Tampa Bay Buccaneers – Das Ende
TAMPA BAY BUCCANEERS – DAS ENDE
Zum erst vierten Mal in seiner langen Karriere musste Tom Brady (45, QB, Buccaneers) sich bereits im ersten Playoff-Spiel geschlagen geben. Seine Tampa Bay Buccaneers verloren völlig zu Recht mit 31 – 14 in der Wild Card Round gegen die Dallas Cowboys! Die Niederlage war keine Überraschung und deutet auf das Ende einer kurzen Cinderella-Story hin. Vor der Franchise und dem G.O.A.T. stehen nun sehr wichtige Entscheidungen.
DAS ENDE DER CINDERELLA-STORY?
Als Tom Brady 2020 seiner langjährigen Heimat in New England den Rücken kehrte, folgte ein kaum zu erahnendes Medienecho. Bis dato undenkbar, war der Wechsel des Gesichts der NFL gewesen. Seine neue Heimat Tampa Bay in Florida war nicht nur für sein heißes Wetter bekannt, sondern auch für seine vielen Jahre der Erfolglosigkeit. Seit dem einzigen Super Bowl Triumph 2002, schaffte man es gerade zwei Mal in die Playoffs. Ein Wechsel zu den Bucs kam daher für viele überraschend. Nicht jedoch für uns! So konnte Tampa Bay mit einer starken individuellen Offensive aufwarten. Das Team hatte in Mike Evans (29, WR) und Chris Godwin (26, WR) zwei der besten Receiver der Liga in ihren Reihen. Es war klar, dass der Spielmacher aus diesen beiden sehr viel mehr herausholen kann, als die meisten Passgeber. Mit der Verpflichtung von Brady wurde man auf Anhieb zum Titelanwärter. Unverblümt konnte man anhand der Roster-Moves der letzten Jahre erkennen, dass das Team „All In“ geht. Jetzt gewinnen oder gar nicht. Genauso präsentierte man sich in den letzten drei Jahre mit seinem Quarterback.
Diese Denkweise brachte dem Team auch bereits im ersten Jahr mit Brady den zweiten Super Bowl ein. Das Team bestehend aus überwiegend immer noch hungrigen Veteranen, die meist nur Ein-Jahres-Verträge erhielten, schaffte es die PS auf die Straße zu bringen. Bruce Arians (70) erwies sich als kooperativer Head Coach, welcher auch Tom Brady viele Freiheiten in seinem Offensivspiel lies. Häufig hatte es den Anschein, als entscheidet der wichtigste Mann der Offensive die Plays. Für Arians war dies kein Problem. Nach anfänglichem eingrooven war das Team erfolgreich und gewann schließlich den Titel. In der Folgesaison spielte man dann zeitweise sogar noch besser, musste aber in den Playoffs dem späteren Champion Los Angeles Rams weichen. Knapp verlor man in der Division Round mit 30 – 27. Dieses Jahr hatten wir jedoch, dass Gefühl, dass Tampa Bay so langsam aber sicher den Preis für seine Strategie zahlt. Die Alt-Stars konnten nicht mehr ihre Leistung bringen, wie es in den Jahren zuvor der Fall war. Der Wechsel auf der Head Coach Position zum vorherigen Defensive Coordinator Todd Bowles (59) hat Veränderungen mit sich gebracht. Veränderungen jedoch nicht zum Besseren!
Embed from Getty ImagesDie Art und Weise wie man gegen Dallas verlor, ist ein Spiegelbild des Saisonverlaufs. Das Team schaffte es trotz Brady, Evans und Godwin kaum ihr Potenzial auszuspielen. Auch die Defensive konnte bei weitem nicht abrufen, was sie in den Jahren zuvor so überragend tat. Grandiose Defensivleistungen, haben Bowles überhaupt erst zum Nachfolger von Arians werden lassen. Nun fehlte aber ein wichtiger Grundstein der vergangenen Jahre. Eine individuell herausragende Offensive und eine verlässliche Defensive waren kaum vorhanden. Weder war die Defensive verlässlich, noch die Offensive herausragend. Individuell stark, ja, aber kein wirkliches Konzept. Letztlich musste man Lehrgeld für die Veteranen zahlen, die zu selten an alte Tage heranreichen konnten. Diese fangen bei Brady an und enden mit Julio Jones (33, WR). Kaum ein Team hat mehr 30+ Spieler in ihren Reihen als die Bucs. Auf der Suche nach dem ersehnten Titel, kurz vor der Rente, kann dies erfolgreich sein, aber macht es nicht einfach, wenn die Spieler nicht mehr auf dem gewohnten Niveau agieren. Durch das frühe Ausscheiden wird nun voraussichtlich ein großer Umbruch kommen und womöglich auch das Ende der Brady-Ära in Florida.
ERFOLG ODER MISSERFOLG?
Rückblickend auf die letzten drei Jahre kann man sagen, dass die „All-In-Strategie“ rund um Brady trotzdem Früchte getragen hat. Am Ende steht ein Super Bowl Triumph, zwei NFC South Titel und eine Bilanz von 37-20-0 zu buche. Die Hälfte der Niederlagen kamen allerdings alleine in dieser Saison! Freilich muss man auch sagen, dass es für den Strippenzieher zuletzt nicht so einfach war. Mit 45 lässt man zwangsläufig auch mal Federn. Es gab immer wieder in der Spielzeit Situationen, wo man einfach merkte, dass die Präzision nicht mehr so vorhanden war, wie in den Jahren zuvor. Davon gab es in der Wild Card Round genügend Beispiele. Ein gutes Coaching-Team versteht aber auch gewisse Schwächen zu verstecken, wenngleich man aber auch hier nichts schön reden darf.
Trotzdem möchte ich die O-Line in die Schussbahn bringen. Zwar steht Brady bei nur 22 Sacks, was angesichts seiner Passversuche ein Top-Wert ist, aber das liegt auch nur daran, dass der Spielmacher über die vergangenen Jahre das „wegwerfen“ der Bälle perfektioniert hat. So geriet er öfter unter Druck als ihm lieb war. Seine Kollegen konnten sich in der verbleibenden Zeit nicht freilaufen, was dann zu einem Pass ins Nirvana oder gezielt auf den Boden führte. Eine Incompletion ist defacto immer noch besser, als ein Sack. Das er die Saison mit einer Passquote von ordentlichen 66,8 % beenden konnte, lag vor allem an den vielen kurzen Pässe. Chris Godwin sammelte hier mit 105 Receptions einen neuen Karriere-Bestwert. Der Mann im Slot blieb zu häufig die einzige Option, um zumindest ein paar Yards gut zu machen. Das spiegelt nämlich auch Godwins Wert an Yards auf Receptions gerechnet. Im Schnitt führte jede Receptions zu 9,8 Yards. Sein bisher niedrigster Karriere-Wert.
Embed from Getty ImagesIrgendwie hatte man das Gefühl, dass bei jedem Leistungsträger es irgendwo hakte. So hatte auch Mike Evans seine Probleme. Zwar knackte der Starspieler bereits zum neunten (!!!) Mal in Folge die magische 1.000 Yard-Marke, jedoch fiel seine Produktion in der Endzone gehörig ab. Im Vergleich zum Vorjahr schaffte er mit sechs TD’s nicht mal die Hälfte. Seit Brady sein Passgeber wurde, sammelte er in den ersten beiden Spielzeiten insgesamt 27 TD’s! Die fehlende Effektivität in der Red Zone zog sich wie ein roter Faden durch die Spielzeit. Anstatt mit breiter Brust den Ton anzugeben, musste man zu häufig notgedrungen Field Goals kicken oder ging sogar punktlos vom Feld. Auf der Tight End Position hatte man kaum etwas aufzubieten. Hier existierte über weite Strecken keine adäquate Anspielstation. Problematisch wurde auch das nicht vorhandene Laufspiel der Bucs. Ohne Laufspiel ist man leichter auszurechnen und macht das eigene Offensivspiel eindimensional. Hier fand Bowles über den gesamten Verlauf der 18 Spiele, kein Rezept einen funktionierenden Plan zu etablieren. Kein Team in der gesamten Liga bot eine schlechtere Leistung in dieser Sparte als die Buccaneers! Für ein Team mit einem 45 jährigen Quarterback, suboptimal.
WIE GEHT ES WEITER?
Aktuell habe ich das Gefühl, es ist an der Zeit sich in Tampa Bay wieder zu verändern. Allerdings bezweifle ich, dass es das für Tom Brady in der NFL gewesen ist. Eine Rückkehr zu den Buccaneers kann ich mir nur vorstellen, wenn die Franchise weiterhin gewillt ist, die gleiche Strategie wie zuletzt zu fahren. Davon gehe ich aktuell jedoch nicht aus. Letztlich läuft der Vertrag des besten Football Spielers aller Zeiten aus und seine Leistungen in dieser Saison geben das Gefühl, als wollen die Buccaneers nicht um jeden Preis verlängern. Was wäre andererseits die Alternative? Hier müsste man sich entweder im Draft umschauen oder auf dem Free Agent Markt. Ein „Blockbuster-Trade“ für einen Quarterback halte ich für eher unwahrscheinlich und wäre dann wohl lediglich den Finanzen geschuldet. Man hat wenig Material zum Tauschen und auf Evans oder Godwin möchte man eigentlich ungern verzichten. Zumal beide nun für mehrere Jahre an die Franchise gebunden sind und unabhängig davon, beide Skillplayer wertvoller um Spieler nach Florida zu locken. Mit Blick auf die Gehaltsobergrenze, könnte aber tatsächlich ein Deal in dem einer der beiden involviert ist gar notwendig werden.
In der kommenden Spielzeit müssen die Bucs fast $55.000.000 Raum schaffen, um innerhalb des Salary Cap zu liegen. Das wird eine schwere Aufgabe und nachdem jeder der beiden Receiver mit über $20.000.000 auf der Rechnung steht, wird ein Trade womöglich doch eine realistische Option. Als erstes muss jedoch die Personalie Tom Brady geklärt werden. Wird der Megastar womöglich nun doch seine Schuhe an den Nagel hängen oder nochmals ein Abenteuer wagen? Die letzte Saison wird an den ehrgeizigen Star nagen. Ich möchte hier auch gar nicht über seine private Situation und die Scheidung vom Supermodel Gisele Bündchen (42) spekulieren. Ob dies Auswirkungen hat oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Sportlich gesehen rate ich Brady davon ab, eine neue Herausforderungen bei einem „fremden“ Arbeitgeber zu suchen. Für mich gestalten sich hier lediglich drei sinnvolle Optionen. Die eine ist, endgültig aufzuhören. Er wird erhobenen Hauptes als der G.O.A.T. in die Geschichte eingehen. Als zweite Option erscheint ein Verbleib bei den Buccaneers. Allerdings nur unter der bereits erwähnten Strategie und als tatsächlich nicht ganz abwegige und sicherlich die romantischste Option, eine Rückkehr zu den New England Patriots! Die Franchise hat Offensive Probleme und junge talentierte Quarterbacks, die vom Altstar viel lernen könnten. Sie bieten ein gewohntes Umfeld, mit einer guten Defensive und natürlich dem besten Head Coach aller Zeiten! Hier könnte er vielleicht tatsächlich noch mal einen Weg finden, um sich ordnungsgemäß zur Ruhe zu setzen. Vielleicht verfalle ich aber auch gerade einfach nur einem nostalgischen Traum.
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