Philadelphia Eagles – Wo Ist Die Dynastie Geblieben?
PHILADELPHIA EAGLES – WO IST DIE DYNASTIE GEBLIEBEN?
„Die Wachablösung der New England Patriots!“, „Der Beginn einer neuen Dynastie“, was wurde nicht alles über die Philadelphia Eagles nach dem überraschenden Super Bowl Sieg vor knapp 656 Tagen geschrieben. Man Outcoached und Outplayed die Besten der Besten. Mit 41 – 33 ging man als Sieger hervor. Die Revanche bekam man letztlich am vergangenen Sonntag zu spüren. Vor heimischen Publikum verlor man mit 17 – 10. Generell tut sich Philadelphia schwer die einstigen Lobeshymnen zu bestätigen. Auch wenn die Franchise bedauernswerterweise für die übertriebenen Medien nichts kann.
Die Lorbeeren
Obwohl man als ganz großer Außenseiter bei der 52. Auflage des Super Bowls galt, gewann man am Ende die Vince Lombardi Trophäe. Ein Kunststück, welches mit dem damaligen Back-Up Quarterback Nick Foles (30, QB) zustande kam. Das der Etatmäßige Quarterback Carson Wentz (26, QB) die Playoffs aufgrund einer Verletzung verpasste ist natürlich bitter, aber auch ein Grund des Hypes gewesen. Wentz spielte 2017 auf M.V.P. Niveau, ehe ein Kreuzbandriss seine Saison vorzeitig beendete. Das man trotz des Ausfalls des Spielmachers konkurrenzfähig blieb und es sogar ins größte Spiel des Sports schaffte, lag an Head Coach Doug Pederson (51). Dieser schaffte es kurzfristig seinen Offensivspielplan auf den Back-Up Foles zu zuschneiden. Sodass dieser zur Höchstform auflief.
Nach dem Erfolg gab es natürlich einige, die dem Head Coach für etwas ganz besonderes hielten. Jemand, der es so kurzfristig schafft sein System umzustellen und vor allem ein Bill Belichick Team mit 41 Punkten im Super Bowl nach Hause schickt, der ist zu höherem bestimmt. Noch dazu hatte man ja einen M.V.P.-Level Quarterback der zurückkommen wird. So liesen sich eben nicht wenige zu Kommentaren, wie in der Einleitung beschrieben, hinreisen. Schon damals konnte ich dieser Euphorie nur wenig abgewinnen. Für die Franchise war der Super Bowl Gewinn ein wahrgewordener Traum. Ein Titel, nach dem man Jahrzehnte lang lechzte. In der Art und Weis absolut hochverdient und dann auch noch gegen die Pats. Es war für Philadelphia ein perfekter Titelgewinn. Dem Ganzen gebührt Ehre und Anerkennung! Aber nun zu den Punkten, warum ich nicht auf den Zug aufgesprungen bin, dass Philadelphia eine neue Dynastie werden wird.
Carson Wentz
Für viele war das Fehlen von Carson Wentz beim Super Bowl Triumph einer der Hauptgründe, um auf den Hypetrain aufzuspringen. Wenn ein Spieler, welcher sicherlich M.V.P. geworden wäre, oder zumindest das Niveau hatte, in den Playoffs fehlt und man trotzdem den Titel holt, dann fragt man sich was passiert wäre, wenn dieser gespielt hätte. Das war genau der Grund für mich, an das Gegenteil zu glauben. Nun, man darf dabei folgendes nicht vergessen, Wentz war zum Zeitpunkt seiner Top-Saison 25 Jahre alt. Es war generell erst sein zweites Jahr in der NFL. Wir kennen doch alle viele Beispiele, in denen Spieler zu einem außergewöhnlichen Jahr in der Lage sind und daran nicht mehr gänzlich anknüpfen konnten. Zum Beispiel: Darek Carr (28, QB, Raiders) 2016. Bislang hat Carr seine ebenfalls damals M.V.P. verdächtige Saison nicht mehr bestätigen können.
Zurück zum Eagles Spielmacher. Wentz hat beim Super Bowl Triumph nicht gefehlt, wegen einem blauen Fleck. Jeder der schon einmal einen Kreuzbandriss hatte, weiß was dies für einen Sportler bedeutet. Der Strippenzieher musste einen sehr langen und harten Weg auf sich nehmen, um nach der schweren Verletzung wieder zurück zu kommen. Nicht jeder schaffte es nach einer solchen Verletzung auf das Top-Niveau zurück. In Washington erinnert man sich noch heute an Robert Griffin III (29, QB, Ravens). Wer? Genau! Aktuell Back-Up von Lamar Jackson (22, QB) bei den Ravens.
Nicht falsch verstehen, Wentz hat seit seinem Comeback seine Sache sehr gut gemacht. Letzte Saison lag sein Quarterback Rating sogar noch über jenem der M.V.P. verdächtigen Saison von 2017. Dennoch verpasste er erneut die Postseason aufgrund einer Verletzung an der Wirbelsäule. Es scheint wie verhext für den Mann under Center, aber auch das gehört zum Sport dazu. Auch Aaron Rodgers (35, QB, Packers) verpasste zuletzt häufig die Playoffs aufgrund von Verletzungen. Am Ende bleibt dann immer die Frage: Was wäre gewesen wenn? Es lassen sich also schon zu Beginn der noch jungen Karriere vom wichtigsten Spieler der Eagles Franchise, Verletzungssorgen nicht wegreden. Nach aktuellem Stand war meine Sorge bzgl. Wentz bislang nicht verkehrt gewesen. Auch wenn der Junge ein sympathischer und toller Spieler ist, behielt ich bislang wohl recht, angesichts meiner Skepsis gegenüber seiner Gesundheit bzw. Verletzung zur damaligen Zeit.
Siegergen
Um eine Dynastie aufbauen zu können benötigt man etwas unbezahlbares. Nicht einfach nur eine Siegermentalität, sondern ein Siegergen. Ein Gen, welches die Spieler in sich tragen. Gerade bei einer Franchise wie die Philadelphia Eagles, die in der Vergangenheit nicht für ihre Erfolge bekannt war, benötigt man etwas ganz spezielles, um so etwas einzuhauchen. Man braucht mehrere verschiedene Komponenten um ein solches Gefühl zu erzeugen. Alles kann mit einer inspirierenden Person anfangen. Am wichtigsten ist jedoch der Glaube. Der Glaube an sich selbst, das Team und die Fähigkeit etwas bewirken zu können, wenn alle Anderen zweifeln. So etwas findet man nicht im Supermarkt an der Ecke. Die Eagles konnten 2017 auf ein Jahr zurückblicken, in dem alles gelang und perfekt endete. Das es mit dem Erfolg klappte, verdankten sie auch dem Glauben. Das Team erzeugte ein Gefühl alles erreichen zu können. Getragen von dieser Welle der Hoffnung und des Glaubens, schaffte man das Unmögliche.
Als man dann aber mit einem kleinen Hangover in die Saison startete, fand man sich ganz schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen wieder. Auch nach einem Super-Bowl-Erfolg ist ein Hangover nichts neues. Als Champion erlebt man die Offseason anders als im Jahr zuvor. Auch die New England Patriots erlebten nach ihrem ähnlich überraschenden Super Bowl Sieg 2001, nur eine Saison später einen kleinen Hangover. Mit 9 – 7 – 0 verpassten die Pats sogar die Playoffs während Philly mit der selben Bilanz es gerade so in die Postseason schaffte. Damals endete sie gegen die New Orleans Saints in der Divisional Round. Der Bandwagon war zunächst etwas getrübt, hatte man mit der erneuten Verletzung von Wentz und Foles zurück im Fokus doch ähnliche Parallelen wie ein Jahr zuvor. Die Welle und der Glaube an den Sieg war diesmal nicht mehr ganz so gegeben wie es noch ein Jahr zuvor war. Die Siegermentalität hatte damals seine Grenzen. Wer also glaubt es reiche ein Super Bowl Sieg, der vergisst wie wichtig dieses Siegergen ist. Speziell an Tagen, wo nicht alles glatt läuft, ist mehr nötig als nur die sportliche Fähigkeit!
Bestätigung Steht noch Aus
Nach der jüngsten Niederlage und der derzeitigen Bilanz von 5 – 5 – 0 sind sicherlich die meisten vom Glauben an die Eagles Dynastie abgerückt. Eine gewisse Bestätigung steht in meinen Augen trotzdem noch aus. Letzte Saison schaffte man es mit ach und krach in die Playoffs. Damals wieder mit ihrem Back-Up Saint Nick im Zentrum. Dieses Jahr möchten viele dann endlich mal Carson Wentz in der Postseason in Aktion sehen. Im Team sehe ich genügend Potenzial um in den kommenden Jahren weiterhin um die Playoffs mit zu spielen. Auch wenn ein Titelgewinn kein muss ist, sehe ich es trotzdem als gegeben an, dass Philly zumindest einen Teil der Lorbeeren in Form einer erneuten Playoffteilnahme zurückzahlt.
Wentz spielt eine gute, aber keine überragende Saison. Auch andere Mannschaftsteile werfen doch deutliche Fragen auf. Dies kann man natürlich auch auf so einige Verletzungen zurückführen. Fünf Niederlagen sind aber, egal wie man es dreht oder wendet, zu viel. Man hat Glück, in der aktuell ganz schwachen NFC East beheimatet zu sein. Die Dallas Cowboys liegen mit einer Bilanz von „nur“ 6 – 4 – 0 in unmittelbarer Schlagdistanz. Somit lässt das bisherige Unvermögen der anderen Teams auf einen erneuten Playoff-Platz hoffen. Eine Steigerung darf es dann aber trotzdem sein. Man hat es noch selbst in der Hand, aber dazu muss das Passspiel in der Offensive deutlich effizienter werden. In der Defensive dagegen muss man beim Verteidigen der gegnerischen Pässe zulegen. Mit 23.0 Punkte im Schnitt gehört die Verteidigung nur zum Mittelmaß. Es hinkt also 2019 noch etwas bei den Eagles. Die übertriebenen Kommentare von 2017 können wir mittlerweile, so denke ich, ad acta legen. Trotzdem würde ich mich über eine erneute Playoff-Teilnahme der Raubvögel freuen, um so mancher ungeschlagenen Kritik einer „Eintagsfliege“ vorzubeugen.
