Washington Redskins – Die Hauptstadt Des Mittelmaßes
WASHINGTON REDSKINS – DIE HAUPTSTADT DES MITTELMASSES
Mit einem 0 – 2 – 0 zu starten ist nie schön für eine Franchise. Trotzdem gibt es hier noch große Unterschiede zwischen den verschiedenen Teams. Wer es mit den Washington Redskins hält, dürfte nicht übermäßig überrascht sein. Nicht nur, dass sich die Redskins seit Jahren im Mittelmaß befinden, es scheint schon fast so, als sei Washington nicht nur allein die Hauptstadt der USA. Schaut man sich mal die durchschnittlichen Spielzeiten der Redskins an, dann ist man ja fast die Hauptstadt des Mittelmaßes. Selten reicht es für die Playoffs aber auch mind. genauso selten sind ganz schwache Spielzeiten mit weniger als fünf Siegen der Fall. Schlicht und einfach Mittelmaß!
Kaum Himmel Und Noch Weniger Hölle
Bei den Washington Redskins gibt es wenig Extreme. Während sich bei anderen Teams zwei Spielzeiten oftmals zwischen Himmel und Hölle bewegen, ist dies bei den Skins nicht so häufig der Fall. So schaffte man es in den vergangenen 20 Spielzeiten ohnehin nur vier mal in die Playoffs. Spielzeiten mit weniger als 5 Siegen beendete man aber auch nur drei mal. Ansonsten liegt man halt irgendwo dazwischen. Im gesunden Mittelmaß der Liga also. In dieser Spane von 20 Spielzeiten lautet die Bilanz 119 – 174 – 1. Das heißt im Schnitt hatte man eine 5,95 – 8,7 – 0,05 Bilanz! Das ist zwar schon hinteres Mittelmaß aber eben auch wieder nicht mehr oder weniger.
Sinnbildlich hierfür steht Head Coach Jay Gruden (52). Der jüngere Bruder von Oakland Raiders Head Coach Jon Gruden (56) befindet sich in seiner 6. Saison in der Hauptstadt. In dieser Zeit schaffte man es ein mal in die Playoffs, verlor aber prompt in der Wild Card Round. In einer klaren Angelegenheit unterlag man damals den Green Bay Packers mit 35 – 18. Ansonsten liest sich die Bilanz Grudens ähnlich wie jene der letzten 20 Jahre:
Spiele | Siege | Niederlagen | Unentschieden | Siegquote |
---|---|---|---|---|
82 | 35 | 46 | 1 | 43 % |
Auf Der Suche Nach Dem Sieger-gen
Die richtig erfolgreichen Zeiten der Redskins liegen schon eine ganze Weile zurück. Unter Head Coach Joe Gibbs (78, HOF) durchlebte die Franchise seine mit abstand erfolgreichste Zeit. Als Gibbs 1981 übernahm, befand man sich in einer ähnlichen Situation. Zwar hatte man auch Anfang der 70er eine Phase von Playoff-Teilnahmen aber konnte sich nie die ganz große Krone aufsetzen. Dies änderte sich mit Gibbs. Er lies nach seiner Spielphilosophie spielen und hatte damit auf anhieb erfolg. In seinem zweiten Jahr holte er den Super Bowl zum ersten Mal in die Hauptstadt der Vereinigten Staaten. Quarterback Joe Theismann (70) spielte dabei eine entscheidende Rolle. Als Super Bowl M.V.P. wurde jedoch John Riggins (70, FB, HOF) ausgezeichnet. Riggins gilt noch heute als wohl der beste Fullback aller Zeiten. Auch wenn man bedenken muss, dass damals die Fullbacks noch gänzlich anders eingesetzt wurden als heutzutage.
Mit diesem ersten Super Bowl Triumph war der Siegeszug von Joe Gibbs jedoch noch nicht beendet. Am Ende seiner ersten Amtszeit 1992 standen drei Super Bowl Siege bei vier Super Bowl Teilnahmen auf sein Konto. In D.C. wird Gibbs daher noch heute wie ein Heiliger verehrt. Als in den 90ern die Erfolge ausblieben, war es wenig überraschend, dass die Franchise alles dafür tat um den Heilsbringer aus seinem Ruhestand zurück zu bewegen. Letztlich gab die Übungsleiter Legende nach. Gibbs übernahm aus seinem Ruhestand heraus nochmals das Kommando. Von 2004 bis einschließlich der Saison 2007 kehrte er an alter Wirkungsstätte an den Spielfeldrand zurück. Zwar konnte er sein Team noch zwei mal in die Playoffs führen, für einen erneuten Super Bowl Triumph reichte es allerdings nicht.
Man kann also guten Gewissens sagen, dass seid jener Zeit die Franchise auf der Suche nach dem Sieger-Gen ist. Doch es hat auch den Anschein, als weis man wo derzeit sein Platz ist. Es gibt wohl kaum eine Hauptstadt wo man so geduldig mit seinen Teams umgeht wie in Washington. So hat man nie das Gefühl, als säßen die Verantwortlichen stets auf einem heißen Stuhl. So gab es in den letzten 15 Jahren nur vier Trainerwechsel. Wobei Gibbs ohnehin aus einer längeren Pause an die Seitenlinie zurückgekehrt war und auch mehr oder weniger altersbedingt zurücktrat.
Vergleicht man also den Hot-Seat in Washington mit anderen Franchises, dann gibt es da sicherlich unangenehmere Franchises wie jene der Redskins. Das Vertrauen der Verantwortlichen ist groß und man hat lange Kredit. Der Druck unbedingt einen Super Bowl in naher Zukunft gewinnen zu müssen sehe ich aktuell ebenfalls nicht. Es scheint eher so, als wisse man von Seiten der Verantwortlichen genau wo die Franchise steht und was möglich ist. Natürlich würde man es begrüßen häufiger die Postseason zu sehen aber zuletzt hat man sein Schicksal meist hingenommen. Auch 2019 wird wohl eine Spielzeit werden in der man sicherlich wieder irgendwo im Mittelmaß landen wird.
Ausblick 2019
Nach der Horror Verletzung von Alex Smith (35, QB) letzte Saison musste man auf seiner Position des Spielmachers reagieren. Auf den Tag genau 33 Jahre nach Joe Theismanns schwere Verletzung, bekannt aus der Eröffnungsszene des Hollywood Spielfilms „Blind Side“, verletzte sich Smith ähnlich schwer in der 11. Woche der letzten Saison. Der Spielmacher wird noch einige Zeit brauchen, falls er überhaupt noch mal zurückkehren kann. Zuletzt äußerte sich der ruhige und sympathische Hüne positiv über seinen Heilungsprozess. Trotzdem realisierte er auch, dass er noch vor einem weiten Weg stehe um zurück auf den Platz zu kommen. Angesicht seines Alters weis man daher nicht, wie lange es noch dauern wird und was noch passieren wird.
Vorsorglich hat Jay Gruden einen Ersatzmann geholt. Derzeit führt Wandervogel Case Keenum (31, QB) die Offensive an. Keenum zählt zu den erfolgreichsten College Quarterbacks aller Zeiten. Genauso ist der Texaner aber auch ein warnendes Beispiel, dass es nie selbstverständlich ist, es auch als Top Collegespieler in der NFL zu schaffen. Noch heute hält Keenum unzählige Rekorde im College Bereich. In der NFL tat er sich jeher schwer. Von den Houston Texans einst unter Vertrag genommen, spielte er mittlerweile für die Los Angeles Rams, Minnesota Vikings und zuletzt Denver Broncos. Abgesehen von seiner Saison bei den Vikings konnte er nirgendwo komplett überzeugen.
Nach zwei Niederlagen läuft es für das Team natürlich noch nicht rund aber Keenum hat zwei ordentliche Partien gezeigt. Die Passquote ist überdurchschnittlich und sein Quarterback Rating steht aktuell bei 111.2! Hält er diesen Wert würde er sicherlich in den Fokus der M.V.P. Kandidaten rücken. Wir dürfen also gespannt sein. Unterstützung hat er in zwei Oldtimer gefunden. Adrian Peterson (34, RB) und Vernon Davis (35, TE) sind zwei Haudegen mit reichlich Erfahrung. Angesichts des Alters können beide jedoch die Franchise nicht mehr tragen. Da müssen deutlich jüngere Spieler in die Presche springen.
Gerade in der Defensive muss man sich aber schleunigst verbessern. Mit Landon Collins (25, SS) hat man einen der besten Strong Safety der gesamten Liga. Doch auch in diesem Bereich des Teams muss man in meinen Augen zu sehr auf „Altstars“ setzen. Mit 32 und 33 sind Defensive Backs Josh Norman und Dominique Rodgers-Cromartie zwar noch kein Fall fürs Altersheim aber eben auch nicht mehr im besten Alter. Ohne es an die beiden Spieler fest zu machen, hat man in mehren Szenen der ersten beiden Spielen gesehen, dass sie nicht mehr ganz das Niveau von früher haben. Auch hier müssen also die jüngeren vorangehen.
Das aber wohl größte Problem sehe ich in der Defensive Line. Hier schafft man es zu selten die Läufe zu stoppen oder ernsthaft Druck auf den gegnerischen Quarterback zu bringen. In der 2. Halbzeit gegen die Packers sah dies zwar besser aus aber mit gerade mal zwei Sacks aus den ersten beiden Spielen spricht die Statistik bände. Man gehört damit zu den schlechtesten Teams der Liga. Hier könnte man noch mehr Statisten in der Verteidigung auspacken. Egal in welchen wichtigen Statistiken befinden sich die Redskins am Ende der Liga. Mit 31,5 Punkte im Schnitt pro Spiel ist man das zweit schlechteste Team. Auch bei den zugelassenen Yards rangiert man auf Rang 30 von insgesamt 32 Teams. Man muss also in allen belangen besser werden.
Abgesehen von der Defense, sehe ich trotzdem die Redskins nicht ganz so schlecht wie sie aktuell stehen. Wenn man diese Probleme noch in den Griff bekommt, sind sicherlich auch wieder + – 6 Siege drin. Man kann allerdings nicht erwarten, dass die Offensive jedes mal mindestens 30 Punkte erzielt um überhaupt Chancen auf ein „W“ zu haben. Das wird keine leichte Aufgabe aber schon am kommenden Montag sehe ich die Redskins in guter Position um für eine Überraschung zu sorgen. Natürlich könnte man gegen die Chicago Bears auch unter die Räder kommen aber da die Offensive der Bears bislang noch nicht wirklich gezündet hat, sehe ich hier gute Chancen. Schaffen es die Redskins die Punkte für Mitch Trubisky (25) & Co. halbwegs in Zaun zu halten, könnte es tatsächlich für den ersten Überraschungssieg reichen. Ich erwarte definitiv einen harten Kampf. 2019 haben sich die Hauptstädter des Mittelmaßes nie kampflos geschlagen gegeben!
