Philadelphia Eagles – Ungewisse Zukunft
PHILADELPHIA EAGLES – UNGEWISSE ZUKUNFT
Die Zeit des Erfolges ist in Philadelphia noch nicht sehr lange abgeklungen. Der SuperBowl Erfolg 2017 gepaart mit einer unglaublichen Geschichte rund um die Quarterbacks Carson Wentz und Nick Foles fühlt sich noch so nah an. Dennoch herrschen bei den Eagles im Moment ganz andere Zeiten. Viele Probleme tun sich auf, welche Leistungsträger gefährden und Fans frustrieren. Doch was ist seit dem Jahre 2017 passiert, in welchem die Übermacht aus Philadelphia als nächste Dynastie angepriesen wurde. Man muss sich jetzt Kritik auf ganzer Linie aussetzen und bangen, in der schlechtesten Division des Jahrzehnts, in die Playoffs zu kommen. Werden sich die Eagles aus diesem Tief befreien können, oder wird an den Stühlen der Leistungsträger, sowie Führungspositionen gesägt und ein Neuanfang heraufbeschworen?
Doug Pederson und der SuperBowl 2017
Doug Pederson (HC, 52) ist, aufgrund seiner langen Verbundenheit zum Team und zur Trainerlegende Andy Reid (62), ein wahrlich beliebter Coach. Die beiden haben eine lange Verbundenheit, denn Andy Reid war der Eagles Head-Coach von 1999-2012. Pederson unterstützte ihn dabei von 2009-2012. Die beiden entwickelten eine gute Beziehung und nachdem Reid seinen Vertrag nicht verlängert bekam, verließ er das Team Richtung Kansas City und nahm Pederson als Offensive-Coordinator mit. Für drei Jahre übernahm Chip Kelly (57), welcher aber wenige Erfolge verweisen konnte und somit 2015 entlassen wurde. Pederson, der derweil mit Reid ein starkes Team in Kansas City aufbaute, wurde nun als Nachfolger ausgewählt und sollte in die Fußstapfen seines Mentors treten und die Eagles zurück zum Erfolg bringen. Sein erster Move war kein geringer als für zwei Erstrundenpicks und zwei Midroundpicks den zweiten Pick der Browns zu ertraden und seinen Quarterback der Zukunft auszuwählen. Nachdem Jared Goff auf der eins gewählt wurde, entschied man sich für North Dakota State Quarterback Carson Wentz (27). Das erste Jahr zählte mit einem letzten Platz in der NFC East wohl als Schnupperjahr, aber 2017 wurde es ernst. Carson Wentz warf für 33 Touchdowns und die Defense, rund um Fletcher Cox (DT, 29) und Brandon Graham (DE, 32) trug ihren Teil zum 13-3-0 Rekord bei. Man holte sich dazu auch noch den #1 Seed und die Bye-Week. Trotz der unglaublichen Saison ging man als Underdog in die Playoffs. Das kam dadurch, dass sich Carson Wentz in Woche 14 das Kreuzband riss und für die Saison raus war. In den Wochen 15-17 musste Backup-Quaterback Nick Foles (31) spielen und er konnte keine herausragenden Leistungen zeigen.
Embed from Getty ImagesIn den Playoffs sollte jedoch alles anders kommen. Man gewann die Divisional Round ohne einen Touchdown 15-10 gegen Atlanta, fegte aber die Vikings mit 38-7 und 456 erzielten Yards vom Platz. Im SuperBowl ging es jedoch gegen die Übermacht aus New England, rund um Tom Brady (QB, 43). Man ging als großer Underdog in das Spiel, gab jedoch von Anfang an 100%. Mit einem Trickspielzug kurz vor der Halbzeit, fing Foles einen Touchdownpass, der zum 22-12 führte. Nach der Halbzeit blieb man standhaft und ließ sich vom Momentum der Patriots nicht beeindrucken. In einem der punktreichsten SuperBowls der Neuzeit, setzte sich Philadelphia am Ende mit 41-33 durch und feierte den ersten Sieg seit 1960. Von nun an sollte Philadelphia eine Übermacht werden. Doch es kam anders.
Embed from Getty ImagesGute Ansätze, wenig Erfolge
Für 2018 sah alles gut aus, nachdem Wentz in Woche drei zurückkehrte und einen Sieg gegen die Colts errang. Der Draft verlief unspektakulär, da der Erstrunden, sowie der Drittrundenpick in Cleveland lag, jedoch sicherte man sich in der zweiten Runde Dallas Goedert (TE, 25). Man spielte eine solide Saison mit zwei unglücklichen Overtimeniederlagen und insgesamt sechs One-Posession Niederlagen, was zu einem 9-7-0 Rekord und dem zweiten Platz im Osten führte. In einem defensiven Wildcard Krimi mit verschossenem Field Goal besiegte man Chicago 16-15, in der Divisional Round gegen New Orleans kam allerdings das Playoff-Aus.
2019 investierte man in den Angriff, indem in der ersten Runde Andre Dillard (OT, 25) zu einer schon starken Offensive Line hinzugefügt wurde. Weiterhin wählte man mit Miles Sanders (23) den Runningback der Zukunft aus. In der Saison ging es mit selbem Rekord wie in 2018, aber schlechterer Division, zurück auf den ersten Platz. Nachdem man 5-7 startete, gewann man die vier Divisionduelle am Ende der Saison, um so mit starkem Momentum in die Playoffs zu marschieren. Dies hielt jedoch nicht an und man schied mit einer desaströsen offensiven Leistung gegen die Seahawks in der Wildcard aus.
Alles in allem spielte man soliden Football, aber in den wichtigen Momenten fehlte der letzte Funke. Erwähnenswert ist aber, dass man mit starken Verletzungsproblemen zu kämpfen hatte und vor allem auf Receiver und O-Line fehlten durchgehend Starter, was es für Wentz immer schwerer machte. Trotzdem sprachen seine Statistiken für ihn und er erhielt 2019 einen Vierjahresvertrag über 128 Millionen Dollar. In den drei Jahren passte er für 10400 Yards, 81 Touchdowns und nur 21 Interceptions.
Embed from Getty ImagesSaison 2020
Nach zwei guten Saisons in denen aber keine großen Ziele erreicht wurden, wollte man das Jahr 2020 anders gestalten. Man verpflichtete Javon Hargrave (DT, 27) für drei Jahre. Per Trade holte man Marquise Goodwin (WR, 30) um Wentzs Offense zu stärken und in einem weiteren großen Trade holte man Lockdown Corner Darius Slay (29) für einen Dritt, sowie einen Fünftrundenpick. Verstärkt ging man in den NFL-Draft um den Franchise Quartierback weiter zu unterstützen. Mit dem ersten Pick wählte man, in einem mit Receivern vollgespicktem Draft, TCUs Jalen Reagor (21) aus. Der Zweitrundenpick verlief etwas kurioser, als mit Jalen Hurts (22) ein Quarterback nach Philadelphia kam. Dies war, aufgrund Wentzs Verletzungshistorie, zwar teilweise verständlich, schadete dem Selbstvertrauen von Carson Wentz dennoch etwas.
Man ging geteilt mit den Cowboys als Favorit für den Divisiongewinn in die Saison. Anfangs funktionierte jedoch nicht viel. Man verlor die ersten beiden Spiele und schaffte nur ein Unentschieden gegen die Bengals, welche als eher schwaches Team galten. Einen Sieg errang man gegen die verletzungsgeschwächten 49ers. Die Übermachten aus der AFC North Pittsburgh und Baltimore fegten das Team aus Philadelphia jedoch aus der Arena. So fand man sich mit einem 1-4-1 Rekord ziemlich am Ende der NFC East, welche sich als nicht sehr starke Division herauskristallisierte, wieder. Dennoch stand man zwei Wochen später, nach zwei gewonnen Divisionsduellen gegen New York und Dallas, wieder als Topfavorit da. Das lag zwar zum Einen an den Siegen aber der Hauptgrund war ein Anderer. Die Quarterbacks der Cowboys Dak Prescott (27) und Andy Dalton (33) verletzten sich beide und auch der Washington Quarterback Dwayne Haskins (23) spielte nicht mehr, da sich die Vereinsführung gegen ihn entschieden hatte. Es wurden jedoch jegliche Prognosen enttäuscht und man verlor vier Spiele hintereinander. Mit 3-8-1 fand man sich auf dem dritten Platz der Division wieder und in der Vereinsführung treten viele Probleme auf. In Woche 14 änderte sich jedoch alles. Man ließ Rookie Jalen Hurts zum ersten Mal starten und er holte gegen den haushohen Favoriten aus New Orleans einen knappen 24-21 Sieg. Mit 167 Passing Yards, 56,7% Completion Percentage und einem Rating von 83.6, war er zwar kein Hauptfaktor, da das Running-Game und die Defense unglaublich stark waren, aber trotzdem war das für ein Debüt eine respektable Leistung.
Embed from Getty ImagesMan erlebt hier eine wahre Tragödie rund um Carson Wentz. Die Meinungen sind geteilt. Viele sagen, dass Wentz einer der schlechtesten Quarterbacks der Liga sei und der Hauptgrund für das Versagen der Eagles. Einige sehen in ihm jedoch nur eine Teilschuld und die größten Probleme im Coaching und im Talent um ihn herum. Nun ist es eine komplette Interpretationssache, da es Argumente für beide Seiten gibt und jeder seine Meinung so auslegen kann, dass sie sinnvoll wirkt. Fakt ist, dass in der Offense ein Fehler vorliegt und Carson Wentz auf jeden Fall nicht mehr auf dem Niveau von vor 1-3 Jahren ist. Er zeigte schon letztes Jahr, dass er mit geringer Unterstützung viel erreichen kann. Er passte für über 4000 Yards, ohne einen Receiver mit 500+ Yards zu haben, was sehr stark war. Dieses Jahr sehen die rohen Zahlen alles andere als gut aus. Bis er in Woche 13 gebenched wurde, vollbrachte er 2620 Yards, 16 Touchdowns, 15 Interceptions, 57,4% Completions und ein 72.8 Quarterback Rating. Jedoch hatte sein bester Receiver nur 467 Yards, was darauf zurückzuführen ist, dass er keine wirklich verlässlichen Passempfänger hat und weiterhin wurde er 50-mal gesacked, was die NFL mit 10 Abstand anführte. Klar ist, dass die Offense unter Verletzungen und fehlendem Talent leidet. Man kann nicht den siebtschlechtesten Angriff haben und erwarten in die Playoffs zu kommen. Das Playcalling muss sich ändern, es muss ein konstanter Receiver kommen und die offensive Line muss gesund werden. Viele werden Woche 14 als einziges Argument anführen um Wentz zu diskreditieren, aber man darf nicht vergessen, dass New Orleans mit einem Tight End als Quarterback gespielt hat, schon sicher in den Playoffs steht und Hurts nicht der Hauptgrund für den Sieg war. Weiterhin öffnete Pederson das Playbook viel weiter und versorgte Hurts mit Roll-Out Spielzügen, sowie kreativen Tricks, von denen Wentz in seinen Wochen nicht viele gesehen hat. Der Härtetest für Jalen Hurts wird erst in den nächsten Wochen kommen, in denen sich endgültig zeigen wird ob Wentz das Problem war oder doch nicht.
Das Restprogramm der Eagles ist mit Arizona, Dallas und Washington nicht leicht und vor allem wenn man zwei Spiele hinter Washington steht, sollte man die Hoffnungen niedrig halten.
Embed from Getty ImagesAusblick auf die Zukunft
Die Zukunft der Eagles, ist wie bei vielen Teams vom Quarterback abhängig. Sollte Jalen Hurts in den nächsten drei Wochen weiterhin auf einem hohem Niveau spielen, ist dieses Problem gelöst, andernfalls muss ein neuer Quarterback her oder man löst Probleme an anderen Stellen. Im Moment hat man einen sehr guten Draft-Pick, der in einen wahren Nummer 1 Receiver gesteckt werden kann oder in einen Offensive Lineman. Auf dem Papier ist die Line zwar gut, aber da sich Verletzungen, öfter als normal anschleichen, ist Depth eine gute Sache. Die Verteidigung spielt solide und besser als der Rekord es preisgibt. Wenn man natürlich konstante Rückstände, aufgrund fehlender Punkte aufholen muss, erleichtert das einer Defense auch nichts.
Alles in allem ist die Richtung der Eagles seit letztem Jahr angsteinflößend. Vor allem der Verlust von Offense-Coordinator Frank Reich (59) war ein herber Schlag für die Offense und speziell für Wentz, welcher in dem formationsreichen, ausgeklügelten Angriff seinen besten Football spielte. Das einzige Trostpflaster der Eagles ist vermutlich die leichte Division. Die NFC East ist ein Tiefpunkt, wie es ihn lange nicht gegeben hat. Die Redskins gaben ihren Quarterback Dwayne Haskins auf und brauchen somit eine neue offensive Zukunft. Mit ihrer jungen Defense setzen sie jedoch unglaubliche Maßstäbe und besiegen Top-Teams. Die Giants haben mit Daniel Jones vermutlich für die nächste Zeit den richtigen Spielmacher, wobei der diesjährige Erfolg vor allem der Verteidigung zuzuschreiben ist. Die Cowboys sollten einem eigentlich am meisten Angst machen, da ihre Spielerstärke schon fast auf SuperBowl-Contender-Niveau steht. Jedoch passiert jedes Jahr irgendetwas, was die Saison zerstörte (Dieses Jahr die Prescott Verletzung) oder sie in den Playoffs schnell eliminierte. Die Zukunft in Philadelphia bleibt also weiter ungewiss und als Eagles Fan sollte man hoffen, dass Hurts entweder einschlägt oder jemand im Front Office ausgewechselt wird.
Embed from Getty Images