Washington Redskins – Wenig Hoffnung Auf Besserung
WASHINGTON REDSKINS – WENIG HOFFNUNG AUF BESSERUNG
2019 wahr sicherlich ein Jahr zum vergessen für die Washington Redskins. Nur drei Siege konnte man in der abgelaufenen Saison sammeln! Beängstigend, dass dies auch noch einem Team aus der eher schwachen NFC East passierte. Da man jeweils ein Hin- und Rückspiel innerhalb der eigenen Division austrägt, sind die sechs Spiele innerhalb der eigenen Division schon 37,5 % des gesamten Spielplans. Die NFC East, bestehend aus den Philadelphia Eagles (9 – 7 – 0), Dallas Cowboys (8 – 8 – 0), New York Giants (4 – 12 – 0) und Washington Redskins (3 – 13 – 0) kommen zusammen auf gerade mal 24 Siege. In der NFC West sammelten allein die San Francisco 49ers (13 – 3 – 0) und Seattle Seahawks (11 – 5 – 0) diese Anzahl an Wins! Ein massiver Unterschied. Wie schaut es also für die Franchise 2020 aus?
Verletzungssäuche
Warum ich in der Einleitung speziell auf die schwache NFC East verwiesen habe? Nun ja, obwohl man gegen die drei weiteren Teams der eigenen Division, welche sich allesamt nicht mit Ruhm bekleckert haben sechs Spiele ausgetragen hat, konnte man nicht eines davon gewinnen! Man war selbst in einer schwächeren Division maßgeblich unterlegen. Da bekommen die fünf Siege von einem Team wie den Arizona Cardinals (5 – 10 – 1) eine ganz andere Wertigkeit. Arizona teilt sich die eigene Division schließlich mit drei absoluten Playoff bzw. Super Bowl Anwärtern. Es ist also schon ein berechtigter Vergleich, ob ich gegen Teams, welche das ganze Jahr kaum ein Spiel verlieren zweimal ran muss, oder ob ich gegen Teams zweimal spiele, die schwach sind wie man selbst.
Der momentane Stand der Franchise ist für mich jedoch keine Überraschung. In meinen Augen war dieser Abwärtstrend durchaus vorhersehbar. Das Management hatte die Möglichkeit rund um Quarterback Kirk Cousins (31) etwas aufzubauen. Stattdessen entschied man sich, den Spieler stets nur um ein Jahr zu verlängern und mit einem Franchise Tag zu versehen. Sicherlich wäre ein Mehrjahresvertrag für Cousins nicht günstig gewesen, aber man hätte in Ruhe ein konkurrenzfähiges Team aufbauen können und so eine ganz andere Verhandlungsbasis mit Free Agent Spielern im Offensivbereich gehabt. Wer bindet sich schon für mehrere Jahre an eine Franchise, die ihren Starting-Quarterback stets mit Franchise Tags versieht?
Hier hat man jährlich die Unsicherheit gegenüber dem eigenen Spielmacher unter Beweis gestellt. Bereit sich für mehrere Jahre an Cousins zu binden, war man schließlich nicht. Freilich war auch der Spieler selbst mit dem Franchise Tag zufrieden gewesen, lag aber sicherlich auch daran, dass man dem Spieler kein erfolgsversprechendes Konzept vorlegte. So passte es ihm ganz gut, sich in Ruhe Jahr für Jahr anzuschauen, in welche Richtung sich alles entwickelt.
Cousins spielt mittlerweile bei den Minnesota Vikings (10 – 6 – 0) um die Playoff-Teilnahme. Gerne wollte man den eigenen Fans ein Konzept hinter all dem verkaufen. In dem man sich „wie geplant“ mit einem soliden Strippenzieher 2018 verstärkte. Alex Smith (36, QB) wurde das Vertrauen ausgesprochen. Smith ist bekannt dafür wenig Fehler zu machen, aber auch für seine unspektakuläre Spielweise. Ein guter Game-Manager, aber auch nicht mehr. Gestützt auf ein gutes Umfeld, kann man mit ihm durchaus Erfolg haben. Natürlich ist es sehr bitter, dass sich Smith so schwer verletzte. Ob er überhaupt noch mal aktiv auf den Platz zurückkehren kann, ist wirklich fraglich. Der Spielmacher zog sich einen komplizierten offenen Beinbruch zu. Eine Entzündung im Bein warf seinen Heilungsprozess sehr stark zurück. Zeitweise hing sein Bein und sogar sein Leben am seidenen Faden! Mittlerweile wurde er 17 (!!!) mal operiert! Eine Rückkehr steht in den Sternen. Kürzlich ist eine Dokumentation erschienen, die einen detaillierten Einblick in diese schwere Zeit gibt, die von der Öffentlichkeit weitestgehend unberührt blieb.
Die Verletzung Smith’s warf somit auch die Franchise weit zurück. Für mich wäre aber auch ein gesunder Alex Smith nicht die Antwort des Erfolgsrezeptes gewesen. Vielleicht kurzzeitig, aber auch nicht langfristig. Hier hätte man ganz klar Cousins behalten müssen. Durch die Verletzung befindet man sich nun weiterhin in der Zwickmühle was die Quarterback Position angeht. Case Keenum (34, QB) bekam 2019 die Chance, was jedoch nicht so funktionierte wie erwartet. Irgendwie hat man nämlich die Verletzungsseuche in der Hauptstadt der USA. Keenum, sein Backup Dwayne Haskins (23, QB) und auch Colt McCoy (33, QB) kamen alle zum Einsatz in der vergangen Spielzeit auf der wichtigsten Position des Sports, alle drei verletzten sich! Verrückt! Man gab sich die Klinke vom Krankenzimmer teilweise gegenseitig in die Hand. Logisch, dass die Auftritte darunter litten.
Rivera Als Hoffnungsschimmer
Unabhängig von den Aktivitäten der Offseason und des Verlaufs vom Draft 2020, heißt der in meinen Augen große Hoffnungsschimmer Ron Rivera (58, HC). Der ehemalige Hauptübungsleiter der Carolina Panthers, soll fortan die Franchise zu besseren Spielzeiten führen. Das Projekt rund um Jay Gruden (53, HC), dem jüngeren Bruder von Jon Gruden (56, HC, Raiders), wurde im Laufe der letzte Saison erfolglos beendet. Trotz vielversprechender Ansätze und einer Playoff-Teilnahme in seinem zweiten Jahr als Head Coach der Franchise 2015, konnte er seinem Team nie den endgültigen Stempel des Erfolgs aufdrücken. Die Entlassung Grudens ist daher keine Überraschung. Rivera genießt innerhalb der NFL großen Respekt und wird sicherlich auch Zeit bekommen, sein Konzept umzusetzen.
Schaut man sich die Offseason Moves der Redskins an, dann fehlen da die ganz großen Namen. Vielmehr hat man den Eindruck als hat Rivera zunächst erst mal einzelne Teile für seine Maschine ergattert. So wird er 2020 eher auf das Kollektiv, als auf die ganz großen Superstars setzen. Den Geldbeutel hat man in diesem Jahr definitiv nicht zu weit geöffnet. Ob es die Strategie des Head Coaches ist, oder der Geiz der Verantwortlichen, lässt sich so nicht sagen. Die Vergangenheit hat aber auch gezeigt, dass man nicht immer die ganz dicken Scheckbücher braucht um Erfolg zu haben. Ohnehin ist man sich in Washington D.C. bewusst, dass es auch mit Rivera seine Zeit brauchen wird. Daher habe ich auch für 2020 wenig Hoffnung, dass es gravierende Verbesserungen geben wird. Hierfür sind noch einige größere Lücken zu schließen. Mehr als sechs Siege der Franchise im aktuellen Spieljahr halte ich schon für ein kleines Wunder. Dazu muss erst noch die Vergangenheit etwas aufgearbeitet werden.
Bauen Auf Die Zukunft
Vielversprechend sollte man trotzdem in die Zukunft blicken. Rivera verstand es schließlich auch aus den Panthers zeitweise einen Super Bowl Kandidaten zu machen. In der 50. Auflage des größten Spiels der NFL, scheiterte man letztlich aber doch an Peyton Manning (44, QB) und den Denver Broncos. Was einem aus Sicht der Redskins zusätzlich freudig stimmen sollte ist die Tatsache, dass man mit aktuell $ 36.564.552 am zweit meisten Cap Space 2020 noch übrig hat. Nächstes Jahr könnten es dann sogar fast $ 76.000.000 sein. Dies gibt der Franchise gute Optionen auf dem Markt, falls man gewillt ist diesmal größere Verträge abzuschließen als dieses Jahr.
Im Draft hat man solide agiert und aus seinen Möglichkeiten teilweise das maximale herausgeholt. Youngster Chase Young (21, DE) wird voraussichtlich bereits in seinem ersten Jahr ein Leistungsträger werden. Im Vorfeld des Drafts erzielte Young herausragende Bewertungen und stand somit bei den Scouts sehr hoch im Kurs. Das man hier die letztjährig schwache Defensive adressiert macht Mut. In der Offensive möchte man zwei Talenten die Chance geben um die freien Plätze im Kader zu kämpfen. Kaum eine Offensive war 2019 schlechter wie jene der Redskins. Auch wenn Antonio Gibson (21, WR) und Antonio Gandy-Golden (22, WR) wahrscheinlich noch etwas Zeit brauchen werden, sollten sie an den Kader herangeführt werden. Es würde mich auch nicht wundern, wenn einer der beiden im System Rivera sofort weiterhelfen würde.
Abschließend lässt sich sagen, dass das momentane Projekt der Washington Redskins wieder eher für längere Jahre angelegt ist. 2020 wird womöglich nicht viel besser wie 2019 werden. Daher sehe ich auch aktuell wenig Hoffnung auf Besserung. Erst mit Blick in die Zukunft erscheint da das Licht etwas heller. Natürlich hätte ich auch nichts dagegen die Franchise wie ein Phönix aus der Asche empor steigen zu sehen, aber dies bleibt dann wohl doch eher Träumerei oder Wunschdenken. Auch in der schwachen NFC East!
