Washington Commanders – Gebeutelt Aber Auf Kurs
WASHINGTON COMMANDERS – GEBEUTELT ABER AUF KURS
Nach zwei Übergangsjahre als Washington Football Team, hat man sich nun endlich auf einen neuen Teamnamen festlegen können. Seit diesem Jahr sind die Washington Commanders am Start! Nach jahrzehntelangen Forderungen von Aktivisten, Sponsoren und Medien wurde der frühere Teamname wegen Rassismus und Stigmatisierung abgelegt. Auch wenn dies den Verkauf an Fanartikel angekurbelt hat und viele sich aufgrund des neuen Namens und Logos neu einkleiden, wird es sicherlich noch Jahrzehnte dauern bis der alte Name und das Logo vollends verschwunden sind. Sportlich gesehen hatte die Neuernennung oder Neuerfindung des Namens keine Auswirkungen. Das Team kann allerdings froh sein, einen der besten Head Coaches der Liga zu haben. Momentan ist das Team nämlich durchaus gebeutelt und trotzdem weiter auf Kurs!
RIVERA-EFFEKT
Als man Ron Rivera (60) zum Head Coach 2020 ernannte, hatte man sicherlich gehofft, dass er dem Team nicht nur beim Rebuild hilft, sondern auch das ein oder andere Mehr aus so manchen Spieler herauskitzelt. Dies lässt sich nun auch wieder in seiner dritten Saison in der Hauptstadt beobachten. Das Team, aktuell von Verletzungen gebeutelt, spielt mal wieder über den eigenen Verhältnissen. Schon in seinem ersten Jahr konnte man erkennen, dass die Richtung stimmt. Rivera hatte damals das Team von einer katastrophalen 3 – 13 – 0 Saison zum besten Team der NFC East verbessert! Auch wenn in der Wild Card Runde Schluss war. Das man es überhaupt in die Playoffs schaffte, darf man als ganz großen Erfolg verbuchen. Im Folgejahr reichte es zwar nicht erneut für die Playoffs, aber da man sich im Umbau befand, waren die sieben Siege in Ordnung. Auch in dieser Spielzeit überrascht das Team mit unerwarteten Leistungen! Obwohl man verletzungsbedingt auf viel Stammpersonal verzichten muss, kann man bei den anderen Teams mithalten. So steht man im Vorfeld der zehnten Woche bei einer guten 4 – 5 – 0 Bilanz.
Vergangenes Wochenende verlor man kurz vor Schluss nur knapp mit 17 – 20 gegen die Minnesota Vikings (7 – 1 – 0). Außerdem kamen zwei der Niederlagen gegen die wiedererstarkten Dallas Cowboys (6 – 2 – 0) und noch ungeschlagenen Philadelphia Eagles (8 – 0 – 0) zustande! Also allesamt Teams wo man auch mal verlieren darf! Es wirkt trotzdem so, dass die Commanders stets gut vorbereitet in ein Spiel gehen. Die Defense macht, vor allem gegen den Lauf, einen soliden Job. Zwar hinkt noch die Offensive noch etwas, aber dies ist angesichts der Verletzungen auch wenig verwunderlich. Quarterback Carson Wentz (29) muss wegen einem gebrochenen Finger passen. Die Allround-Waffe J.D. McKissic (29, RB) fehlt ebenfalls. Selbiges gilt für Tyler Larsen (31, C), Jahan Dotson (22, WR) und Logan Thomas (31, TE). Die letzten beiden fehlen gerade für die Tiefe im Kader. Larsen ist hingegangen ein noch größerer Verlust. Der Center ist bereits der Back-Up vom Back-Up! Eigentlich ist Chase Roullier (29, C) der wichtigste Mann der O-Line und wird voraussichtlich die gesamte Saison ausfallen. Nach dem er sich bereits früh in der Saison am Knie verletzt hat, musste er sich einer notwendigen OP unterziehen. Das Jahr scheint somit gelaufen.
Embed from Getty ImagesAls wären diese Schläge nicht schon schwer genug, hat es auch noch Wes Schweitzer (29, RG) erwischt. Eigentlich der Starting Right Guard der O-Line, sprang er zunächst als Ersatz-Center für Roullier ein. Doch nachdem auch er sich verletzte, musste letztlich Larsen übernehmen. Wann Schweitzer wieder zurückkehren wird, ist aktuell noch nicht klar. Man rechnet wohl in den kommenden Wochen mit einem Comeback, ein genauer Zeitpunkt steht jedoch noch nicht fest. Warum ich nun so detailliert von den Verletzungen, speziell in der O-Line berichte? Weil es mal wieder zeigt, wie Rivera sein Team vorbereitet. Quarterback Taylor Heinicke (29) ist bekannt dafür, auch mal überhastete oder unkluge Entscheidungen zu treffen. Hinter einer O-Line, die aufgrund der Verletzungen, mit die meisten Sacks und Drucksituationen in der Liga zulässt, schlägt er sich aktuell recht ordentlich. Es wirkt so, als wisse der Spieler was ihm erwartet und dementsprechend reagiert er. Lieber wirft er den Ball weg oder zum Screen Pass, anstatt unnötig unter Druck zu geraten. Schnelle Plays um den Ball zügig wieder los zu werden sind also häufig zu sehen.
UMBAU MUSS ABGESCHLOSSEN WERDEN
Es gibt also Gründe warum die Offensive der Commanders aktuell noch recht stottert. Umso besser ist natürlich die Tatsache, dass die Defensive momentan sehr verlässlich agiert und somit das Team weiterhin im Rennen um die begehrten Playoff-Plätze hält. Man muss allerdings auch sagen, dass Rivera in der kommenden Saison bei all dem Lob, vor einer wegweißenden Spielzeit stehen wird. Der Umbau des Teams, welchen er begonnen hat, muss abgeschlossen werden. Wichtige Entscheidungen gilt es zu treffen. Möchte man weiterhin auf den verletzungsanfälligen und bisher noch nicht ganz überzeugenden Carson Wentz setzen? Gibt man vielleicht sogar Heinicke, dessen Vertrag ausläuft, die Chance weiterhin als Strippenzieher zu agieren? Oder wird man in der Offseason auf dem Markt oder gar im Draft tätig? Um wirklich den nächsten Schritt machen zu können, benötigt man auch in der Offensive mal einen Skillplayer der mit seinem Talent herausragt. Hier hat man einige gute und solide Spieler aber eben (noch) keinen wahrhaften Starplayer!
Alle bewegen sich auf einem ähnlichen Niveau. Einzig Wide Out Terry McLaurin (27) ragt hier heraus. Mit seiner Schnelligkeit avancierte McLaurin immer mehr zu einem Deep Threat! In den vorherigen beiden Spielzeiten sammelte er jeweils mehr als die magischen 1.000 Yards! Auch dieses Jahr ist er wieder auf Kurs diese anerkennende Grenze zu übertreffen! Damit würde er sich endgültig zu den besten seiner Zunft mausern und könnte der geforderte Starspieler sein. Die Offensive um einen solchen Spieler dann aufzubauen macht natürlich Sinn. Mit Blick auf seinem Alter ist er auch in einer guten Phase seiner Karriere Verantwortung zu übernehmen und das Aushängeschild zu werden. Trotzdem benötigt es mehr als einen Mann um erfolgreich zu sein. Das wirft den Blick auf sein Co-Cast. Allerdings stellt man auch hier fest, dass es da noch weitere Optionen für die Zukunft gibt. Curtis Samuel (26, WR) und Antonio Gibson (24, RB) haben beide großes Potenzial gezeigt. Nehmen diese beiden die gewünschte Entwicklung, kann man durchaus für ordentlich „Schaden“ sorgen. Das führt uns allerdings zu der eingangs gestellten Frage rund um den Strippenzieher. Haben diese jungen Spieler einen Leader, der sie und das gesamte Team besser macht, sieht es wirklich gut für die Franchise aus, aber das ist in meinen Augen die größte Frage.
Embed from Getty ImagesWas können wir also für 2022 noch erwarten? Aktuell muss man angesichts des Kaders und den vielen Verletzten zufrieden sein. Rivera holt in meinen Augen schon das Maximale heraus. Allerdings halte ich es für kaum möglich, in dieser äußerst starken NFC East, einen Weg in die Playoffs zu finden. Schaffen die Commanders mehr Siege als letztes Jahr, wäre das in meinen Augen ein weiterer Beweis für die gute Entwicklung. Danach stehen für die kommende Spielzeit wichtige Entscheidungen an. Gut für das Team ist, dass die meisten Spieler unter Vertrag bleiben und man voraussichtlich trotzdem etwas Spielraum zur Gehaltsobergrenze hat. Dies könnte durchaus zu ein paar ordentliche Verstärkungen in den Kader führen. Der Vorteil ist auch hier, dass ihr Head Coach einen gewissen Ruf hat und dieser ist alles andere als negativ. In Verbindung mit einer angemessenen Zahlung und dem Potenzial des jungen Teams, könnte dies durchaus das Team beflügeln. Man befindet sich also weiterhin auf Kurs, mit durchaus lukrativen Optionen in der Zukunft.
