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New England Patriots – Die Offense, Was Ging Schief?

NEW ENGLAND PATRIOTS – DIE OFFENSE, WAS GING SCHIEF?

Lange Zeit sah es so aus, als würden die New England Patriots auch 2019 wieder um den Super Bowl mitspielen. In den ersten 8 Partien blieb man ohne Niederlage. In den letzten 8 Spielen konnte man aber nur noch die Hälfte gewinnen. Am Ende hieß es Rang 3 der AFC und somit keine Bye Week. Dies führte dann sogar dazu, dass New England zum ersten Mal seit 2009 in der Wild Card scheiterte. Gegen die Tennessee Titans hagelte es eine ganz bittere 13 – 20 Niederlage. Warum man vorzeitig die Segel streichen musste wurde natürlich ausgiebig auch in den Medien diskutiert. Schnell wurde die Offensive als Buhmann auserkoren. Zu Recht!

DIE OFFENSIVE 2019

Nach dem Super Bowl Triumph über die Los Angeles Rams, beendete Tight End Rob Gronkowski (30) seine Karriere. Bereits ab diesem Zeitpunkt war es sicherlich dem Ein oder Anderen klar, dass dies für die Patriots ein herber und nicht zu kompensierender Verlust ist. Urplötzlich befand sich die Offensive in einer gänzlich anderen Position. Hinzu kam, dass man auch Chris Hogan (31, WR) durch die Free Agency verlor. Hogan kannte das System der Patriots und verlebte in New England einige erfolgreiche Jahre. Somit war klar, dass man einen Umbruch im Offensivspiel haben wird. Der Spielraum bis zum Limit der Gehaltsobergrenze wurde zwar durch den Rücktritt von Gronkowski etwas flexibler, aber der Markt gab für den sechsmaligen Champion nur sehr wenig her. Von der Verpflichtung eines Superstars wie Gronk war man sehr weit entfernt

Letztlich blieb nur der Draft um dort einen guten aber eben auch jungen Spieler zu ergattern. Bill Belichick (67, HC) welcher bekannt dafür ist frühe Draft Picks für Defensivspieler zu verwenden, wagte es tatsächlich seinen 1. Runden Pick für einen Wide Receiver einzulösen. N’Keal Harry (22, WR) wurde der erste Wide Receiver, welcher von Belichick in der 1. Runde gedraftet wurde. Das Fazit seiner ersten Saison ist jedoch sehr ernüchternd. 12 Receptions, 105 Yards, 2 Touchdowns und gerade mal 7 Spiele! Harry, auf dem viel Hoffnung beruhte konnte dieser nicht mal im Ansatz gerecht werden. Zum Schutz des Rookies muss man erwähnen, dass sich der Spieler bereits im ersten Vorbereitungsspiel schwer verletzte. Die Verletzung führte auch dazu, dass er nur 7 mal auf dem Grün stand. Gerade in der Vorbereitung lernt man als Rookie wahnsinnig viel. Diese erfahrungsgewinnbringende Zeit verpasste er nahezu komplett, weshalb er sein Potential nur andeuten konnte.

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Ansonsten beruhten die Hoffnungen wie so häufig auf Julian Edelman (33, WR). Aufgrund fehlender Unterstützung wurde Edelman zur One-Man-Show. Der 33 jährige lieferte seine bis dahin statistisch stärkste Saison ab und das obwohl er gerade zum Ende der Saison mit großen Schmerzen spielte. Kurz nach dem ausscheiden in der Wild Card unterzog sich Edelman zwei Operationen. Ihm war häufig im Laufe der Saison anzusehen, dass er auf dem Zahnfleisch geht. Unterstützung bekam er nur selten. Philip Dorsett II (27, WR) mag vielleicht als vierter oder fünfter Receiver funktionieren, aber eben nicht wenn von ihm etwas erwartet wird. Jakob Meyers (23, WR) kämpfte sich als Ungedrafteter Rookie durch das Trainingscamp. Sein Einsatz wurde mit einem Kaderplatz belohnt. Für seine Verhältnisse machte er seine Sache auch recht gut. Aber ist eben auch nur ein Receiver welchen man als Notnagel oder für gewisse Spielzüge verwenden konnte.

Als kurz nach Beginn der Saison dann Antonio Brown (31, WR) verfügbar wurde, scheuten die Pats das Risiko nicht und verpflichteten den früheren Ausnahmespieler. Das Timing war jedoch alles andere als Perfekt. Brown, welcher zu dieser Zeit sehr im Fokus der Öffentlichkeit wegen privater Eskapaden stand, konnte selbst wohl nicht mit diversen Anschuldigungen und dem öffentlichen Druck umgehen. Er lies sich weiter zu Fehltritten hinreisen und missachtete klare Anweisungen der Patriots. Dies führte dazu, dass Brown nach nur einem vielversprechendem Spiel wieder entlassen wurde. Antonio Brown hätte dieser Offensive sehr gut getan. Er hätte die Fußstapfen Gronkowski’s zumindest ein bisschen ausfüllen können. Tom Brady (42, QB) wäre für diese Waffe sicherlich sehr dankbar gewesen. Zu diesem Zeitpunkt war die Personalie Antonio Brown in der NFL nicht mehr tragbar gewesen.

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Das man zumindest in den ersten 8 Partien von Sieg zu Sieg marschierte war ganz allein der Defensive zu verdanken. Das Niveau der Patriots-Defensive war schon fast angsteinflössend. Wöchentlich rettete man dem Team den Arsch. Brady reichten dann ein paar gute Auftritte, um das Team auf der Siegerstraße zu behalten. Zum Ende der Saison, als man dann jedoch die großen Teams erwartete, wusste man auch von Seiten des Coaching Staffs, dass man sich dabei nicht mehr nur auf die Defensive verlassen darf. Also versuchte man zu retten, was noch zu retten ist. Kurz vor Ende der Trade-Deadline holte man für einen 2. Runden Pick (2020) Mohamed Sanu Sr. (30, WR). Sanu welcher schon für die Cincinnati Bengals und zuletzt Atlanta Falcons aktiv war, ist grundsätzlich eigentlich ein verlässlicher Receiver, aber eben kein Topstar. Das man für ihn einen 2. Runden Pick hergab, zeigt fast schon etwas die Verzweiflung in der sich das Team befand. Es ist nie einfach sich während einer Saison in einem neuen Team zurecht zu finden. Genauso kann man es erklären, dass Sanu maßlos enttäuschte.

Auf der Tight End Position hatte man bereits vor Beginn der Saison versagt. Hier erwarteten viele, dass die Pats im Draft zuschlagen, was nicht geschah. Stattdessen holte man Benjamin Watson (39, TE) aus dem Ruhestand zurück. Watson, welcher seine Karriere bei den Patriots begann, wollte diese ursprünglich vor der letzten Saison an den Nagel hängen. Als der Anruf aus Massachusetts kam, verwarf er seine Gedanken und kehrte zu seiner alten Wirkungsstätte zurück. Das ein 39 jähriger mit 17 Receptions, 173 Yards und keinem Touchdown das Aushängeschild dieser Position war, zeigt wie elendich das Team auf dieser Position besetzt war. Kein Team der gesamten NFL war so ineffektiv auf der Tight End Position wie New England. Nicht nur im Pass, auch im Laufspiel konnte man Gronkowski zu keiner Zeit ersetzen. Häufig wurde das Laufspiel vorzeitig gestoppt, weil man auf der Tight End Position nicht in der Lage war zu blocken. Dies nur am Rande.

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Parallelen Zu 2013

Tom Brady sagte nach dem Ausscheiden in der Wild Card Runde, dass er bereits im Trainingscamp gemerkt hat, dass es eine schwere Saison für die Offensive werden wird. Auch ich habe eine solche Saison von Seiten der Offensive erwartet. Ich sah mehrere Parallelen zu der Saison 2013. Damals schaffte es Brady sein Team dennoch ins AFC Championship Game zu bugsieren. Als 2013 Wes Welker (38, WR) für ein paar Dollar mehr zu den Denver Broncos wechselte konnte man das zu diesem Zeitpunkt mit gutem Gewissen. Welker ist der wahrscheinlich beste Slot Receiver aller Zeiten. Die Statistiken, welche er in der Uniform der Patriots auf das Grün zauberte sind mit jenen eines Videospiels vergleichbar. Trotzdem sah man auch das Potenzial zu jener Zeit, welches in Julian Edelman steckt. Edelman übernahm zwar nicht die Rolle von Welker als Slot Receiver aber als wichtiges Puzzleteil der Offensive. Daneben hatte man mit Rob Gronkowski und Aaron Hernandez (+27, TE) die beiden besten Tight Ends der Liga. Mit einer Tight End-Offensive, gepaart mit ein paar weiteren verlässlichen Receivern wollte man einen erneuten Run auf den Super Bowl starten.

Als dann im Juni 2013 Hernandez wegen Mordes verhaftet wurde, stellte das urplötzlich die gesamte Personalpolitik der Patriots auf den Kopf. Man wusste, dass Gronk die ersten Spiele wegen einer Verletzung verpassen würde. Welker war gegangen. Hernandez im Knast. Im Draft holte man junge Spieler, welche jedoch nicht in der Lage waren auf dem hohen Niveau der NFL dauerhaft zu spielen. Man griff auf Deutsch gesagt, in die Scheiße! Aaron Dobson (28, WR) wurde in der 2. Runde ausgewählt. Er sollte eine ähnliche Rolle übernehmen, welche man nun für N’Keal Harry in dieser Saison vorgesehen hatte. Dobson spielte zwar ein ordentliches erstes Jahr mit über 500 Yards Raumgewinn, trotzdem machte er auch viele haarsträubende Fehler. Nach drei Spielzeiten wurde er entlassen, ohne erneut in der NFL aufzulaufen. Seine Leistungen 2013 kann man wohl auf das Konto von Brady schreiben.

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Tom Brady spielte in meinen Augen, trotz seiner eingebrochenen Statistik 2013, eine seiner besten Saisons. Er hatte Gronk wegen Verletzungen nur für 7 Spiele zur Verfügung und führte sein Team aus Rookies und No-Names trotzdem ins AFC Championship Spiel. Mittlerweile befindet sich der 42 jährige in einem Stadium seiner Karriere, wo er eben auch etwas mehr Unterstützung benötigt wie früher. Da schaffte er es aus jedem einen ordentlichen Spieler zu machen. Nun benötigt er mehr Feuerkraft als das vielleicht früher der Fall war. Seine Statistik ging dieses Jahr wieder deutlich zurück, wahr aber dennoch minimal besser als 2013. Seine Passsicherheit und Quarterback Rating lagen trotzdem deutlich unter seinen „normalen“ Werten. Ich gehe guten Gewissens soweit zu behaupten, dass dies nicht mit seinem Alter zusammenhängt.

Ich kann mich an eine Statistik erinnern, als Gronkowski noch spielte. Dabei wurde sein Passer-Rating aufgegliedert in Wide Receiver und Tight Ends seit dem Gronk bei den Patriots spielte. Brady’s Passer Rating zu den Wide Receivern lag damals knapp unter 90. Sein Rating mit 88,00 aus der letzten Saison, passt also genau zu dem, was er bereits in den letzten 10 Jahren machte. Mittlerweile gibt es aber eben keinen Gronk mehr, der seine Statistik aufwertet. Die Verteidigungen haben es ohnehin für Brady wahnsinnig schwer gemacht ein Ziel ausfindig zu machen. Auch wenn Edelman eine sehr gute Saison spielte, wurde er häufig in Double Coverage genommen. Dies machte es für Brady noch schwerer sein oftmals einziges Ziel anzuwerfen. Früher hatte der Gegner die Qual der Wahl. Gronk oder Edelman, einer der beiden war dann zumeist frei. Notfalls reichten ein paar weitere solide Receiver um den Pass anzubringen. Dieses Jahr fehlte es so oft daran, dass sich die Spieler frei laufen konnten. Brady war gezwungen den Ball wegzuwerfen um einen Sack oder Interception zu vermeiden. Etwas, was in meinen Augen niemand so beherrscht wie er.

ZUKUNFT UNGEWISS

Die Patriots driften auf eine sehr ungewisse Zukunft zu. Nach dem Brady nicht mehr bei ihnen verlängern wird, sehe ich ein sehr großes Problem. Welche Alternative hat New England nun? Man muss aufpassen, dass der Markt bis zu einer Entscheidung nicht schon leer ist. Auch wenn sich viele Brady nicht in einer anderen Uniform vorstellen können, gab es sicherlich verschiedene Faktoren für den Spielmacher. Die Familie wird wohl ganz oben gestanden haben. Ich glaube nicht, dass die letzte ernüchternde Saison bei den Patriots etwas konkret damit zu tun hat. Schafft man es aus Sicht New Englands nicht einen adäquaten Quarterback zu holen, könnte es zum ersten mal seit 2002 Playoffs ohne die Patriots geben. So lange kein Vertrag mit einem Quarterback geschlossen wurde, kann man auch nur spärlich mit Neuverpflichtungen in der Offensive verhandeln. Die Gehaltsobergrenze verkompliziert nämlich das Ganze.

Gronkowski wird auch definitiv nicht mehr zurückkehren. Erst vor wenigen Tagen hat er einen Vertrag mit der World Wrestling Entertainment (WWE) geschlossen. Bei der größten Wrestling Liga der Welt wird der ehemalige Star Tight End mehrere Gastauftritte haben. Im Bezug auf Neuzugänge für die Offensive New Englands geistern zwar einige hochkarätige Namen immer wieder durch den Raum. Ob aber da konkret etwas dran ist, kann man zum gegenwertigen Zeitpunkt nicht sagen. Zumal auch einige mittlerweile schon eine neue Heimat haben. 2019 war kein Jahr der Patriots Offensive. 2020 könnte aber ohne Brady eine Katastrophe werden! Kaum zu glauben aber für die Patriots wäre tatsächlich der 42 jährige Quarterback die Zukunft gewesen. Zumindest kurzzeitig.

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