New Orleans Saints – Wie Reif Sind Die Saints Für Den Titel?
NEW ORLEANS SAINTS – WIE REIF SIND DIE SAINTS FÜR DEN TITEL?
Lange Jahre musste man den New Orleans Saints große Vorwürfe machen, dass sie nicht genug tun um ihre Offensive rund um Quarterback Drew Brees (41) zu unterstützen. In den 15 Jahren mit Brees im Zentrum des Geschehens, wird man es dieses Jahr zum neunten mal in die Postseason schaffen. Das ist zwar grundsätzlich eine gute Ausbeute, aber wir sprechen eben auch von Drew Brees. Ein Spieler der mit einem Aaron Rodgers (37, Packers) oder Legende Peyton Manning (44) gut und gerne in einem Atemzug genannt werden darf. Dieses Jahr scheint es aber so, als haben die Saints ein ziemlich komplettes Team geformt, welches auch in Richtung Super Bowl schielt.
DAS GEHEIMNIS DER DEFENSIVE
Die Saints haben sich die NFC North bereits gesichert und stehen somit auch als Playoff-Teilnehmer fest. Das Team von Head Coach Sean Payton (57) steht derzeit bei einer bärenstarken Bilanz von 11 – 4 – 0. Warum das so besonders ist? Das Team musste zwischenzeitlich auf ihren etatmäßigen Strippenzieher Brees verzichten. Wegen einer Brust- bzw. Rippenverletzung verpasste der Leader vier Partien. Trotzdem fand das Team einen Weg diesen Ausfall zu kompensieren. Eine Tatsache, welche in den letzten Jahren alles andere als selbstverständlich war. Selbst wenn Brees einen Sahnetag hatte, stellte dies noch keinen automatischen Sieg dar. Gerade im Bereich der Defensive hatte das Team immer wieder in der Vergangenheit Probleme. Nun präsentiert man sich aber seit geraumer Zeit gerade in diesem Teambereich exzellent.
Zurückzuführen ist dies auch auf Defensive Coordinator Dennis Allen (48). Der ehemalige Head Coach der Raiders, wurde bewusst für die Verbesserung der Defensive bereits 2015 verpflichtet. Anfänglich hatte Allen etwas gebraucht um die damals ältere Defensive mit zu wenig tiefe umzubauen und nach seinem Geschmack zu formen. Dies hat er nun aber hervorragend hinbekommen. Gegen den Lauf gibt es kaum eine bessere Verteidigung als jene der Saints. Das ist die klare Handschrift von Allen welcher überwiegend eine Dime Defense aufbietet. Das bedeutet, dass Allen einen zusätzlichen Defensive Back, also Passverteidiger, in die Defensive bringt, anstelle eines Linebackers. Zumeist lässt er mit drei Safetys und lediglich einem Linebacker spielen. Gerade bei Play-Action Pässen ist man so natürlich flexibler um größeren Schaden zu verhindern.
Embed from Getty ImagesUnterschätzen darf man dieses Defensiv Konzept aber nicht. Denn einen zusätzlichen Defensive Back kann man nur aufbieten, wenn man die richtigen Spieler hat. Genau das ist nämlich der springende Punkt bzw. das Geheimnis dieser Defensive. Man besitzt schlicht und einfach Spieler, die so viel Masse haben und so gute Tackler sind, dass man eben anstelle eines eher kräftigen und langsamen Linebacker einen schnellen und ebenfalls starken Safety aufbieten kann. Es gibt nur ganz wenige Teams, die über eine solche Möglichkeit verfügen. Hybrid-Safetys, welche einen Linebacker gegen den Lauf ersetzen können und gleichzeitig wie ein Cornerback gegen den Pass verteidigen können, sind absolute Mangelware! Hier haben die Saints sich etwas sehr gutes angeeignet, was man in Form der Statistiken sieht.
Obwohl man eigentlich bei diesem Defensiv Konzept eher damit rechnen muss, dass man etwas schlechter gegen den Lauf spielt, zugunsten einer besseren Passverteidigung, ist das bei New Orleans nicht zu bemerken. Mit nur 1.428 zugelassenen Yards auf dem Boden, belegt man den 4. Platz aller Verteidigungen. Bei gerade mal 10 zugelassenen Rushing Touchdowns, gibt es sogar nur ein einziges Team, welches besser ist. Auch im Passspiel zeichnet sich das Defensiv Konzept gut ab. Hier kann man nicht ganz so dominieren wie gegen den Lauf. Auffällig ist jedoch, dass man mit Platz 5 in den zugelassenen Yards durch die Luft, ebenfalls wenig Yards zulässt. Kassiert man dann jedoch einen Tochdown, ist dieser mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit durch das Passspiel erzielt worden. 28 zugelassene TD’s reichen nämlich nur für den 23. Rang innerhalb der NFL.
FLEXIBLE OFFENSIVE
Das gute der Saints ist, man hat nicht nur eine funktionierende Defensive, sondern eben auch eine gute Offensive. Sicherlich hat das Passspiel mit dem mittlerweile 41 jährigen Drew Brees etwas an Wucht verloren. Das ist überhaupt nicht negativ gegenüber dem Spielmacher gemeint, aber Brees befindet sich mittlerweile in einem Stadium, in dem er mehr Unterstützung benötigt als vielleicht noch vor drei Jahren. Letztes Jahr ging es Tom Brady (43, Buccaneers) bei den New England Patriots ähnlich. Hat man keine vernünftigen Anspielstationen, ist es für jeden Quarterback schwierig. Daher ist es gut, dass die Offensive der Saints einen Running Back wie Alvin Kamara (25) hat.
Manchmal wirkte es in dieser Saison so, als schone das Team den Läufer bewusst. Während andere Spieler seines Kalibers sprichwörtlich gemolken werden, geht man hier mit Kamara wesentlich behutsamer um. Bis zum letztwöchigen Spiel gegen die Minnesota Vikings (55 – 33) lief der Ballträger im Schnitt 11 mal pro Partie. Das ist extrem wenig, für einen Spieler seiner Klasse. Gegen die Vikings durfte er dann doppelt so oft laufen. Das Ergebnis war ein sogenanntes Career-Game mit 155 erlaufenen Yards bei unglaublichen 6 (!!!!!) Touchdowns! In den über 100 Jahren der NFL-Geschichte, gelangen sechs Rushing Touchdowns in einem Spiel, lediglich einem Spieler zuvor. Ernie Nevers erlief für die Chicago Bears 1929 ebenfalls sechs. Hier konnte man das Potenzial des Running Back komplett abrufen. Um jedoch nochmals auf die behutsame Umgehensweise seines Teams zurückzukommen. Hier mal zum Vergleich die durchschnittlichen Läufe pro Partie, von ähnlichen Spielern innerhalb der NFL.
Spieler | Team | Ø Läufe pro Partie |
Alvin Kamara | Saints | 12,47 |
Derrick Henry | Titans | 22,93 |
Dalvin Cook | Vikings | 22,29 |
Josh Jacobs | Raiders | 18,43 |
James Robinson | Jaguars | 17,14 |
Ezekiel Elliott | Cowboys | 16,43 |
Ein Grund warum das Passspiel in dieser Spielzeit statistisch nicht so stark ist, kann man natürlich auf die vier Spiele Pause von Brees zurückführen. Mit Ersatzmann Tysom Hill (30, QB) verändert sich das Spiel gänzlich. Hill ist auch ein guter Läufer und macht von dieser Stärke gerne gebrauch, während Brees bekannt für seine reinen aber herausragenden Pocketpasser Qualitäten ist. Der aber wahrscheinlich größte Verlust war die limitierte Einsatzmöglichkeit von Star Wide Out Michael Thomas (27, WR). Thomas kommt auf gerade mal sieben Partien. Hatte bzw. hat auch weiterhin mit großen Verletzungsproblemen zu kämpfen. Eine Saison zum vergessen für die eigentlich größte Waffe der Saints Offensive.
Seit seinem Rookie Jahr 2016, gehört der Skillplayer zu den Besten seiner Zunft. Bisher knackte er jedes Jahr die magischen 1.000 Yards Raumgewinn deutlich und kam auf im Schnitt unglaubliche 117,5 Receptions pro Saison. Letzte Saison führte er die Liga mit 149 Receptions für 1.725 Yards Raumgewinn an! Das sind Zahlen die man sich auf der Zunge zergehen lassen muss. So limitiert kommt er 2020 auf gerade mal 40 Receptions für 438 Yards. Ein Unterschied wie Tag und Nacht! Aktuell befindet er sich auf der Verletzungsliste der Saints. Zwar wird vermutet, dass er für die Playoffs einsatzbereit ist, niemand kann jedoch absehen in welcher Art und Weise. Es gab in der Vergangenheit öfters Fälle, wo Spieler für die wichtigen Spiele zurückkehrten, aber mehr oder weniger nur physisch anwesend waren. Den Saints und dem Spieler wäre es zu wünschen, dass Thomas komplett genesen und fit auf den Platz zurückkehrt.
FAZIT
Wie reif sind die Saints also nun für einen Super Bowl Triumph? Die Defensive funktioniert herausragend. Auch die Offensive wirkt solide. Klar und deutlich muss man sagen, dass Drew Brees wahrscheinlich nicht mehr viel bessere Möglichkeiten für einen zweiten Ring bekommen wird! Trotzdem ist die NFC mit den dominant aufspielenden Green Bay Packers (12 – 3 – 0) kein Zuckerschlecken. Die Situation im allgemeinen ist günstig wie lange nicht mehr. Trotzdem könnte die Situation um Michael Thomas der casus knacksus sein. Mit der letztjährigen Version des Spielers, hätte man die NFC möglicherweise mit dem 1. Seed beendet. Hätte auf dem Weg nach Tampa, Florida nur Heimspiele bestreitet und wäre das Team-To-Beat. Aktuell stehen doch ein paar Fragezeichen im Raum.
Auch ist nicht ganz klar, wie fit Quarterback Drew Brees ist. Seine Rippenverletzung macht der Legende nach wie vor zu schaffen. Zwar kehrte der Spielmacher auf den Platz zurück, wirkt allerdings gerade bei Drucksituation noch etwas angeschlagen. Schaffen es die Saints, ihre PS in den Playoffs auf die Straße zu bekommen und trotzen den mitunter ungünstigen Situationen, dann könnte es tatsächlich nochmal für einen großen Wurf reichen. Angesichts der vergangenen Jahre, fehlt mir jedoch etwas der Glaube, dass man diese Ungunst in Leistung ummünzt. Gerne jedoch lasse ich mich eines Besseren belehren. Das Team ist nicht bekannt, gerade wenn es um die ganz großen Spiele geht, ein Meisterstück abzuliefern. Als man dies das letzte Mal schaffte, war das in der Saison 2009 der Fall, wo man sich letztlich auch die Krone aufsetzte.
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