waren es die Dolphins und niemand anderes, welche den Ton der AFC East angegeben haben. Zu jener Zeit waren die Rollen zwischen den beiden Franchises getauscht. Miami sorgte über die AFC hinaus für Angst und schrecken, während New England mit Sonnenbrillen in den Süden blicken musste. Dies scheint mittlerweile aber Lichtjahre her. Wie gesagt, die ganz großen Stars, lassen sich schon lange nicht mehr im Sunshine State blicken. Auf personeller Ebene hätte man definitiv mehr machen bzw. erzwingen müssen!

Schließlich hat Marino die Spiele auch nicht alleine gewonnen. Er hatte ebenfalls Waffen wie Mark Clayton (57, WR) oder Mark Duper (60, WR) und einen variablen Tony Nathan (62, RB) im Backfield. Letzterer erzielte in seinen sechs Jahren als Starter, viermal über 1.100 Yards Raumgewinn von der Line of Scrimmage. Ein variabler Running Back der nicht nur laufen, sondern auch fangen konnte. Mark Clayton wurde fünf mal in seiner Karriere in den Pro Bowl gewählt und auch Mark Duper gab sich im großen All Star Spiel der NFL drei mal die Ehre. Spieler, die in das System passten und das Beste aus sich heraus holten.

Neuanfang Reloaded

Dies führt uns auch zu einem weiteren Punkt. Das Coaching! Auch hier hat man nicht selten ein großes Talent für Fehlentscheidungen an den Tag gelegt. 11 Head Coaches hat man seit Belichick’s Ernennung bei den Patriots 2000 verschliessen.  Die jüngste Entscheidung ist wieder eine der Kategorie „Naja, wir versuchen es halt mal.“ Brian Flores (38, HC) war letzte Saison bei den Patriots als Linebackers Coach tätig. Als „Defensive-Play-Caller“ machte er von sich reden. Obwohl er nicht der Offizielle Defensive Coordinator der Defensive New Englands war, vertraute ihn Belichick die Spielzüge an. Dies erwies sich als guter Schachzug. Die Defensive lieferte auch 2018 und war maßgeblich am Super Bowl Triumph beteiligt. Ein Jahr als „Defensive-Play-Caller“ und mehrere Jahre Berufserfahrung bei New England reichte also den Dolphins aus, um ihn als Head Coach zu ernennen? OK?!

Was soll schon passieren? Wenn es nicht klappt, holt man einfach nächstes Jahr den Running Backs Coach. Vielleicht profitiert davon das Offensivspiel. Mein Sarkasmus an dieser Stelle ist bewusst gewählt. Ich drücke Flores die Daumen und wünsche ihm viel Erfolg, bitte nicht falsch verstehen, aber mit der Art der Entscheidung habe ich meine Probleme. Erinnert mich ein bisschen an die Ernennung des Vorgängers Adam Gase (41, HC, Jets). Gase war zuvor nach diversen Assistenz und Positionscoaching Jobs für drei Jahre als Offensive Coordinator tätig. Den größten Erfolg hatte er als OC bei den Denver Broncos. Einer Offensive, die von Peyton Manning (43, QB) angeführt wurde. Mehr muss man dazu nicht sagen. Danach ging es für ein Jahr zu den Chicago Bears, wo sich der Erfolg in Grenzen hielt. Die Offensive befand sich zwischen Mitte und letztem Drittel. Reichte aber Miami um ihn als Messias zu verpflichten. Drei Jahre lang hatte man es immerhin versucht.

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Ob Flores einen Vorteil mit in den Süden bringt, weil er die Patriots kennt, ist ungewiss bzw. würde ich nicht darauf wetten. Er steht nun vor dem Beginn etwas neues aufzubauen. Wir können uns nur wünschen und hoffen, dass Miami vielleicht doch mal anfängt und etwas mehr Risiko geht. Die Ära der Pats neigt sich, man möchte es zumindest meinen, langsam dem Ende entgegen. Möglicherweise gelingt es den Dolphins unter dem neuen Steuermann in schnellere und ruhigere Gefilde zu schippern. Man kann 2019 damit anfangen, aber darf nicht erwarten, dass es so schnell geht. Dazu ist sicherlich mehr nötig als eine Reaktion.

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